Animal Tropical
ihm Namen und Alter der Leute und so … wirklich eine tolle Sache, eine Gnade Gottes. Und wirkt bei ihm immer. Orula sagt ihm, er müsse konsultieren. Ob er will oder nicht. Er muss einfach. Er jedoch … na, Sie haben’s ja gesehen. Seit über einem Jahr ist er bei mir, zusammen sind wir seit … mehr als zwei Jahren, aber er kriegt’s nicht gebacken. Legt sich mit der Polizei an, macht Krawall, besäuft sich. Hat schlechten Umgang, nicht einen einzigen Freund, der was taugt, Anstand besitzt. Alles Kriminelle von der gesetzlosen Sorte, die immer im Visier der Polizei stehen und von ihr nicht aus den Augen gelassen werden.«
Rosa drehte sich um, hob die elende Schlafstatt ein wenig an, untersuchte einige Flaschen in der Ecke, öffnete Dosen und schaute hinein. Schließlich kam sie herüber und setzte sich an den Konsultationstisch, führte aber ihre Litanei fort: »Ich unterrichte ihn, damit auch er Konsultationen machen kann, aber wenn er nicht auf mich hört, setze ich ihn vor die Tür, und Schluss aus! Ich mache allein weiter, und alles ist wie eh und je. Jawohl, das Bett ist schließlich nicht alles. Männer wie diesen habe ich nur wenige in meinem Leben gehabt.
Na … zumindest, was das Bett angeht, verstehen Sie? Ein Macho ist er, ein richtiger Zuchtbulle. Es stimmt schon, dass ich ihm gefalle, denn wir Frauen merken, ob wir einem Mann gefallen oder nicht. Am liebsten würde ich ihm einen Sohn schenken. Vielleicht wird er dann sesshaft. Aber in meinem Alter … stellen Sie sich vor. Und schließlich ist das auch nicht alles im Leben. Man ernüchtert. Die Zeit vergeht, und er tut nichts, um voranzukommen, und macht weiter wie bisher, mit seinen Besäufnissen und … ach, wir werden sehen; schließlich sind Sie zu einer Konsultation gekommen, weil Sie ein Problem haben, und auch ich bin in Eile, also …«
Rosa beendete ihr ermüdendes Gejammer über Cheo und bekreuzigte sich mit einem Blick auf die Heiligen auf dem Altar. Sie besprenkelte mich mit Kölnischwasser. Wir entblößten den Kopf und die Arme, und dann begann sie ihre Beschwörung: »Ave Maria, gesegnet sei die Frucht deines Leibes, Jesus, Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt sei dein Name, komme zu mir und zu … Wie heißen Sie?«
»Pedro Juan.«
»Komm zu mir und Pedro Pablo, Herr, und erleuchte was du kannst, schick sieben Strahlen …«
Sie betete ihre Litanei runter ohne Unterbrechung. Mit den Fingerknöcheln klopfte sie leicht auf den Tisch, stieß den Rauch ihrer Zigarre in Richtung eines Kruzifixes aus, das in einem Glas Wasser stand, und öffnete die Handflächen, als sie weiterflehte.
»Ich glaube an Gottvater, den Allmächtigen, Schöpfer von Himmel und Erde und allem dort oben und unten und … hmmm. Hmmm … mal sehen … hmmm, wollen wir doch mal sehen, was ich zu sagen habe … Sie sind nicht wegen Geld- und Gesundheitsproblemen gekommen …, Sie haben kein Problem mit den Hütern von Recht und Ordnung … hmmm, mal sehen, was ich zu sagen habe … Sie machen bald eine Reise. Eine weite Reise mit Wasser dazwischen, und Sie haben viele Frauen drüben auf der anderen Seite und viele Frauen hier auf der Seite. Hmmm … Pedro Luis, Sie geben nicht gut auf sich Acht, mein Sohn. Sie müssen sich immer etwas für den morgigen Tag aufheben. Der Tote sagt, Sie haben immer Changó und Ochún vor sich, und Sie müssen zu ihnen beten und Blumen hinstellen und sie um Gefallen bitten. Sie müssen mit ihnen sprechen. Darum gefallen Ihnen die Frauen so. Und Sie sind stark und potent. Sie geben sich Ihnen schnell hin und verlieben sich in Sie, Pedro José. Sie müssen nicht einmal den Mund aufmachen, müssen sie nur anschauen, dann kommen sie gelaufen und geben sich ganz hin … Ich will Ihnen etwas sagen, Pedro Pablo … Haben Sie Pedro Pablo oder Pedro José gesagt?«
»Pedro Juan.«
»Pedro Juan, ja. Also, sehen Sie mal hierher, Pedro Juan … hmmm … Der Tote sagt, Sie brauchen einen Schutz und eine Reinigung. Sie haben nichts über sich, was Sie schützt, mein Sohn. Und Ihnen Wege eröffnet … Na ja, doch … der Tote sagt, Sie hätten die Halsbänder von Obbatalá und von Changó, benutzten sie aber nicht. Stimmt das?«
»Ja.«
»Ahhh, das ist gar nicht gut. Und warum benutzen Sie sie nicht? Sind Sie Dirigent oder so was, ich meine, was könnte es Ihnen schaden?«
»Nein, nichts.«
»Sie müssen sie benutzen, mein Sohn. Doch außer den Halsbändern brauchen Sie noch vieles andere, damit aus der Reise was wird. Und
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