Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
Vom Netzwerk:
damit sie gut wird. So wie sie sein muss. Mit Geld für sich und Ihre eleganten, feinen Frauen und alles, was Sie wollen. Sie wollen … Papiere. Viele Papiere, ahhh, ich verstehe nichts. Sind Sie Musiker?«
    »Nein.«
    »Und wie können Sie dann reisen, wo doch die Einzigen, die hier reisen, Musiker sind?«
    »Ah.«
    »Na ja, und dann noch die, die in der Yankee-Lotterie gewonnen haben …«
    »Ah.«
    »Nein, bei Ihnen sieht das anders aus. Sie haben mit Papier zu tun, nicht mit Musik. Aber Sie werden reisen, obwohl Sie kein Musiker sind. Und lange. Eine weite Reise. Und es gibt Geld und Abwechslung und Frauen, und Sie werden essen und trinken und leben wie ein König, in schönen Häusern. Alles Gute ist Ihnen zugedacht. Aber ich sehe Papier und Ihr besorgtes Gesicht. Sie denken viel, nicht wahr, mein Sohn?«
    »Keine Ahnung. Normal.«
    »Nein, nein. Sie denken, aber voller Sorgen. Manchmal glauben Sie, verrückt zu werden. Und Sie trinken viel Rum, den mögen Sie. Und rauchen Zigarren. Der Tote sagt jetzt, der Rum, die Zigarren und die Frauen stammen von dem Afrikaner. Sie haben einen geflüchteten Afrikaner, wissen Sie, einen geflohenen, und einen Indianer zur Seite. Nie weichen sie von Ihrer Seite und helfen Ihnen sehr.«
    »Das hat man mir gesagt.«
    »Sie sind da, an Ihrer Seite. Und wie sich die beiden verstecken. Sie sind gerissen, die zwei Strolche. Sie lassen sich nicht leicht blicken. Man muss schon wissen, wie. Hmmm, mal sehen … Der Indianer ist stiller und mag lieber Ruhe und Blumen, aber der Afrikaner ist störrisch und widerspenstig. Sind Sie widerspenstig, mein Sohn? Ja. Sie brauchen mir nicht zu antworten. Man sieht, dass Sie bissig und rebellisch sind. Der Afrikaner war fortgelaufen und starb in den Bergen, nackt, nur mit einem Lendenschurz an, nichts weiter. Er war ein Bergneger, aber fröhlich und rebellisch. Ein bissiger, widerspenstiger Neger. Zum Sklaven taugte er nicht. Er floh von der Plantage. Wollte nicht arbeiten. Wollte lieber tot sein, als den Kopf zu senken und zu schweigen. Dieser Neger war Sklave, legte aber die Ketten ab und floh in die Berge. In Ketten starb er. Lieber wollte er wild in den Bergen leben, auch wenn er Hunger leiden sollte. Aber frei. Und die Frauen ergaben sich ihm leicht. Zigarren und Rum. So war er zu Lebzeiten. Jetzt weicht er nicht mehr von Ihrer Seite.«
    Dann sprach Rosa noch ein bisschen weiter. Ich schwieg, machte den Mund nicht auf. Bis sie etwas Neues sagte:
    »Der Tote sagt, dass die Frauen auch weiter zu Ihnen kommen werden, Pedro Pablo. Die einen kommen, die anderen gehen. Sie erobern mit dem Blick, mit Zungenfertigkeit und im Bett. Sie wissen, es gibt Männer, die reden nicht und gehen brutal vor. Und das mögen Frauen nicht. Eine Frau will sich verlieben. Sie finden schöne Worte und veranstalten einen ziemlichen Wirbel im Bett. Sie müssen ein ganz Kesser sein, Sohn von Changó und Ochún. Aber ich will auf etwas anderes hinaus: Der Tote sagt, es gibt da eine Frau, die Sie nicht kennen. Sehr fein, groß, weiß, elegant, sehr gebildet. Sie zieht sich gerne schwarz an, ist blond und sehr weiß. Stimmt das?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wissen Sie nicht, natürlich nicht. Dazwischen ist Wasser. Wahrscheinlich ist sie Ausländerin. Aber ihr werdet zusammen sein, und das ist gut für euch beide, denn sie ist eine Tochter von Eleguá und Oggún … hmmm … ganz schön stark … Eleguá und Oggún. Aber sie weiß es nicht. Sie müssen es ihr sagen und ihr die Halsbänder mitbringen, die ihr von Nutzen sein sollen. Rot und schwarz für Eleguá, und schwarz und grün für Oggún. Wissen Sie das? Ja, Sie wissen darüber Bescheid, denn Sie sind sehr gläubig. Sehen Sie, Pedro Pablo, Sie werden die Halsbänder kaufen und mir bringen, damit ich ein Pfand daraus mache, sie gut präpariere, und Sie nehmen sie dann mit und hängen sie ihr um den Hals im Namen … also, das sage ich Ihnen noch, denn Sie müssen etwas sagen, wenn Sie sie ihr umhängen. Die Frau wartet auf Sie. Und wenn ihr euch trefft, wird einer dem anderen neue Wege öffnen. Was für eine schöne Sache. Sie wird Ihnen neue Wege öffnen und Sie ihr.«
    »Und wie heißt sie?«
    »Der Name ist nicht ganz klar … Anita vielleicht? Kirina? Etwas in der Art, aber den Namen gibt er nicht preis. Sie schon. Sie ist hübsch, groß, schwarz gekleidet, geht an einem Strand entlang oder … viel Wasser ist da … wie ein Meer. Und es weht ein starker Wind und ist sehr kalt. Sie wartet auf Sie. Allein geht sie

Weitere Kostenlose Bücher