Animal Tropical
es mitten auf der San Lázaro. Die Achse hinten links war gebrochen. Das Rad kullerte auf den Gehsteig zu, und das Auto wirkte wie ein verletztes Tier; die Beine gespreizt wie ein riesiger alter Dinosaurier, der nicht mehr laufen kann und mitten im Wald auf die Schnauze fällt. Das Achsenende bohrte sich in den heißen Asphalt. Zwei Typen in Shorts, kurzärmeligen Hemden und Gummilatschen stiegen ruhig aus dem Vehikel. Offenbar waren sie an solche Katastrophen gewöhnt. Sie regten sich nicht auf. Mit einem hydraulischen Wagenheber hoben sie den Wagen an, unterlegten ihn mit Steinen und Schutt und begannen ihn an Ort und Stelle, mitten auf der Straße, zu reparieren. Der wenige Verkehr fuhr links und rechts an ihnen vorbei. In ein paar Minuten blutete der Dinosaurier aus. Um ihn herum bildete sich eine Lache aus Flüssigkeiten und Fetten. Die Kerle verzagten nicht. Sie nahmen Werkzeug aus dem Kofferraum. Offensichtlich waren sie gut ausgerüstet. Und legten Hand an. Es mochte etwa vier Uhr nachmittags sein. Das Licht war ausreichend. Wenn es dunkel wurde, würden sie blind arbeiten müssen.
Und ich stand da. Wurde gut unterhalten von der Reparatur des Dinosauriers sowie von einer vorübergehenden jungen Frau mit Superarsch und Supertitten, die vor kurzem in das Nachbarhaus eingezogen war. Sie zwängt sich so ein, dass sie bestimmt nicht richtig atmen kann. Nachdem sie die Schuhe abgestreift hat, legt sie Musik in voller Lautstärke auf und geht auf die Dachterrasse, um ein paar Eimer Wasser aus den Tanks zu holen. Sie scheuert, wischt und wäscht wie eine Verrückte. Ihr Mann ist Ingenieur. Sie wohnen in einem sehr kleinen Zimmer, das sie sich aus Ziegelsteinen, Brettern und Zement-Dachpfannen selbst gebaut haben. Ungefähr vier mal vier Meter, auf dem Dach dieses Gebäudes. Ich sehe ihr gern gegen Abend zu, wenn die Sonne untergeht. Dann setzen sich die zwei in die kühle Brise auf dem Dach und arbeiten ein paar Stunden; sie fertigen Piercingschmuck, Hals- und Armbänder für die Santería an; Schnallen, Gurte und Haarschmuck. Davon leben sie. Die Einkünfte reichen nicht einmal für den Monatsanfang. Manchmal lässt sie den Kerl Perlen auffädeln und scheuert schnell die Böden. Reinlichkeitsfimmel. Vielleicht verausgabt sie sich intellektuell beim Perlenauffädeln. Ihr Gehirn hält eine solch intensive Arbeit nicht aus, und dann lässt sie es gut sein und geht zur Tat über. Um durch das Scheuern der Böden Energie loszuwerden. Und sie ist glücklich, wenn sie schön mit dem Arsch und den Titten wackeln kann, damit auch alle wissen, dass sie lieblich ist wie Kokoscreme.
Es klopfte an der Tür. Trucutú und Pelé. Sie kamen, um die Antenne ein bisschen zu richten. Zwei junge Männer so um die dreißig. Sie sind hier geboren, aufgewachsen und kennen das Viertel aus dem Effeff. Nichts entgeht ihnen. Für sie ist eine Fahrt nach Vedado, Cerro oder Guanabacao eine richtig weite Reise. Vor einigen Monaten hat Pelé bei mir auf dem Dach eine Antenne angebracht, um die Kanäle aus Miami zu empfangen. Das ist verboten, aber er ist einfach crazy nach Cristinas Show. Alle seine Geschwister leben in Miami. Trucu hat eine Vulkanisierwerkstatt, und die beiden sind alte Partner. Immer sind sie zusammen. In guten wie in schlechten Tagen. Sie flicken Reifen, waschen Autos, reparieren sie, machen einfach alles: Mechanik, Elektrizität, Klempnerei, Schwarzmarkt. Alles, Tag für Tag, um ein paar Pesos aufzutreiben. Trotz alledem ist Trucu mager und schiebt Hunger. Er ist nicht nur dünn, sondern hat auch ein hungriges Gesicht. Pelé hingegen ist stark und ernährt sich etwas besser. Das kaputte Oldsmobile steht genau vor der Werkstatt. Vom Dach aus sehen wir zu, wie die beiden Typen sich abrackern. Trucu sagt zu mir:
»Diese knickerigen Hungerleider werden noch bis morgen zugange sein.«
»Wieso? Kennst du sie?«
»Nein, aber ich habe ihnen angeboten, die Reparatur zu übernehmen, doch sie erwiderten mir, nein, sie wollten es selbst machen.«
»Das ist nicht so kompliziert. In zwei, drei Stunden …«
»Zwei, drei Stunden? Eine Wagenachse? Man sieht gleich, dass du von Mechanik nichts verstehst, Pedro Juan. Mindestens zehn Stunden werden sie dafür brauchen. Und alles nur, um ein paar Pesos zu sparen.«
»Von wegen ein paar Pesos. Du und Pelé, ihr knöpft ihnen mindestens dreihundert Pesos ab.«
Im Brustton völliger Überzeugung unterbrach Pelé:
»Fünfhundert Pesos kostet diese Arbeit, Kumpel. Für weniger rühre ich
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