Animal Tropical

Kisten mit den Zigarren zu verkaufen, du weißt schon, das Geschacher aller Seeleute, denn wenn du mit leeren Händen nach Kuba kommst, sieht dich die Braut nicht mal an. Du weißt, sie markiert die Dame, aber das ist nur Illusion. Sie spielt dir etwas vor. Sie ist eine Räuberbraut, und du musst ihr Parfüms und Schuhe und alles, was sie sonst noch so begehrt, mitbringen. Entweder gehorchst du, oder es ist auch nichts mit Vögeln, und du sitzt allein da. Dann wirst du wirklich verrückt. Es ist eine Obsession, Pedro Juan.«
    »Kein glückliches Leben also.«
    »Doch. Man gewöhnt sich an alles. Jetzt geht’s mir schlechter. Da unten in der Werkstatt. Und dann weiß ich, dass ich alles, was ich im Leben vorhatte, schon hinter mir habe. Heute gibt’s weder eine Flotte, noch gibt’s Boote, und es gibt auch keine Fische oder Arbeit oder sonst was. Und ich habe weder Frau noch Kinder, noch Geld, noch irgendwas. Nicht einmal einen Platz zum Totumfallen, denn die Flittchen haben mir alles abgeknöpft, als ich mal wer war. Und die Jahre gehen an einem vorbei.«
    »Hör jetzt auf zu jammern, Mann. Werd hier nicht depressiv, denn …«
    »Nein, nein. Ich habe dir schon gesagt, ich spreche mit dir, wie ich sonst zu niemandem spreche, weil du mein Freund bist. Und was ich dir sage, ist die Wahrheit. Ich erfinde nichts und veranstalte auch kein Drama: Für ein paar Pesos stehe ich Tag für Tag in der Werkstatt. Das reicht nicht mal fürs Essen, Pedro Juan. Man weiß ja, dass man aus dem Elend nie herauskommt. Manchmal, wenn du daran denkst, sagst du dir: Vielleicht passiert ja mal was, und dann hole ich mir einen Haufen Geld, vielleicht taucht mal eine Alte mit viel Knete auf und heiratet mich und stirbt dann, und ich bleibe versorgt zurück. Von wegen. Märchen, die man sich ausdenkt. Da gibt’s weder Geld noch eine anständige Frau, weder eine Alte mit Scheinchen noch Liebe auf der Welt oder sonst was. Alles Scheiße, die man sich ausdenkt, um sich nicht kopfüber hier vom Dach zu stürzen und unten auf dem Asphalt zu zerschmettern.«
    Ich hielt ihn am Arm zurück.
    »Was ist los mit dir, Trucu, Kumpel? Geh jetzt und lass diese Dummheiten, du legst dir ja selbst die Schlinge um den Hals.«
    »Hahaha, hast du echt geglaubt, ich wolle mich wirklich hinunterstürzen, Mann? Du nimmst immer alles viel zu ernst.«
    Pelé trat hinaus auf die Dachterrasse und kotzte wie ein Tier. Er hat viele Schweinereien im Bauch. Er rutschte aus und fiel in die Kotze. Von alledem beschmiert, blieb er auf dem Boden sitzen. Wir standen da und sahen ihm zu. Auch wir hatten ganz schön einen sitzen. Die Typen unten waren weiter am Oldsmobile zugange. Wie viele Stunden werkelten sie jetzt wohl schon daran herum? Ich stierte auf die Kotze und sagte zu Trucu:
    »Man darf Liebe nicht mit Recht auf Eigentum verwechseln.«
    »Wer hat dir denn das gesagt, Pedro Juan? Verdammt, du bist ein Mann von der Straße, mit Abschluss von der Universität des Lebens, genau wie ich. Eine Frau muss man immer gefügig machen, Pedro Juan. So war’s das ganze Leben lang, und es wird auch immer so bleiben. Sie muss wissen, dass du der Herr im Haus bist. Wenn du ein bisschen flügellahm wirst, führt sie dich hinters Licht und macht dich fertig. Sieh mich an.«
    »Die Frau lässt dich in dem Glauben. Aber im Grunde ist sie diejenige, die den Ton angibt.«
    »Nee. Da irrst du dich. Entweder gibst du den Ton an oder sie. Es ist ein Krieg. Die Sache mit der Liebe ist ein Märchen.«
    »Zu viele Jahre auf See. Du kennst dich vielleicht mit Kabeljau und Dorsch aus, aber von Frauen hast du keine Ahnung.«
    »Wieso?«
    »Sie haben dir was vorgespielt, dir dein Geld abgeknöpft, dich betrogen wie einen kleinen Jungen. Und du glaubst immer noch, man könne ihnen Befehle erteilen und sie würden gehorchen. Die Frauen sind intelligenter als wir, Trucu, durchtriebener, mutiger, entschiedener, geistig beweglicher.«
    »Woher weißt du das? Hast du denn nie Vargas Vila gelesen? Vargas Vilas Bücher sind die Bibel.«
    »Red keinen Stuss, Trucu. Vargas Vila? Sei kein Rindviech, Mann. Nicht umsonst nennt man dich Trucutu.«
    »Aber Vargas Vila schreibt klipp und klar: Verführ sie, bestich sie, verdirb sie. Sie sind alle Huren. Sie haben eine Hurenseele.«
    »Lassen wir jetzt das Thema, denn wir sind beide betrunken und kommen zu keinem …«
    Jemand klopfte an die Tür. Es war Gloria. Als sie uns so sah, bekam sie gleich Lust, auf Dame-des-Hauses-Messe-ist-um-sieben zu machen:
    »Oje,