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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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keinen Finger. Mit Garantie. Denn wir geben Garantie. Diese Scheißkarre kann überall ihren Geist aufgeben, nur nicht hier. Die Achse wird nie im Leben wieder flott werden. Das kannste mir glauben!«
    »Schon gut, ich glaub’s ja. Hör jetzt auf, die Trommeln zu schlagen. Wenn ich mir ein Wägelchen zulegen sollte, nehme ich euch beide als ständige Mechaniker unter Vertrag.«
    »Du willst dir ein Wägelchen zulegen, Alter? Wurde auch Zeit. Besitzen wir etwa ein paar versteckte Pesos? Du bist im besten Alter und eine Persönlichkeit! Pedro Juan, du kannst doch nicht ewig auf diesem Drahtesel rumfahren wie irgendein Hungerleider. Nein, nein, nein. Ich bin dein Freund, Kumpel, und ich sag dir ganz ehrlich: Du brauchst einen hübschen kleinen Wagen, einen, der dir Ansehen verleiht. Einen hübschen kleinen Wagen für einen Typen mit Stil. Du hast Charakter. Wir besorgen dir einen. Was ganz Besonderes, was zu dir passt.«
    Trucutú daraufhin:
    »Pedro Juan, wir kennen uns mit so was aus, und wir suchen dir was Besonderes. Einen Wagen, der dir nicht viel Ärger macht. Perfekt für dich wäre ein Chevrolet Jahrgang ‘56 oder ‘57. In Stahlgrau, alles verchromt, die Sitze mit Tigerfellimitation überzogen. Ein guter CD-Spieler, breite Weißband-Reifen. Und damit schnurstracks gen Himmel. Der reinste Luxus, Mann. Du kannst dir nicht vorstellen, wie uns die Mädels an den Hacken kleben werden! Und ab an den Strand, gut vögeln und Dosenbier!«
    »Komm wieder runter von deiner Wolke, Trucu, Kerlchen! Bist du noch ganz da, oder was ist!«
    »Na, ein bisschen träumen muss man immer. Aber es ist nicht unmöglich, Mann. Wenn ich die Augen zumache, sehe ich mich da schon. Uns drei. Uns drei! Mit drei aufregenden Mädchen von süßen zwanzig. Oder achtzehn. Oder sechzehn. Knusprig zart. Dazu eine Dose Bier in der Hand.«
    »Schon gut, schon gut, immer mit der Ruhe. Wenn ich das Geld zusammenhabe, werde ich mich mit euch in Verbindung setzen.«
    »Genau das, Mann, ganz genau. Unternimm eine deiner kleinen Europatouren, und bring Kohle für einen Chevy mit. Und komm bloß zurück, Mann! Nicht dass du mit den Händen voller grüner Scheinchen dastehst und lieber dort bleiben willst.«
    »Du weißt, dass ich immer wiederkomme.«
    »Ja. Der Einzige.«
    »Nicht der Einzige. Es gibt viele, die aus Kuba wegfahren und zurückkommen.«
    »Na ja, Kumpel, lass dir bloß nicht zu viel Zeit. Heute sind die Preise ganz unten, können aber jederzeit explodieren, und dann kostet dich der Chevy das Doppelte.«
    Sie fingen an, die Antenne von Pelé zu reinigen. Der Salpeter lässt das Aluminium anlaufen. Eine Diodenbuchse hatte sich gelockert. Ich holte das bisschen Rum, das ich noch hatte, und wir tranken. Eine Zeit lang sahen wir der Frau mit dem Superarsch zu, die weiter auf dem Dach zugange war. Jetzt badete sie ein Hündchen. Dann holte Pelé etwas Gras hervor, drehte einen Joint daraus, und wir zogen es uns rein. Als der Rum alle war, ging Trucu die Treppen runter und holte eine neue Flasche. Pelé ging in die Küche, wärmte einen Teller an und bereitete Schnee zu. Zwei Linien für jeden. Seit langem hatte ich nichts mehr geschnupft. Ahhh, ich wurde ganz aufgedreht. Ich, der Beste. Die beiden amüsierten sich über mich. Ich gab Witze zum Besten, tanzte umher und prahlte mit meinen verrückten Vögeleien am Strand. Pelé trank weiter Rum. Er war gierig. Erneut rollte er sich einen Joint und rauchte. Ganz allein. Trucu und ich wollten nicht mehr.
    »Heute willst du’s mal so richtig wissen, was, Kumpel?«
    »Es ist das Einzige, was mir bleibt, Pedro Juan. Anderes gibt’s nicht.«
    »Was heißt, anderes gibt’s nicht? Leg dir eine Tussi zu. Du bist jung.«
    »Ich bin in Patricia verliebt. Heute sind’s genau drei Monate, dass sie mich nicht angerufen hat. Das feiere ich. Scheint, als ob sie sich einen mit Ticket nach drüben zugelegt hat, und Pelé kann in der Gosse verrecken.«
    Er wurde traurig. Seine Eltern waren schon vor Jahren verstorben. Seine vier Brüder in Miami. Ein paar Mal hatte er im Knast gesessen. Nur kurz. Jedes Mal knapp über ein Jahr. Seine Frau ersann eine Reise nach Venezuela. Sie hatte sie ganz heimlich vorbereitet und es ihm praktisch erst auf dem Weg zum Flughafen erzählt, aber er solle sich keine Sorgen machen, denn sie würde ihn nachkommen lassen, damit sie zusammen in Venezuela oder Miami leben konnten. Anscheinend hatte sie ihre Meinung geändert. Kein Lebenszeichen gab sie von sich. Pelé legte eine

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