Animal Tropical
locker es ihnen saß! Manchmal musste ich gar nicht mehr vögeln, denn sie tranken so viel, dass er ihnen nicht mehr stand. Und ich zog ihnen die Scheinchen aus der Tasche. Sie bemerkten es nicht einmal. Da floss das Geld nur so!«
»Dann war er also riesig.«
»Sieben Zimmer, und immer hatten wir zehn, zwölf Frauen da. Manchmal mehr. Viel Kommen und Gehen.«
»Gab’s Barbetrieb?«
»Im Empfangsraum war eine Bar aufgebaut. Es ging schon ziemlich drunter und drüber. Und als sie das Gesetz rausbrachten gegen … na, ich hatte sowieso keine Probleme, denn ich war schon gegangen.«
»He?«
»Ich war nicht mehr da.«
»Wie ein braves Mädchen bist du stillschweigend gegangen?«
»Milagros hat mich rausgeworfen.«
»Warum?«
»Ihr Ehemann stellte mir nach, und ich musste ihn ein paar Mal mitnehmen und vögeln. Sie kam dahinter und warf mich raus. Ohne Skandal und öffentliche Szene. Wie bei anständigen Leuten, aber ich musste gehen, ohne Wenn und Aber.«
»Hör mal, du hast aber auch Nerven. Wem kommt es schon in den Sinn, den Ehemann der Chefin zu vögeln?«
»Mir.«
»Ja. Einzig und allein dir. Du hast dein Hirn auch zwischen den Beinen.«
»Ich mein Hirn zwischen den Beinen? Nee, Süßer, ich tue nichts, nur weil’s mir Spaß macht. Der Kerl ist Schlachter und zahlte gut. Manchmal hat er mir zweihundert Pesos für einen mittelmäßigen Handjob über fünf Minuten gegeben. Und verzieh sie ihm etwa? Nein, Mann, um nichts in der Welt! Ich habe nicht mehr mit ihm gevögelt, weil man mich an Milagros verpetzte und die ganze Nerverei begann.«
»Alles hat seine gute Seite, so bist du dem Schlamassel mit der Polizei entgangen.«
»Ja, aber Arbeit gibt es genug. In dem Viertel sind viele Puffs. Unmengen. Aber sie sind klein, da kommen keine Leute mit Geld hin. Dreckpuffs, die nicht der Mühe wert sind. An manchen Tagen habe ich damals fünfhundert Pesos gemacht. Das war eine ganz andere Sache.«
»Sie macht ihn wieder auf. Vielleicht verzeiht sie dir.«
»Nee. Ich gehe keinen Weg zweimal. Außerdem: Wenn ich eine Sache hinschmeiße, kracht sie zusammen. Als ich noch dabei war, war der Puff immer voller Männer, und das Geld floss in Strömen. Sie warf mich raus, und sieben Tage später musste sie dichtmachen, und fast hätte man ihr noch das Haus weggenommen und sie ins Gefängnis gesteckt. Sie, ihren Mann und den Barkeeper. Sogar die Alte, die sauber machte und die Laken wechselte, wollten sie einsperren. Sie kamen frei, weil Milagros mit ihren Scheinchen alle bis raus zu Mohammed bestach. Und alle hielten hübsch still.«
»Du bist rachsüchtig.«
»Das ist eine Gabe von mir. Was ich hinschmeiße, kracht zusammen.«
»Hast du nachts gearbeitet?«
»Zu allen möglichen Zeiten. Ich handle aus Eingebung. Und fertig. Wieso willst du noch mehr wissen? Um eifersüchtig zu werden?«
»Nein, Süße, für den Roman.«
»Du gehst einem echt auf den Keks mit deinem Roman. Wahrscheinlich schreibst du ihn nie.«
»Doch, eines Tages muss ich damit anfangen. Ich muss mich nur dazu entschließen.«
»Nichts wirst du schreiben.«
»Doch, glaub es mir. Das Schwierigste sind der Titel und die erste Seite.«
»Du hast mir gesagt, er heißt Mucho corazón – Viel Herz. Oder hast du schon wieder eine neue Idee?«
»Ja, der Titel ist gut, aber … ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich habe viel Material … ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich kann irgendwie keinen klaren Gedanken fassen.«
»Du bist noch imstande, all diese Puffgeschichten vorkommen zu lassen und mich dazu, mit vollem Namen.«
»Wie willst du heißen?«
»In dem Roman?«
»Ja.«
»Irgendwie, nur nicht Gloria.«
»Such einen aus.«
»Katia.«
»Mir gefällt Gloria besser.«
»Aber dann werden die Leute wissen, dass ich es bin. Wie schrecklich. Bei deiner Mutter, tu mir das nicht an! Andere wenigstens meinen Namen.«
»Wer soll schon wissen, dass du das bist?«
»Schon gut. Du bist ein viel zu großer Faulpelz und wirst überhaupt nichts schreiben.«
»Hat dir der Puff gefallen?«
»Na klar, es ist das lustige Leben. Keine Gefühlsduseleien. Wann hast du schon einmal eine sentimentale Nutte gesehen?«
»Den Männern gefallen Nutten.«
»Das stimmt nicht. Ihnen gefallen Nutten auf der Straße und im Puff, aber zu Hause wollen sie eine Dame. Privatbesitz, und dass ja keiner den Rasen betritt.«
»Dich mag ich sehr.«
»Ja, ähhh … um ins Bett zu taumeln.«
»Niemand weiß, wie unser Schicksal aussehen wird.
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