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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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entscheiden kannst …«
    »Was soll der Streit? Was willst du?«
    »Was will ich wohl? Was jede Frau will: heiraten, mit dir leben, Kinder bekommen, dass du mich liebst, mein Mann bist, ein eigenes Haus. Etwas besitzen und mein Leben organisieren.«
    »Wenn’s weiter nichts ist.«
    »Willst du ewig alleine bleiben? Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert.«
    »Der sich um mich kümmert? Findest du, dass ich wie ein kleiner Junge, wie ein Baby aussehe?«
    »Alle Männer sind wie kleine Jungs. Alle brauchen eine Frau, die sich um sie kümmert.«
    »Ach.«
    »Ich habe Geduld, Schätzchen. Ich bin in dich verliebt wie eine Hündin, aber alles hat seine Grenzen. Denk daran. Entscheide dich, denn alles hat seine Grenzen.«
    »Gloria, so einfach ist das alles nicht. Es ist logisch, dass du mit deinen neunundzwanzig Jahren Pläne für die Zukunft machst.«
    »Ach, spiel jetzt nicht den Alten.«
    »Ich spiele nicht den Alten, aber wir gehören verschiedenen Generationen an.«
    »Hmmm.«
    »Du siehst nur deine Belange. Und den Rest siehst du nicht. Aber meine Generation hat anders funktioniert.«
    »Wie?«
    »Wir mussten uns auf den Rest konzentrieren. Und uns selbst vergessen.«
    »Darum bist du so verbittert.«
    »Und so verwirrt. Und von allem so enttäuscht. Immerhin habe ich mich noch nicht umgebracht, was einiges bedeutet. Mich rettet jetzt der Zynismus. Jeden Tag bin ich zynischer und skeptischer. Das Einzige, was ich will, ist meine Ruhe. Sollen sie sich weiter mit Steinen bewerfen. Sollen sie ihr Leben in Hass und Rachsucht führen. Aber mir geht niemand mehr auf die Nerven, mich schlägt keiner mehr im Namen von diesem oder jenem. Was ich brauche, sind vier Dollar in der Tasche und ein bisschen Liebe und Mitgefühl in meinem Herzen.«
    »Du bist heute melancholisch, Schätzchen.«
    »Von wegen Melancholie! Lass mich nicht so viel reden, sonst werde ich noch bitterer. Los, wir holen uns jetzt Rum.
    Dann ziehe ich dir vier Hiebe über, und ab ins Bett.«
    »Huuh, du brutaler Kerl, immer nur das eine.«
    »Tanzen und Spaßhaben zur Nationalsymphonie. Los, Gloria, komm schon, sonst ist’s zu spät.«

14
    Die Sache mit der schwedischen Botschaft war eine zähe Angelegenheit. Ich glaube, ich bin zwölfmal hin. Mit dem Fahrrad den Malecón entlang. Zehn Kilometer hin. Zehn Kilometer zurück. Immer brauchten sie neue Daten, eine andere Liste. Agneta in Stockholm musste diesen und jenen weiteren Schritt unternehmen. Manchmal dachte ich, sie machten sich lustig. Aber nein. Offenbar langweilten sie sich einfach hinter dem kugelsicheren Glas und dem Schubfach aus Stahl. Sie sind dermaßen geschützt gegen Terroristen, Invasoren, Mikroben, tropische Krankheiten und anderes Ungeziefer, dass sie sich eindeutig langweilen und Schikanen erfinden müssen. Einmal schloss der Kerl die Augen und sagte verächtlich zu mir: »Wie ich sehe, warten Kubaner immer bis auf den letzten Drücker.« Ich hatte das Gefühl, er wollte mich provozieren. Suchte nach irgendeinem Vorwand, um mir das Visum nicht auszustellen. Sah ich aus wie ein Verbrecher, Glorias Zuhälter, Kiffer? Nein. Nein, das glaube ich nicht. Deswegen ignorierte ich ihn. In Wirklichkeit hätte ich ihm am liebsten gesagt:
    »Verehrter Señor, seit über einem Monat schlage ich mich mit diesen Scheißpapieren herum. Glauben Sie etwa, Sie stellen mir da einen Eintritt ins Paradies aus? Stecken Sie sich das Visum in den Arsch. Ich will nirgendwohin. Ihr verpasst eure Chance. Denn hin und wieder wollt ihr doch mal ein tropisches Tier wie mich zu Besuch haben.«
    Aber natürlich habe ich ihm das nicht gesagt. Ich lächelte genau wie er, zynisch, und fragte ihn wie beiläufig: »Also dann morgen?«
    »Ja, Señor. Ich verspreche Ihnen, morgen habe ich Ihr Visum fertig.« Als ich es am nächsten Tag abholte, begab ich mich zur Fluggesellschaft, holte mein Ticket ab, und meine Stimmung wurde automatisch besser. Ich setzte mich in ein nahe gelegenes Café und trank zur Feier des Tages zwei, drei Biere. Ich weiß nicht, was in mich fuhr, aber ich schrieb gleich an Ort und Stelle ein Gedicht für Gloria. Nicht gerade ein Liebesgedicht. Vielleicht ist es ein blutrünstiges Gedicht. Ich fühlte mich frei. Mein Geist erweiterte sich. In solchen Momenten triumphieren die kleinen sadistischen und zynischen Pedros in mir:
     
    Ich bin der Vampir,
    der dich immer überrascht
    und dein Blut saugt.
    Ich nähre mich von deinem Schweiß,
    von deinen Tränen,
    von deinem Samen.
    Ich raube dir

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