Animal Tropical
sehr wenigen Zimmern, mit nur einem Gemeinschaftsbad oder zwei. Promiskuität war unvermeidlich. Gloria sah zu und ließ sich ansehen. Im Haus und in der Umgebung gab es Pervertierte und Perverse in Hülle und Fülle. Mit zehn gefiel ihr der Tanzlehrer, also machte sie sich mit aller Kraft daran, ihn zu erobern. Eine gewisse Erfahrung hatte sie bereits. Zumindest darin, zuzusehen und sich ansehen zu lassen. Der Mann sträubte sich. Sie schmeichelte sich bei ihm ein, wollte ihn erregen, aber er wusste, dass fünf bis zehn Jahre Gefängnis auf Verführung Minderjähriger standen. Und vor Gericht würde er niemals behaupten können, das Mädchen habe ihn verfährt, denn sonst würde man ihn zudem noch des Justizbetrugs und der Beleidigung und Verleumdung des unschuldigen betroffenen Geschöpfes bezichtigen.
Der arme Mann tat, als ob nichts wäre, versuchte weiter zu unterrichten. Doch das unschuldige Geschöpf war teuflisch hartnäckig und gewandt. Es war weit mehr als ein unartiges und launisches Mädchen. Gloria war ein kleines Ungeheuer. Eines Tages kam sie unter irgendeinem Vorwand in das Zimmer des Lehrers, der im selben Gebäude in der Laguna wohnte. Sie platzte herein wie ein Wirbelwind, ging ganz fröhlich hinüber zu dem Wassertank in der Ecke und kippte sich ein Glas Wasser über den Kopf.
»Ayyy, seht nur, Rodolfo hat mich nass gemacht! Ich werde mir einen Schnupfen holen.«
Sie zog sich aus und rief ganz rasch, ohne den Mann reagieren zu lassen:
»Reib mich trocken. Hol ein Handtuch und reib mich trocken.«
Sprachlos stand Rodolfo da. Wie weit würde dieses Mädchen gehen können? Er holte ein Handtuch. Schloss gut die Tür. Er dachte nur an Gefängnis.
»Im Namen deiner Mutter, Kleine, sei still, du wirst mich noch hinter Gitter bringen.«
»Reib mich trocken, Rodolfito, los, mach schon.«
Als er mit dem Handtuch näher kam, griff sie ihm in den Schritt. Das Mädchen machte keine Umschweife. Es kam direkt zur Sache:
»Zeig ihn mir.«
»Herzchen, im Namen deiner Mutter, du bringst mich noch hinter Gitter.«
»Los, komm schon. Sieh mal.«
Sie setzte sich auf einen Stuhl, hob die Beine, spreizte sie und zeigte ihr winzig kleines Geschlecht mit der viel zu üppigen schwarzen Behaarung für ein Mädchen von zehn Jahren. Sie bot es ihm an.
»Hol ihn raus. Lass sehen.«
Er ging zur Tür. Überprüfte, ob sie gut verschlossen war. Kam zurück und holte ihn heraus. Halb steif war er schon. Sie streichelte ihn ein wenig und steckte ihn in den Mund. Nie zuvor hatte sie so etwas getan, wusste aber, vielleicht intuitiv, was sie zu tun hatte. Rodolfo kam in zwei Minuten, und sie badete in seinem Saft. Voller Freude. Sie verschmierte ihn sich über den ganzen Körper wie eine Creme. Das gefiel Rodolfo. Sie wusste Bescheid über das Gefängnis:
»Hab keine Angst. Ich werde dich nicht anschwärzen. Im Gegenteil, ich werde auf dich aufpassen.«
»Wirst du meine kleine Braut sein?«
»Ich werde nicht, ich bin’s schon. Deine Braut, deine kleine Frau, alles, was du willst.«
Jene Beziehung zwischen dem zehnjährigen Mädchen und dem zweiundvierzigjährigen Mann dauerte viele Jahre an. Aber Gloria glaubte nicht an Treue. Immer war sie total und absolut untreu gewesen. Und nicht etwa, dass sie sich das vorgenommen hätte. Es ist ihr etwas ganz Natürliches, so wenig infrage zu stellen wie das Atmen oder das Trinken eines Glases Wasser. Über ihre Liebe zu Rodolfo hinaus machte sie viele Seitensprünge hierhin und dorthin. Mit vierzehn drang ein junger Mann selben Alters in sie ein. Ein paar Tage darauf wollte sie, dass auch Rodolfo in sie eindringe. Er fragte, was geschehen sei. Sie erzählte es ihm mit der größten Natürlichkeit der Welt. Er fühlte sich beleidigt. Das Recht der ersten Nacht stand ihm zu. Keine Frage. Und nicht einer Rotznase von vierzehn Jahren. Das Verhältnis wurde allzu quälend. Man kennt das ja: Liebe und Besitzanspruch. Die ewige Verwechslung. Ursprung von Familie, Privatbesitz und Staat.
Gloria, pragmatisch und entschlossen, kappte die Verbindung. Sie war zu jung, um der Männer wegen zu leiden. Als sie mir dies erzählte, schloss sie etwas traurig:
»Ich habe ihn sehr geliebt. Aber nichts währt ewig.«
»Siehst du ihn noch hin und wieder?«
»Ja. Er lebt weiterhin allein. Er ist jetzt über sechzig und ziemlich vergrämt.«
»Weit von hier?«
»Immer noch dort im Haus in Laguna. Ich werde ganz traurig, wenn ich ihn so arm, so unglücklich, so verbittert sehe, ohne Kinder,
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