Animal Tropical
den Atem
Und dringe unter Küssen in dich ein,
bis du nicht einmal mehr weißt,
dass ich in dir lebe.
Wie ein Parasit.
Wie eine Schlange.
Wie ein Virus.
Ich bin dein Herz und deine Scheiße.
Ich bin dein Hirn und deine Hände.
Ich bin deine Füße und deine Zunge.
Und so werde ich dich weiter in den Wahnsinn treiben,
wie ein Dämon, eingeschlossen in deiner Brust.
Rettungslos wirst du mein sein.
Die Frau des Teufels.
Und wenn ich schlafe,
denn dann werde ich eingeschlafen sein,
bohrst du deine Reißzähne in meine Kehle
und bist meine Vampirin
und saugst mein Blut.
Und du wirst dich von meinem Schweiß nähren,
von meinen Tränen und meinem Samen.
Und du wirst mir den Atem nehmen
und unter Küssen in mich eindringen
bis tief in die Seele.
Und ich werde in dir leben.
Und du wirst in mir leben.
II
D IE SCHWEDISCHE
G ELIEBTE
1
Jetzt ist alles einfacher. Ich schreibe meine Notizen in ein wunderschönes Heft aus weichem Papier. Lese ein kleines Buch über Celtic Blessings, das aufmunternde Texte enthält:
To Christ the seed,
To Christ the harvest;
To the barn of Christ
May we be brought.
To Christ the sea,
To Christ the fish:
In the nets of Christ
May we be caught.
Gelegentlich gehe ich abends die Sveavagen hoch. Ein Stückchen über der Radmansgatan ist die Bar La Habana. Man kann dort auch essen. Es ist wahnsinnig teuer. Ein Glas Bier vom Fass kostet fünf Dollar. Aber immer läuft Salsa-Musik, und die Neger aus Havanna tanzen mit den Schwedinnen. Dann kehre ich für ein paar Minuten in den Wahnsinn zurück. Sie erzählen mir, wie sie ihre Schwedinnen auf dem Malecón oder in Guanabo erobert, verführt haben, wie sie jetzt flüchten, um ein bisschen Casino zu tanzen und sich mit anderen Schwedinnen zu betrinken. Nie haben sie eine Krone in der Tasche. Jeden Tag erfinden sie etwas, um zu überleben. Einige geben Tanzunterricht. Andere fordern einfach ständig Geld von ihren Frauen. Sie verstehen kein Wort Schwedisch. Einer von ihnen ist weiß und Anthropologe. Depressiv. Er tanzt nicht. Seit vier Jahren ist er jetzt in Stockholm. Er sagt fast nichts. Wenn er so weitermacht, wird er umkommen vor Traurigkeit. »Warum gehst du nicht nach Kuba zurück?«, frage ich ihn. Bestürzt sieht er mich an und erwidert: »Nein, nein, nein, nein!« Ich denke, irgendwann wird er verrückt werden oder sich das Leben nehmen. Einer ist zu Besuch da. Er wohnt in Umeå. Auch er hat keine Arbeit, versteht die Sprache nicht und jammert eine halbe Stunde lang. Er jammert über alles. Solche Leute sind nichts für mich. In aller Ruhe kehre ich zurück in mein Häuschen. Mit U- und S-Bahn. Ich höre mir Bruce Springsteen und Lou Reed an; esse Brot, Käse und Lachs; trinke Bier und lese einen Essay von Bertil Malmberg über die Geschichte der kastilischen Sprache. Romanische Philologie. Im Laufe eines Lebens verliert man Zeit mit vielen unnötigen Dingen. Ich schreibe schlechte Gedichtchen für Gloria. Zusammen packe ich sie in einen Umschlag und schicke ihn ihr mit der Post. Jeder Brief kostet über einen Dollar. Warum ist alles so teuer? Für mich ist es teuer. Ich nehme an, für die Schweden ist es das nicht. Zum Glück ist alles Gute gratis. Agneta, zum Beispiel. Sie ist liebevoll, zärtlich, ruhig, schweigsam, hat gute Titten, isst wenig und gibt sehr gut auf sich Acht. Sie ist eine große Genießerin. Ich muss ihr nur ein wenig die Brustwarzen kneifen, sie küssen, und schon ist sie feucht, schließt seufzend die Augen und geht ab. Fliegt. Ich spiele mit ihr. Lecke sie, küsse sie, masturbiere sie. Schließlich lässt sie sich dazu hinreißen, mir ein bisschen den Schwanz zu lutschen. Nicht viel, aber wenigstens bemüht sie sich. Anfangs wollte sie nicht.
»Oh, nein. So etwas habe ich noch nie gemacht. Das kann ich nicht.«
»Ekelt dich das?«
»Ekel? Was ist das?«
»Ob es dich abstößt?«
»Abstößt?«
»Ach, verdammt! Los, weiter! Als ob er schmutzig wäre.«
»Nein, nein, er hat nicht schmutzig.«
»Er ist nicht schmutzig.«
»Er ist nicht schmutzig.«
»Dann mal los, Alte, lutsch, saug, schluck, schlabber, schlürf.«
So ist das. Ich bin zu einem Wörterbuch für Synonyme geworden. Sogar mitten beim Vögeln muss ich innehalten, um mir alle möglichen Synonyme des Wortes zu überlegen, das sie nicht kennt. Doch das ziehe ich vor. Die andere Option wäre, Englisch zu sprechen. Und ich halte Englisch nicht mehr aus: Fernsehen, Bücher, die Leute auf der Straße.
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