Animal Tropical
Je mehr ich es spreche, desto weniger mag ich es. Und auf Schwedisch kann ich höchstens mal das eine oder andere Wort ahnen. Bis jetzt kann ich nur »tack« sagen.
Nach und nach gewöhnen wir uns ein. Ganz wohlgesittet kam ich in Stockholm an. Mit einer ausgewaschenen Jeans, einem beigefarbenen Hemd aus dickem Stoff und einem braunen Blazer, ganz wie ein liberaler Intellektueller. Und meinen besten Manieren. Zwanzig Stunden Flug von Havanna. Und bei jedem Start und jeder Landung machte ich mir fast in die Hose. Es ist unkontrollierbar. Ich machte mir nicht wörtlich in die Hose, aber fast. Schließlich kam ich an, und zwei, drei Stunden später Musik, Whisky, Sofa, draußen Kälte und Nieselregen. Kleine Zärtlichkeiten. Und ins Bett mit der schwedischen Geliebten. Ich hatte Schlimmeres erwartet. Aber nein. Nichts muss geopfert werden. Sie ist ziemlich aufgeregt. Über alles.
Sie ist nicht so fordernd wie die Kubanerinnen, die einen strammen, knüppelharten Schwanz brauchen, der ihnen bis in den Hals reicht und mindestens eine Stunde lang nicht abschlafft. Andernfalls behaupten sie, du liebtest sie nicht. »Schon gefalle ich dir nicht mehr, Schätzchen. Man sieht, dass ich dir nicht mehr gefalle.« Und von da an wird’s nervig. Als Kerl muss man sich furchtbar darauf konzentrieren, ihnen zu zeigen, dass das nicht stimmt und sie toll und begehrenswert und all das sind. Viele tun das mit Hintergedanken: So powern sie den Kerl immer völlig aus, und er brennt nicht mit einem anderen Weibsstück durch. Reizend, die weibliche Tücke. Ich himmle sie an, die Weiber. Und lerne von ihnen.
Agneta ist viel leichter zu befriedigen. Ein Zungenschlag, ein bisschen Reiben mit den Fingern, etwas Bürsten mit dem Schwanz, und sie begeistert sich und kommt wie eine Odaliske. In Schwallen. Das hatte ich nicht erwartet. Es heißt immer, die Schweden seien unbedarft und kalt und schwebten mit dem Kopf in den Wolken. Aus irgendeinem Grund gibt es den Spruch: »Spiel jetzt nicht den Schweden.« Und jetzt nichts davon. Sie wichst ziemlich gut, gibt sich hin und sagt zu mir: »Oh, was machst du mit mir? Ich werde wahnsinnig.«
Das einzige Problem ist, dass ich nicht gut schlafe. Drei, vier Stunden. Dann wache ich auf. Und es ist Tag, und ich kann nicht schlafen. Ab elf Uhr wird’s dunkel. Vor zwei Uhr morgens bricht der Tag an. Der Wahnsinn. Für mich ist das verrückt. In Umeå ist es noch schlimmer. Ein paar Mal musste ich hin. Immer ist es Tag. Dann, im Winter, ist es immer Nacht.
Sonst passiert nichts. Das Seminar an der Universität ging schmerz- und ruhmlos über die Bühne. Jetzt esse ich Lachs, trinke Kaffee und Tee, vögele ein bisschen jeden Tag. Oder zwei bisschen. Manchmal sogar drei bisschen. Ich höre Musik, sehe mir die Tulpen an, laufe mittags eine halbe Stunde, um die Giftstoffe von all dem Lachs und dem Käse auszuschwitzen. Fast immer scheint mittags ein paar Stunden lang die Sonne heiß vom Himmel. Ich wohne außerhalb der Stadt. Es gibt hier Wälder und weiches Gras und Schären voller Gänse und schreiender Möwen. Verschwitzt komme ich zurück, werfe mich nackt in die Sonne und rieche meine Achseln. Es ist ein starker Geruch. Ich mache die Augen zu, und da ist Gloria und hebt die Arme, damit ich nach Lust und Laune an ihr schnuppern kann.
Der Gedanke an sie lässt mir keine Ruhe. Ich will sie hier haben. Dafür hatte ich im Seminar eine kleine Affäre mit einer Afrikanerin mit üppigem Arsch und großen Titten. Übertrieben groß. Eines Morgens kamen wir von einem protokollarischen Besuch im Parlament, und sie blieb mit ihrem Arsch in der Drehtür hängen. Die Tür hatte vier Abteilungen. Im Abschnitt vor mir ging ein Schwede, dann kam ich und hinter mir die Afrikanerin. Offenbar blieb ihr nicht genug Zeit. Ihr großer Arsch verfing sich, und die Tür blieb stehen. Der Schwede sah nicht, was hinter seinem Rücken vor sich ging, und stieß die Tür an, um herauszukommen. Hinter mir kreischte und fluchte die Afrikanerin, aber die Tür war aus Glas, sodass man sie nicht hören konnte. Der Schwede schob die Tür voran, um herauszukommen, und die Afrikanerin schob die Tür zurück, um freizukommen. Plötzlich hatte ich alles Englisch vergessen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und konnte nicht den Mittelsmann zwischen Europa und Afrika spielen. Die Sekunden schienen wie Minuten. Schließlich wurde mein Hirn wieder klar, und ich schrie dem Schweden zu: »Excuse me! Excuse me! Hey, you, come back, come back!«
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