Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
einzugreifen.
    Doch Katya und ich gelangten schon vor Tina bei den beiden an.
    »Wenn du noch ein einziges Mal heute Abend dein Maul aufmachst, brenne ich dir ein Loch in deinen fetten Pelz«, zischte Ann gerade. In der Hand hielt sie eine Pistole, die sie auf Butterflys Bauch richtete und gekonnt entsicherte. Neben ihr stand einer von Walcotts Männern, der völlig verblüfft auf sein wie durch ein Wunder leeres Schulterhalfter blickte.
    »Ganz ruhig, Ann, bau jetzt keine Scheiße«, sagte ich leise. »Gib die Knarre zurück, hörst du?«
    Ann schaute mich nicht einmal an. Sie hatte Butterflys Augen fixiert und wartete nur darauf, dass die ein einziges Wort sagte. Auch Butterfly war plötzlich klar geworden, dass Ann nicht scherzte. Sie trat vorsichtig einen Schritt zurück und wandte sich zu mir, vor allem um Anns Konzentration abzulenken. Ann ließ tatsächlich die Pistole sinken, ihr Schatten griff blitzschnell zu und entriss sie ihr. Er packte Ann eisenhart am Arm, doch sie schien es gar nicht zu spüren. Sie schaute immer noch hasserfüllt auf Butterfly. Die fühlte sich nun wieder sicher und zickte zur Abwechslung mich an.
    »Was mischst du dich überall ein, Lucy? Du hältst dich schon lange für unsere Chefin! Weil du eine Zehn bist? Oder bist du einfach was Besseres? Die Intellektuelle in unserem Dreckshaufen, was? Du blöde Pissnelke! Weißt du eigentlich, dass dieser Secret-Service-Scheißhaufen, mit dem du ins Bett steigst, dass der auch Ev vögelt? Will sicher mal was Frisches in der Hand haben und nicht so ’ne abgetakelte Titte wie dich. Deswegen darf sie auch hierbleiben und muss nicht ins Lager zurück wie die anderen Dummchen hier!«
    Jessica und Tina blickten sich fragend an, dann schauten sie zu mir. Ich behielt nur mit Mühe die Kontrolle. Auch Ann hatte sich bei den letzten Worten Butterflys zu mir umgedreht. Ich gab Butterfly eine krachende Ohrfeige. Mein Schlag hatte eine solche Wucht, dass Butterflys Kopf auf die andere Seite flog und sie mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Theke donnerte. Butterfly gab ein ächzendes Geräusch von sich.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Pete, der gerade von der Toilette zurückkam.
    »Das möchte ich auch gerne wissen«, fügte Ann hinzu und schaute mit stechendem Blick auf Evelyn, die inzwischen wie alle anderen um die Gruppe herumstand.
    Katya fixierte Pete. »Du fährst Lucy nach Hause, und ich«, und damit wandte sie sich zu den umstehenden Frauen, »kläre hier die Situation.«
    Sie schob mich von der Theke weg zu Pete hin. Der schaute Katya fragend an, begriff aber nach einem eindringlichen, ungeduldig auffordernden Nicken von ihr, dass es das Beste sei, ihrem Rat zu folgen. Er legte den Arm um meine Taille und führte mich hinaus zum Wagen. Ich hoffte, dass Katya die Wogen glätten konnte, ohne dass jemand Verdacht schöpfte.

VIERTER TEIL

39. Konspiration
    Lucy, 43, Sensor Stufe 10
    Erykah weigerte sich vehement, mit zum Joggen zu kommen. Ich versuchte sie zu motivieren, indem ich an ihre Ahnen erinnerte, die schnell wie der Wind, barfüßig, mit einem Speer in der Hand und einem erlegten Löwen über den Schultern durch die sengenden Steppen Afrikas gelaufen waren. Sie konterte mit ihren Vorfahren als herzverfetteten Ghettomamis und Crack rauchenden Losern, deren Schnelligkeit sich aufs Laden und Abballern von Waffen beschränkte. Erykah hing mit einem feuchten Waschlappen auf der Stirn im Sessel, jammerte über Kopfschmerzen und darüber, dass der Streit in der Silvesternacht ihren Flirt mit der Kellnerin abgebrochen hatte. Die Party war vorbei gewesen, obwohl Katya ihr Bestes getan hatte, die Gemüter zu beruhigen und den anderen aus dem Lager Evelyns Bevorzugung zu erklären. Ann glühte vor Eifersucht, und Tina war beleidigt, weil sie sich als Sechser zurückgesetzt fühlte. Jessica sagte wie immer nichts, aber auch sie blickte säuerlich drein. Am schlimmsten jedoch war die Diskussion für Ev, die nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Von Ann schlug ihr offene Feindseligkeit entgegen, Butterfly goss mit bissigen Bemerkungen wie »sie bläst bestimmt besser als ihr« zusätzlich Öl ins Feuer. Katya hatte Butterfly gefragt, woher sie ihre Informationen über Ev und Pete bezog. Butterfly lachte verächtlich. Es sei kein Geheimnis, dass Pete Ev die Nacht zuvor für ein Schäferstündchen ausgeliehen habe. Die Schatten würden sich darüber das Maul zerreißen.
    Ev war klug genug gewesen, die Angelegenheit nicht zu dementieren. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher