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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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hallten von den Bäumen wider. Wen zum Teufel wollten sie denn beeindrucken? Der Leiche waren sie bestimmt egal.
     
    20
     
    Larry und ich saßen im kalten Gras und sahen zu, wie die Anwälte das Testament aufsetzten. »Sie sind so ernst dabei«, stellte er fest. »Ernst zu sein gehört zu ihrem Beruf«, sagte ich. »Anwalt sein heißt, dass man keinen Sinn für Humor haben darf?« »Genau«, antwortete ich.
     
    Er grinste. Sein kurzes lockiges Haar hatte ein sehr helles Rot, fast sah es orange aus. Seine Augen waren blau und sanft wie der Frühlingshimmel. Ich hatte beides im Deckenlicht unserer Autos gesehen. Hier im Dunkeln sahen seine Augen grau und das Haar braun aus. Ich würde es hassen, von jemandem, den ich nur im Dunkeln gesehen hatte, eine Zeugenbeschreibung geben zu müssen.
     
    Larry Kirkland hatte diesen milchweißen Teint mancher Rothaariger. Die dicht gestreuten goldenen Sommersprossen machten das Klischee vollkommen. Er sah aus wie eine zu groß geratene Howdy-Doody-Puppe. In seinem Fall fand ich das süß. Ein Mann, der klein war, wirklich klein, konnte es ganz bestimmt nicht leiden, wenn man ihn süß fand. Ich selbst mochte dieses Kosewort am wenigsten. Ich glaube, wenn alle kleinen Leute abstimmen könnten, das Wort »süß« würde aus der englischen Sprache gestrichen werden. Ich jedenfalls würde dafür stimmen.
     
    »Wie lange sind Sie schon Animator?«, fragte ich. Er warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. »Seit etwa acht Stunden.« Ich starrte ihn an. »Das war Ihr erster Auftrag überhaupt?«
     
    Er nickte. »Hat Mr Vaughn Ihnen nichts über mich erzählt?« »Bert hat nur gesagt, dass er einen neuen Animator namens Lawrence Kirkland eingestellt hat.« »Ich bin im letzten Jahr an der Washington University, und das ist mein Praxissemester.« »Wie alt sind Sie?« »Zwanzig. Warum?«
     
    »Sie sind nicht einmal volljährig«, sagte ich.
     
    »Weshalb ich nicht trinken und ins Pornokino gehen kann. Kein großer Verlust, außer wir müssen wegen der Arbeit dahin.« Er sah mich an und beugte sich zu mir. »Führt uns die Arbeit in Pornokinos?« Seine Miene war neutral freundlich. Ich konnte nicht sagen, ob er mich neckte oder nicht. Ich setzte darauf, dass er Spaß machte.
     
    »Zwanzig ist in Ordnung«, sagte ich und schüttelte dabei den Kopf. »Den Eindruck machen Sie aber nicht.« »Ihr Alter stört mich nicht«, erwiderte ich. »Aber etwas stört Sie doch.«
     
    Ich war unschlüssig, wie ich es ausdrücken sollte. Es lag etwas Wohltuendes und Lustiges in seinem Gesicht. Es war eins, das viel häufiger lachte als weinte. Er sah strahlend und sauber aus wie ein frischer Penny, und ich wollte nicht, dass sich das änderte. Ich wollte nicht diejenige sein, die ihn zwang, in den Dreck hinabzusteigen.
     
    »Haben Sie schon mal jemanden verloren, der Ihnen nahe stand? Familie, meine ich.« Das Lustige verschwand aus seinem Gesicht. Er sah aus wie ein ernster kleiner Junge. »Sie meinen das ernst.« »Todernst«, sagte ich.
     
    Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.« »Beantworten Sie mir einfach die Frage. Haben Sie schon mal einen vertrauten Menschen verloren?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sogar noch beide Großeltern.« »Haben Sie schon einmal persönlich und aus der Nähe eine Gewalttat erlebt?«
     
    »An der High-School bin ich in Streitereien geraten.« »Warum?« Er grinste. »Sie dachten, klein bedeutet schwach.« Ich musste lächeln. »Und Sie haben ihnen den Unterschied gezeigt.« »Ach, nein, vier Jahre lang haben sie mich nach Strichund Faden verprügelt.« Er lächelte.
     
    »Haben Sie einmal einen Kampf gewonnen?« »Manchmal.« »Aber das Gewinnen ist nicht das Wichtige«, sagte ich. Er sah mir fest in die Augen. »Ja, das stimmt.« Es war ein Moment fast vollkommenen Verständnisses.
     
    Ich teilte das Schicksal, das kleinste Kind in der Klasse zu sein. Wo man beim Sport immer als Letzter gewählt wird. Wo man das selbstverständliche Opfer der Schlägertypen wird. Klein zu sein kann einen gemein werden lassen. Ich war sicher, dass wir einander verstanden, aber da ich eine Frau war, musste ich es aussprechen. Männer betreiben die se wortlose Verständigung andauernd, aber man kann sich auch irren. Ich wollte es wirklich wissen.
     
    »Das Wichtige ist, die Schläge einzustecken und trotzdem nicht aufzugeben«, sagte ich. Er nickte. »Steck die Tracht Prügel ein und funktioniere weiter.« Nun da ich unseren ersten Moment

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