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Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten

Titel: Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nicht wahrhaben wollten. Man konnte sie trotzdem zur Ruhe legen, aber die Klienten mussten die Schreienden im Grabe festhalten. Ich hatte das nur zweimal erlebt, aber mir waren beide Male so gegenwärtig, als wäre es erst gestern passiert. Manche Dinge verblassen eben nicht.
     
    Ich warf ihm Salz vor die Brust. Es klang wie Hagel auf einem Dach. »Mit Salz binde ich dich an dein Grab.«
     
    Ich hielt das blutige Messer in der Hand. Damit schmierte ich ihm das gelierte Blut über die Lippen. Er zuckte nicht zurück. Er glaubte es endlich. »Mit Blut und Stahl binde ich dich an dein Grab, Andrew Doughal. Ruhe in Frieden und wandle nicht mehr.«
     
    Der Zombie legte sich ausgestreckt auf den Blumenhügel. Die Blumen flossen über ihn wie Treibsand, und so wurde er von seinem Grab verschluckt.
     
    Wir standen auf dem leeren Friedhof. Der einzige Laut war das Seufzen des Windes in den Bäumen und das melancholische Zirpen der letzten Grillen. In Wilbur und Charlotte sangen die Grillen: »Der Sommer ist um und vorbei.
     
    Um und vorbei, um und vorbei. Der Sommer stirbt, er stirbt.« Der erste harte Frost, und die Grillen starben ebenfalls. Sie waren wie Chicken Little, der jedem gesagt hat, dass der Himmel herabfällt, nur dass die Grillen in diesem Fall Recht hatten.
     
    Die Grillen setzten so plötzlich aus, als hätte jemand den Ausknopf gedrückt. Ich hielt den Atem an und horchte angestrengt. Da war nichts außer dem Wind, und trotzdem ... Meine Schultern schmerzten vor Anspannung. »Larry?«
     
    Er sah mich unschuldig an. »Was?«
     
    Da, drei Bäume weiter auf der linken Seite zeichnete sich ein Mann gegen das Mondlicht ab. Rechts sah ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Mehr als eine. Mehr als zwei. Die Dunkelheit war plötzlich voller Augen.
     
    Ich benutzte Larry, um mich vor den Blicken abzuschirmen, und zog meine Pistole, hielt sie parallel zum Oberschenkel, damit sie nicht gleich auffiel.
     
    Larry riss die Augen auf. »Mensch, was ist los?« Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern. Er verriet uns nicht. Gut für ihn. Ich begann ihn zum Wagen zu treiben, unauffällig. Nur Ihre freundlichen Animatoren aus der Nachbarschaft, sie sind mit der Arbeit fertig und gehen nach Hause, um sich ihren wohlverdienten Schlaf zu gönnen.
     
    »Es sind Leute hier.« »Unseretwegen?« »Wahrscheinlich eher meinetwegen«, antwortete ich. »Warum?« Ich schüttelte den Kopf. »Keine Zeit für Erklärungen. Wenn ich sage: rennen, dann rennen Sie wie der Teufel zum Wagen.«
     
    »Woher wissen Sie, dass die uns etwas tun wollen?« In seinen Augen blitzte sehr viel Weiß auf. Er sah sie jetzt auch. Schatten, die näher kamen, Gestalten im Dunkeln.
     
    »Woher wissen Sie, dass sie uns nichts tun wollen?«, fragte ich zurück. »Gutes Argument«, sagte er. Er atmete schnell und flach. Wir waren noch sechs Schritte von den Fahrzeugen entfernt. »Rennen Sie«, sagte ich. »Was?«, fragte er verwirrt.
     
    Ich packte seinen Arm und stieß ihn, dass er losrannte. Ich hielt die Pistole auf den Boden gerichtet, hoffte noch, dass die vielen Unbekannten auf eine Waffe nicht vorbereitet waren.
     
    Larry rannte allein, schnaufte ein bisschen vor Angst und vom Rauchen und vielleicht weil er nicht jeden Tag vier Meilen rannte.
     
    Ein Mann trat vor die Wagen. Er hob einen großen Revolver. Meine Browning war schon in Bewegung. Sie feuerte, bevor ich mit Zielen fertig war. Die Mündung blitzte auf. Der Mann machte einen Satz, war es nicht gewöhnt, dass man auf ihn schoss. Sein Schuss heulte links an uns vorbei. Er erstarrte so lange, wie ich brauchte, um zu zielen und erneut zu feuern. Dann sank er zu Boden und stand nicht wieder auf.
     
    »Scheiße.« Larry hauchte es wie einen Seufzer. Jemand schrie: »Sie hat eine Waffe.« »Wo ist Martin?« »Sie hat ihn erschossen.«
     
    Ich erriet, dass Martin der mit dem Revolver war. Er rührte sich noch immer nicht. Ich wusste nicht, ob ich ihn getötet hatte oder nicht. Ich war mir nicht sicher, ob mich das interessierte, solange er nicht wieder aufstand und auf uns schoss.
     
    Mein Wagen stand am nächsten. Ich schob Larry die Schlüssel in die Hand. »Öffnen Sie die Tür, dann die Beifahrertür, dann lassen Sie den Motor an. Haben Sie mich verstanden?«
     
    Er nickte. Die Sommersprossen stachen aus dem bleichen Kreis seines Gesichtes hervor. Ich musste darauf vertrauen, dass er nicht in Panik verfiel und etwa ohne mich losfuhr. Er täte es nicht aus Schlechtigkeit, sondern

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