Anita Blake 04 - Giergige Schatten
der Deputy. »Richtiger Gedanke, falsche Religion«, erwiderte ich »Was?« »Nichts. Können Sie seine Hände losmachen?«
Sie konnten es nicht, nicht so einfach jedenfalls. Schließlich trugen sie ihn zu zweit auf den Armen. Ich stolperte notgedrungen mit ihnen. Keiner von uns fiel hin. Ein zweites Wunder. Das erste war, dass Aikensen noch lebte. Wenn ich so auf das bläuliche rohe Fleisch des Mannes blickte, war die Anzahl der Wunder vielleicht größer als zwei.
Die Sanitäterin kniete sich neben den Naga. Sie stieß zischend den Atem aus. Ihr Kollege warf mir und den bei den Deputys eine Decke über.
»Wenn Sie sich von ihm gelöst haben, kommen Sie zu den Krankenwagen. Ziehen Sie die nassen Klamotten aus, so schnell wie möglich.«
Ich öffnete den Mund, und er zeigte mit dem Finger auf mich. » Klamotten aus und rein in den warmen Wagen, oder eine Fahrt ins Krankenhaus. Sie haben die Wahl.« »Ay, ay, Käpten«, salutierte ich. »Und vergessen Sie's ja nicht«
Er ging wieder, um Decken und Befehle an die übrigen Polizisten zu verteilen.
»Was wird mit der Haut?«, fragte Titus. Er war in eine Decke gewickelt.»Bringen Sie sie ans Ufer«, sagte ich. MacAdam fragte: »Sind Sie sicher, dass das die einzige Überraschung aus dem Schluckloch bleibt?« Ich denke, das ist unser einziger Naga für heute.«
Er nickte und glitt mit seinem Partner zurück ins Wasser. Es war schön, mal keinen Widerspruch zu hören. Vielleicht lag es an dem rohen Leib des Naga. Die Sanitäter mussten dessen Finger einzeln von meiner Jacke lösen. Sie wollten sich nicht aufbiegen lassen. Sie blieben starr wie die Finger eines Toten, wenn die Totenstarre eingesetzt hat.
»Wissen Sie, was das für einer ist?«, fragte die Sanitäter. »Ein Naga.« Sie wechselte einen Blick mit ihrem Kollegen. Er schüttelte den Kopf. »Was ist das denn?« »Ein Geschöpf aus den indischen Sagen. Sie werden meist in Schlangengestalt abgebildet.« »Na großartig«, sagte er. »Wird er sich wie ein Reptil oder wie ein Säugetier verhalten?« »Das weiß ich nicht.«
Die Sanitäter des anderen Fahrzeugs bauten ein Flaschenzugsystem zusammen und dirigierten jeden in die Wärme des Ambulanzwagens. Wir brauchten mehr Sanitäter.
Warme Salzlösung wurde auf ein weiches Baumwolltuch gestrichen und der Naga darin eingewickelt. Sein ganzer Leib war eine offene Wunde mit allem, was das mit sich bringt. Infektionen waren die größte Gefahr. Konnten unsterbliche Wesen Infektionen kriegen? Wer weiß? Ich kannte mich mit übernatürlichen Kreaturen aus, aber erste Hilfe für Unsterbliche? Das war nicht mein Gebiet.
Sie wickelten ihn in mehrere Decken ein. »Selbst wenn er wie ein Reptil reagiert, können Decken nicht schaden«, sagte der kommandierende Sanitäter.
Da hatte er Recht.
»Sein Puls ist schwach, aber stabil«, befand die Frau. »Riskieren wir eine Infusion oder ... « »Ich weiß nicht«, antwortete ihr Partner. »Er dürfte schon gar nicht mehr am Leben sein. Transportieren wir ihn einfach. Wir überwachen die Lebensfunktionen und bringen ihn ins Krankenhaus.«
Von ferne hörte man die Sirenen weiterer Krankenwagen. Verstärkung war unterwegs. Die Sanitäter legten den Naga auf ein Brett und befestigten es in einem Korb, der an Seilen vom Hügel herabgelassen wurde.
»Haben Sie noch irgendwelche Informationen, die uns bei der Behandlung helfen könnten?«, fragte der Sanitäter. Sein Blick war sehr direkt. »Ich glaube nein.« »Dann bewegen Sie sich endlich zum Krankenwagen.« Ich widersprach nicht. Mir war kalt, und meine Kleidung begann, mir selbst unter der Decke am Körper festzufrieren.
Schließlich landete ich im warmen Wagen mit nichts als einer Decke am Leib, während mir die Sanitäter warmen Sauerstoff aufdrängten. Dolph und Zerbrowski kamen ebenfalls zu mir in den Krankenwagen. Besser sie als Aikensen und Titus.
Während wir darauf warteten, dass die Sanitäter uns sagten, wir würden alle überleben, kehrte Dolph zum Wesentlichen zurück.
»Erzählen Sie mir etwas über Nagas«, verlangte er.
»Wie ich schon sagte, das sind Geschöpfe aus indischen Sagen. Sie werden meistens als Schlangen dargestellt, insbesondere als Kobras. Sie können Menschengestalt annehmen. Oder als Schlangen mit Menschenkopf auftreten. Sie sind die Schutzgeister der Regentropfen und Perlen.«
»Sagen Sie das Letzte noch mal«, verlangte Zerbrowski. Sein ordentlich gekämmtes Haar war zu unordentlichen Locken getrocknet. Er war in den Fluss gesprungen,
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