Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Zähne in ihn zu schlagen, geben Sie mir Bescheid. Ich würde liebend gern eine nette kleine Vampirfrau für ihn finden, mit der er sich zusammentun kann.«
»Sie machen sich über mich lustig.«
Ich zuckte die Achseln. »Ein bisschen, aber das ist meine Art, nicht persönlich gemeint. Was ich sage, meine ich ernst. Ich will Jean-Claude nicht.« »Sie finden ihn nicht schön?« Vor Überraschung klang sie sanft.
»Nun, doch, so wie ich Tiger schön finde. Ich möchte nur nicht mit ihnen schlafen.« »Keine Sterbliche kann ihm widerstehen.« »Eine doch«, korrigierte ich. »Halten Sie sich von ihm fern, sonst töte ich Sie«, sagte sie.
Gretchen hörte mir nicht zu, jedenfalls nicht richtig. Sie hörte die Worte, aber sie begriff nicht. Erinnerte mich an Jean-Claude.
»Schauen Sie, er ist hinter mir her. Ich werde mich von ihm fern halten, wenn er mich lässt. Aber drohen Sie mir nicht.« »Er gehört mir, Anita Blake. Wenn Sie mir in die Quere kommen, sind Sie selber schuld.« Nun war ich es, die den Kopf schüttelte. Vielleicht wusste sie nicht, dass ich mit einer Waffe auf sie zielte. Vielleicht wusste sie nicht, dass sie versilberte Kugeln enthielt. Vielleicht hatte sie ein paar Jahrhunderte überdauert und war überheblich geworden. Ja, das war es wahrscheinlich.
»Hören Sie, ich bin gerade in Eile. Jean-Claude gehört Ihnen? Wunderbar, großartig. Ich bin begeistert, das zu hören. Halten Sie ihn mir vom Leib, und ich bin die glücklichste unter den Lebenden oder Toten dieser Welt.« Ich wollte ihr nicht den Rücken zukehren, aber ich musste gehen. Sofern sie nicht hier und jetzt über mich herfallen wollte, wartete Dolph auf mich am Fundort einer Leiche. Ich musste gehen.
»Gretchen, worüber sprichst du mit Anita?« Jean-Claude schritt auf uns zu. Er trug einen schwarzen Umhang um die Schultern. Im Ernst, einen mit Kragen aus der viktorianischen Zeit. Ein Zylinderhut mit weißem Seidenband gehörte auch dazu.
Gretchen stierte ihn an. Das war der einzig passende Ausdruck dafür. Die unverhohlene Bewunderung war Ekel erregend, und sehr menschlich. »Ich wollte meine Ri valin kennen lernen.«
Ich war nicht ihre Rivalin, aber das würde sie mir doch nicht glauben.
»Ich habe dir befohlen, draußen zu warten, damit du ihr nicht begegnest. Das wusstest du.« Die letzten drei Worte wurden ihr wie Steine vor die Füße geschleudert.
Sie zuckte zusammen. »Ich wollte ihr nichts tun.«
Das war fast gelogen, aber ich sagte nichts. Ich hätte ihm erzählen können, dass sie mir gedroht hatte, aber irgendwie hätte ich das als Petzen empfunden. Sie hatte eine Menge Ärger auf sich genommen, um mich allein zu treffen. Um mich zu warnen. Ihre Liebe war so schutzlos. Ich konnte seine Hilfe nicht gegen sie in Anspruch nehmen. Unvernünftig, aber wahr. Außerdem gefiele es mir nicht, Jean-Claude etwas schuldig zu sein.
»Ich lasse die Turteltauben jetzt allein.«
»Was für Lügen hast du ihr über uns erzählt?« Seine Wut versengte die Luft. Sie schnürte mir den Atem ab.
Du lieber Himmel.
Gretchen fiel auf die Knie und streckte ihm die Hände entgegen, nicht um Schläge abzuwehren, sondern flehentlich nach ihm greifend. »Bitte, ich wollte sie doch nur einmal treffen. Sehen, welche Sterbliche dich mir wegnehmen kann.«
Ich wollte das nicht mit ansehen, aber es war wie bei einem Autounfall. Ich konnte mich nicht überwinden zu gehen.
»Sie nimmt dir gar nichts weg. Ich habe dich nie geliebt.«
Die nackte Qual stand in ihrem Gesicht, und trotz des Make-ups sah sie nicht mehr wie ein Mensch aus. Ihre Züge wurden hager, die Knochen traten hervor, als ob sich die Haut zurückzog.
Er packte sie am Arm und zog sie grob auf die Füße. Seine weißen Handschuhfinger drückten sich in ihr Fleisch. Ein Mensch hätte davon blaue Flecke bekommen. »Fasse dich, Frau. Du verlierst die Beherrschung.«
Sie bleckte fauchend die Zähne und riss sich von ihm los. Sie barg das Gesicht in den Händen, die fast wie Klauen aussahen. Ich hatte schon erlebt, dass Vampire ihre wahre Gestalt zeigten, aber nicht aus Schwäche, niemals in der Öffentlichkeit, wo jemand es sehen könnte. »Ich liebe dich.« Es klang gedämpft und entstellt, aber das Gefühl in diesen drei Worten war echt. Wirkte menschlich.
»Verschwinde, bevor du uns alle blamierst«, befahl Jean-Claude.
Sie hob das Gesicht ins Licht, und es hatte nichts Menschliches mehr. Die bleiche Haut leuchtete von innen her, und darauf saß das Make-up. Rouge,
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