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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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bekam meine Aufmerksamkeit. »Sie brauchen nicht zu wissen, wo die Waffe gelandet ist.«
    Er hatte Recht, in diesem Fall. Er filzte mich mit einer Hand. Das war nicht sehr gründlich, und ich fragte mich, wo sein Partner blieb.
    »Genug«, sagte die Vampirfrau. Der Polizist trat von mir zurück. »Was ist hier los?« Die Vampirkräfte schossen an mir vorbei, als hätte mich im Dunkeln eine Bestie gestreift. Ich hörte den Polizisten aufkeuchen.
    »Nichts ist hier los«, erklärte die Vampirfrau. Sie sprach mit einem leichten Akzent. Deutsch oder Österreichisch vielleicht. Der Polizist wiederholte: »Nichts ist hier los.« »Nun geh und regle wieder den Verkehr«, befahl sie.
    Ich drehte mich langsam um, die Hände behielt ich über dem Kopf. Der Polizist stand da mit leerem Gesicht und aufgerissenen Augen. Seine Waffe war auf den Boden gerichtet, als hätte er sie völlig vergessen.
    »Geh«, sagte sie.
    Er stand da wie erstarrt. Er trug seine kreuzförmige Krawattennadel. Er trug sein geweihtes Kreuz, wie es sich gehörte, und es nützte ihm überhaupt nichts.
    Ich bewegte mich rückwärts von den beiden fort. Wenn sie sich von dem Polizisten abwandte, wollte ich bewaffnet sein. Ich senkte langsam die Arme, während ich den Mann im Auge behielt. Wenn sie plötzlich die Kontrolle von ihm abzog und ich nicht stand, wo ich sollte, würde er mich womöglich erschießen. Wahrscheinlich nicht, aber vielleicht doch. Wenn er mich zum zweiten Mal mit der Waffe in der Hand erblickte, fast sicher.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie bereit sind, ihm das Kreuz abzunehmen, damit ich ihn lenken kann?«
    Ich warf ihr einen schnellen Blick zu. Sie sah mich an. Der Polizist wehrte sich wie ein Schlafender im Griff eines Albtraums. Sie fixierte ihn wieder, worauf er sich beruhigte.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. Ich ging in die Knie, während ich sie beide im Blick zu behalten versuchte, ertastete die Browning und schloss meine kalten Finger um den Kolben. Sie waren steif, weil ich sie so lange in die Kälte gestreckt hatte. Ich war unsicher, wie schnell ich in diesem Augenblick zielen könnte. Vielleicht sollte ich mir doch ein Paar Handschuhe kaufen. Vielleicht welche, wo die Fingerkuppen fehlten.
    Ich schob die Hand samt der Browning in meine Manteltasche. Die Finger würden warm werden, und notfalls konnte ich durch den Mantelstoff schießen.
    »Ohne das Kreuz könnte ich ihn zwingen zu verschwinden. Warum kann ich Sie nicht auf diese Art beherrschen?« »Wahrscheinlich einfach Pech.«
    Sie warf mir einen hastigen Blick zu. Wieder regte sich der Polizist. Sie musste ihn anstarren, während sie mit mir redete. Es war interessant zu beobachten, wie viel Konzentration dazu nötig war. Sie war mächtig, hatte aber ihre Grenzen.
    »Sie sind der Scharfrichter«, stellte sie fest. »Und?« »Ich habe die Geschichten nicht geglaubt. Jetzt glaube ich doch einige.« »Schön für Sie. Was wollen Sie?«
    Ihr Lippenstiftmund kräuselte sich lächelnd. »Ich will, dass Sie Jean-Claude in Ruhe lassen.«
    Ich war nicht sicher, ob ich richtig gehört hatte. »Was heißt in Ruhe lassen?« »Sich nicht mit ihm verabreden. Nicht flirten. Nicht mit ihm reden. Ihn in Ruhe lassen.« »Sehr gern«, sagte ich.
    Sie drehte sich verblüfft zu mir um. Es passiert nicht oft, dass man einen zweihundert Jahre alten Vampir verblüfft. Mit dem erstaunten Blick und dem kleinen gehauchten 0 sah sie sehr menschlich aus.
    Der Polizist schnaubte und blickte bestürzt um sich. »Was zum Teufel?« Er schaute von einer zur andern, vor sich zwei kleine Frauen, die sich einen schicken Abend machten. Er bemerkte seine Waffe und wurde verlegen. Er erinnerte sich nicht, warum er sie gezogen hatte. Er steckte sie weg, murmelte eine Entschuldigung und zog sich zurück. Der Vampir ließ ihn gehen.
    »Sie würden Jean-Claude so einfach in Ruhe lassen?«, fragte sie. »Darauf können Sie wetten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube Ihnen nicht.« »Sehen Sie, es ist mir egal, was Sie glauben. Wenn Sie auf Jean-Claude scharf sind, nur zu. Ich versuche seit Jahren, ihn loszuwerden.«
    Wieder dieses Kopfschütteln, dass ihr das gelbe Haar ins Gesicht flog. Eine sehr mädchenhafte Art. Es hätte niedlich gewirkt, wenn sie keine Leiche gewesen wäre.
    »Sie lügen. Sie begehren ihn. Das tut jede.« Ich konnte nicht widersprechen. »Haben Sie einen Namen?« »Ich heiße Gretchen.«
    »Nun, Gretchen, ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dem Meister. Wenn Sie je Hilfe brauchen, um die

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