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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Straßennamen.
    Ich bog in die Seitenstraße ein. In St. Louis waren acht Zentimeter Schnee gefallen. Hier schien es das Doppelte zu sein. Die Straße war nicht geräumt. Sie stieg zwischen den Bergen steil an. Spuren von Autoreifen zogen sich durch den Schnee. Die Polizeiwagen waren den Berg hinaufgekommen. Also auch mein Jeep. Bei meinem alten Nova wäre ich jetzt mit hohen Absätzen durch den frischen Schnee gestapft. Allerdings hatte ich ein Paar Nikes im Kofferraum. Aber Joggingschuhe waren auch nicht viel besser. Vielleicht sollte ich mir Stiefel kaufen.
    Es schneite einfach nicht so viel in St. Louis. Das war der tiefste Schnee, den ich in den letzten vier Jahren erlebt hatte. Stiefel erschienen gewissermaßen unnötig. Die Bäume bogen sich über die Straße, nackte Äste sprangen ins Scheinwerferlicht. Nasse Baumstämme neigten sich zur Fahrbahn hin. Im Sommer fuhr man hier durch einen grünen Tunnel, jetzt sprangen schwarze Knochen aus dem weißen Schnee.
    Auf dem Hügelkamm befand sich eine wuchtige Steinmauer. Sie musste drei Meter hoch sein und verbarg zuverlässig, was links von der Straße lag. Das musste das Kloster sein.
    Etwa hundert Meter weiter war eine Tafel in die Mauer eingelassen, gleich neben einem Tor mit Eisenspitzen. »St. Ambrose Kloster« stand darauf mit erhabenen Lettern, Metall auf Metall. Eine Auffahrt führte im Bogen um einen Hügel, wo sie außer Sicht geriet. Und gegenüber dem Tor zweigte ein schmaler Kiesweg ab. Die Wagenspuren erklommen die Dunkelheit und verschwanden hinter dem nächsten Hügel. Wäre das Tor nicht gewesen, ich hätte die Abzweigung verfehlt. Erst als ich mit dem Jeep einschwenkte, erfassten meine Scheinwerfer die Reifenspuren, die nach rechts abbogen.
    Ich wunderte mich, was der viele Verkehr da oben sollte. Nicht mein Problem. Ich bog in den Weg ein. Zweige schabten am Jeep entlang, kratzten über den glänzenden Lack wie Fingernägel über eine Tafel. Prima, wirklich prima.
    ich hatte noch nie einen brandneuen Wagen gehabt. Das erste Geschepper, als ich über den eingeschneiten Grabstein gefahren war, war das Schlimmste gewesen. Nach dem ersten Schaden nahm man's dann leichter. Klar doch.
    Das Land öffnete sich nach beiden Seiten auf eine weite Wiese, wo sich die hüfthohen, verdorrten Gräser unter der weißen Last beugten. Rote und blaue Lichtblitze fuhren über den Schnee und drängten die Dunkelheit zurück. Das hohe Gras endete in einer geraden Linie, wo die Mähmaschine entlanggefahren war. Am Ende der Straße stand ein weißes Farmhaus mit drahtnetzverkleideter Veranda. Ringsherum standen die Autos kreuz und quer wie vergessene Spielzeuge. Ich hoffte, dass die Straße in einer Wendeschleife endete. Wenn nicht, standen die Wagen auf dem Rasen. Meine Großmutter Blake hatte es gehasst, wenn die Leute auf den Rasen fuhren.
    Viele standen mit laufendem Motor da, auch der Sanitätswagen. Leute saßen in den Autos und warteten. Aber worauf? Bis ich zu einem Tatort kam, war die Arbeit gewöhnlich erledigt. Dann wartete nur einer, um die Leiche wegzuschaffen, nachdem ich mit der Begutachtung fertig war, aber die Tatortmannschaft sollte bereits gegangen sein. Hier stimmte etwas nicht.
    Ich hielt neben dem Wagen des Sheriffs von St. Gerard County. An der offenen Fahrertür stand ein Polizist an das Wagendach gelehnt. Er hatte die Männer beobachtet, die sich vor dem Haus drängten, jetzt drehte er sich um und blickte mich an. Was er sah, schien ihn nicht froh zu stimmen. Sein Smokey-Bear-Hut schützte das Gesicht, Ohren und Hinterkopf blieben der Kälte ausgesetzt. Er war blass und sommersprossig und mindestens eins achtundachtzig groß. Seine Schultern in der dunklen Winterjacke waren sehr breit. Er wirkte wie ein großer Mann, der schon als Kind der Größte gewesen ist und sich deswegen für knallhart hält. Sein Haar hatte irgendeinen hellen Farbton, sodass es die Farben der Blinklichter reflektierte und abwechselnd rot und blau schimmerte. Wie sein Gesicht und der Schnee und alles andere auch.
    Ich stieg sehr vorsichtig aus dem Wagen. Der Schnee hüllte meine Füße ein, drang durch die Strumpfhose und die Lederpumps. Es war nasskalt, und ich klammerte mich an den Türgriff. Hohe Absätze und Schnee passen nicht zusammen. Vor dem Sheriff von St. Gerard County mit dem Hintern im Schnee zu landen war das Letzte, was ich wollte. Ich hätte mir einfach die Nikes von hinten schnappen und im Wagen anziehen sollen. Jetzt war es zu spät. Der Hilfssheriff kam

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