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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Lidschatten, Lippenstift schwebten über diesem Leuchten, als hätte die Haut die Schminke abgestoßen. Als sie den Kopf wandte, sah ich die Knochen wie Schatten unter der Haut. »Wir beide sind noch nicht fertig, Anita Blake«, stieß sie durch die Reißzähne hervor.
    »Lass uns allein!«, fauchte Jean-Claude mit einem mehrfachen Echo.
    Sie schoss in die Höhe, sie sprang nicht, sie schwebte nicht, sondern verschwand senkrecht in die Dunkelheit mit einem spürbaren Rückstrom der Luft.
    »Du lieber Himmel«, flüsterte ich.
    »Es tut mir Leid, ma petite. Ich habe sie nach draußen geschickt, damit so etwas nicht passiert.« Er kam in seinem eleganten Cape auf mich zu. Ein eisiger Windstoß fegte um die Ecke, und er musste nach seinem Zylinder greifen. Es tat gut zu wissen, dass wenigstens seine Kleidung nicht seinen Launen gehorchte.
    » Ich muss gehen, Jean-Claude. Die Polizei wartet auf mich.« »Ich wollte nicht, dass das passiert.«
    »Sie wollen nie, dass irgendetwas passiert, Jean-Claude. Und trotzdem geschieht es.« Ich hob eine Hand, um ihn am Reden zu hindern. Ich wollte nichts mehr von ihm hören.
    »Ich muss gehen.« Ich drehte mich um und ging zu meinem Wagen. Als ich sicher über die reifglatte Straße gelangt war, steckte ich die Pistole ins Holster.
    »Es tut mir Leid, ma petite.« Ich fuhr herum, um ihm zu sagen, er solle sich endlich von mir fern halten. Er war nicht da. Die Straßenlampe beschien einen verlassenen Bürgersteig. Er und Gretchen brauchten vermutlich keinen Wagen.

7
     
    Bevor man auf die Bundesstraße 44 abbiegt, hat man einen kurzen Blick auf ein paar stattliche alte Häuser. Sie verbergen sich hinter schmiedeeisernen Zäunen und einem Sicherheitstor. Als sie gebaut wurden, waren sie das Höchste an Eleganz, genau wie das ganze Viertel. Inzwischen bilden sie eine Insel in der ansteigenden Flut der Wohnungsbauprojekte voller Kinder mit toten Augen, die einander wegen eines zerschlissenen Turnschuhs erschießen. Dennoch blieb der alte Reichtum, war zur Eleganz entschlossen, und wenn es ihn umbrachte.
    In Fenton ist die Chrysler-Fabrik seit je der größte Arbeitgeber. Eine Seitenstraße führt an Fast-Food-Restaurants und Läden vorbei. Aber die Bundesstraße lässt sie alle links liegen. Eine gerade Route, ohne einen Blick zurück. Das Maritzgebäude überspannt die Bundesstraße mit einem überdachten Gang, der groß genug für ein paar Geschäfte ist. Er erregt Aufmerksamkeit wie ein allzu aufdringlicher Bekannter, aber ich kenne den Namen des Gebäudes, und das kann ich nicht über viele andere an der 44 behaupten. Manchmal nützt Aufdringlichkeit.
     
    Zu beiden Seiten der Straße erheben sich die Ozark Mountains. Sie sind glatt und gerundet. Sanfte Erhebungen. An sonnigen Herbsttagen, wenn die Bäume leuchtende Farben tragen, sind sie verblüffend schön. An einem kalten Dezemberabend, wenn die Scheinwerfer der einzige Begleiter sind, liegen die Berge da wie schlafende Riesen, die sich dicht an die Straße drücken. Es lag gerade so viel Schnee, dass man ihn zwischen den kahlen Bäumen schimmern sah. Die schwarzen Gestalten der Nadelhölzer standen als aufrechte Schatten im Mondlicht. Eine Kalksteinwand leuchtete weiß, wo man den Berg für eine Kiesgrube aufgebrochen hatte.
     
    Häuser schmiegten sich an den Fuß der Berge. Hübsche Farmhäuser mit Vorderveranden mit dem alleinigen Zweck, sich darauf zu setzen. Und nicht so hübsche Häuser aus ungestrichenem Holz mit rostigen Blechdächern. Ab und zu, weitab von einem Farmhaus, ein Pferch auf den öden Feldern. Ein einzelnes Pferd stand mit gesenktem Kopf in der eisigen Kälte und suchte nach den Spitzen winterlicher Gräser. Hinter Eureka ließen viele Leute ihre Pferde draußen stehen - die Leute, die es sich nicht leisten konnten, in Ladue oder Chesterfield zu wohnen, wo Häuser über eine halbe Million das Stück kosteten, wo man aber Scheunen, Koppeln oder einen Pferch bekommen konnte. Was sie also hatten, war eine Scheune, ein Pferch und Meilen an Wegstrecke, um zu ihrem Pferd zu kommen, aber wenigstens hatten sie eins. Viel Mühe für so ein Pferd.
     
    Der weiße Kopf eines Straßenschilds leuchtete im Scheinwerferkegel auf. Ich bremste ab. Da war wohl mal einer gegen den Pfahl gefahren und hatte ihn geknickt wie einen Blumenstängel. Im 60°-Winkel war die Aufschrift schwierig zu lesen. Wahrscheinlich hatte Dolph deshalb gesagt, ich solle nach einem angefahrenen Schild Ausschau halten anstatt nach dem

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