Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Grollen sickerte zwischen Marcus' perfekten weißen Zähnen hervor. »An deiner Stelle würde ich die Zunge im Zaum halten, Jungwolf.«
»Wenn er dich beleidigt, mache ich dem ein Ende.« Alfreds erste Worte fielen nicht beruhigend aus.
Die Sache lief aus dem Ruder. »Irving steht unter meinem Schutz, Alfred. Sofern ich das Gesetz verstehe. Sie müssen erst an mir vorbei, bevor Sie Irving etwas tun können, ist das richtig?«
Alfred wandte mir seine kalten, dunklen Augen zu. Er nickte. »Wenn Sie mich töten, kann ich Marcus nicht mehr helfen.« Das schien den großen Kerl zu verwirren. Prima, Verwirrung unter meinen Feinden.
Marcus lächelte. »Sie haben den Fehler in meiner Logik entdeckt, Ms Blake. Wenn Sie wirklich beabsichtigen, Irving zu schützen, nach den Buchstaben des Gesetzes, dann würden Sie in der Tat sterben. Kein einfacher Mensch könnte einen von uns besiegen. Selbst der Schwächste würde Sie töten.«
Ich ließ die Bemerkungen durchgehen. Warum streiten, wenn ich sowieso gewann?
»Da Sie keine Herausforderungen annehmen können und nicht zulassen wollen, dass Irving etwas geschieht, ist er sicher.« »Prima, was jetzt?«
»Irving kann gehen, und es wird ihm nichts geschehen. Sie bleiben und hören unsere Bitte an. Sie mögen dann entscheiden, ob Sie uns helfen oder nicht, Irving wird für Ihre Entscheidung nicht büßen.«
»Das ist mächtig großzügig von Ihnen.«
»Ja, Ms Blake, das ist es.« Sein Blick war sehr ernst. Raina mochte sadistische Spiele lieben, Alfred in einem Anfall von Eifer Verletzungen zufügen, aber Marcus ging es nur ums Geschäft. Er war ein Bandenboss mit Fell.
»Lass uns allein, Irving.« »Ich werde sie nicht allein lassen.« Marcus drehte sich knurrend zu ihm hin. »Meine Geduld ist nicht unerschöpflich!«
Irving fiel auf die Knie, beugte den Kopf und bog das Rückgrat durch. Eine Geste der Unterwerfung. Ich fasste Irving beim Arm und zog ihn hoch. »Stehen Sie auf, Irving, der nette Werwolf will Ihnen nichts tun.«
»Und warum nicht, Ms Blake?« « Weil Irving unter meinem Schutz steht. Wenn Alfred nicht gegen mich kämpfen kann, dann Sie erst recht nicht.«
Marcus warf den Kopf zurück und lachte hart und laut. »Sie sind gerissen und haben Mut. Respekt.« Das Lachen erstarb, aber es hing noch in seinem Blick wie ein angenehmer Traum. »Fordern Sie mich nicht zu offen heraus, Ms Blake. Das wäre gefährlich.«
Der Rest Lachen verschwand. So starrte ich in zwei menschliche Augen, doch dahinter war niemand, mit dem ich hätte reden können. Er sah aus wie ein Mensch und sprach wie ein Mensch, aber er war keiner.
Ich grub meine Finger in Irvings Parkaschulter. »Gehen Sie, Irving. Raus hier.« Er fasste meinen Arm. »Ich würde Sie niemals in einer mulmigen Situation allein lassen.« »Ich bin heute Nacht sicher, Sie nicht. Gehen Sie jetzt, bitte, Irving.«
Ich sah den Kampf in seinem Gesicht. Aber schließlich, nach einem weiteren gemeinen Blick von Marcus, ging er hinaus. Die Tür schloss sich, und ich war allein mit drei Werwölfen. Von vier auf drei. Der Abend besserte sich.
»Alfred muss Sie jetzt durchsuchen.«
So viel zur Besserung des Abends. »Dann tun Sie es«, sagte ich. Ich stand einfach da. Ich streckte nicht die Arme aus, ich stützte mich nicht an der Wand ab. Ich würde es ihm nicht leichter machen, solange er nicht fragte.
Er nahm mir die Browning ab, dann klopfte er mir Arme und Beine, sogar den Rücken ab. Vorne tastete er mich nicht ab. Vielleicht war er ein Gentleman, vielleicht war er auch nur nachlässig. Jedenfalls entging ihm die Firestar. Ich hatte acht Silberkugeln, und sie wussten nichts davon. Der Abend besserte sich.
11
Marcus nahm sich auf der Bühne einen Stuhl. Alfred stellte sich hinter ihn, ganz der gute Leibwächter. »Setzen Sie sich zu uns, Ms Blake. Es könnte zu lange dauern, um stehen zu bleiben.«
Ich wollte Alfred nicht im Rücken haben, darum setzte ich mich auf den hinteren Platz. Der leere Stuhl zwischen uns wirkte ungesellig, aber ich war außerhalb von Alfreds Reichweite. Sicherheit geht über gute Manieren.
Raina setzte sich an Marcus' rechte Seite und legte ihm eine Hand aufs Knie. Marcus saß, wie er auch alles andere tat: streng. Eine Haltung, die meine Tante Mattie stolz gemacht hätte. Aber Rainas Hand schob er nicht weg. Vielmehr legte er seine darauf. Liebe? Zusammengehörigkeit? Sie schienen mir nicht das ideale Paar zu sein.
Eine Frau kam herein. Kurze blonde Gel-Frisur. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher