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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ein glatt rasiertes, eckiges Kinn mit einem Grübchen. Das Grübchen hätte dem Gesicht etwas Heiteres geben können, doch tat es das nicht. Dieses Gesicht vertrat Regel. Die dünnen Lippen sagten in einem fort: nach meinem Willen, sonst passiert was!
    Er trug ein hellblaues Leinenjackett zu schwarzen Hosen und einen farblich perfekt abgestimmten blassblauen Stehbundpullover. Seine Schuhe waren schwarz und auf Hochglanz poliert.
    Das musste Marcus sein. »Alfred.« Ein einziges Wort, und schon war's ein Befehl. Der große Mann machte einen Schritt und sprang von der Bühne. Ein eleganter Sprung. Er bewegte sich wie in einer Wolke der Vitalität. Sie umwaberte ihn und flimmerte wie Hitze überm Asphalt. Man könnte es mit bloßem Auge nicht sehen, aber man spürte sie so gewiss wie die Hölle.
    Alfred kam auf mich zu, als verfolgte er eine bestimmte Absicht. Ich drehte mich mit dem Rücken zur Wand, behielt dabei Raina im Auge, zusammen mit allen Übrigen. Irving wich ebenfalls zurück. Er stand ein wenig abseits, aber näher bei mir als die anderen.
    Ich schob den Mantel zurück, sodass die Pistole ganz zu sehen war. »Ihre Absichten sollten besser freundlich sein, Alfred.«
    »Alfred«, wiederholte der andere Mann. Dasselbe Wort, sogar derselbe Tonfall, aber diesmal verharrte Alfred mitten im Schritt. Er musterte mich. Seine Augen waren nicht neutral, sie blickten feindselig. Die Leute lehnen mich gewöhnlich nicht beim ersten Anblick ab. Aber. Mann, ich war von ihm auch nicht allzu begeistert.
    »Wir haben Ihnen keine Gewalt angedroht, Ms Blake«, sagte Marcus.
    »Na, klar. Alfie da ist die gezügelte Gewalt auf zwei Beinen. Ich will wissen, was er vorhat, ehe er noch näher kommt.«
    Marcus schaute mich an, als hätte ich etwas Interessantes geäußert. »Eine sehr treffende Beschreibung, Ms Blake. Sie können also unsere Aura wahrnehmen?«
    »Wenn Sie es so nennen wollen«, antwortete ich.
    »Alfred hat keine feindlichen Absichten. Er wird Sie lediglich nach Waffen durchsuchen. Das ist das Standardvorgehen bei jedem Nichtgestaltwandler. Nichts Persönliches, das versichere ich Ihnen.«
    Die bloße Tatsache, dass sie mich unbewaffnet haben wollten, erweckte in mir den Wunsch, meine Waffen zu behalten. Sturheit oder ein starker Überlebensinstinkt.
    »Vielleicht würde ich mich zu der Durchsuchung bereit finden, wenn Sie mir zuerst einmal erklärten, warum ich hier bin.« Hinhalten, bis ich entscheiden konnte, was zu tun war.
    »Wir sprechen nicht über unsere Angelegenheiten im Beisein der Presse, Ms Blake.« »Nun, ohne ihn spreche ich nicht mit Ihnen.«
    »Ich will unsere Gemeinschaft nicht um purer Neugier willen gefährden.« Er stand immer noch auf der Bühne wie ein General, der seine Truppen besichtigt. »Der einzige Grund, weshalb ich überhaupt gekommen bin, ist, dass ich mit Irving befreundet bin. Sie machen sich nicht bei mir beliebt, indem Sie ihn beleidigen.«
    »Ich wünsche mich nicht bei Ihnen beliebt zu machen, Ms Blake. Ich wünsche Ihre Hilfe.« »Sie wollen meine Hilfe?« Ich versuchte gar nicht, meine Überraschung zu verbergen.
    Er nickte knapp. »Welche Art Hilfe?« »Er muss vorher gehen.« »Nein«, sagte ich. Raina stieß sich von der Wand ab und schritt um uns herum, außerhalb der Reichweite, aber kreisend wie ein Hai. »Irvings Bestrafung könnte jetzt beginnen« , sagte sie mit tiefer, schnurrender Stimme.
    »Ich wusste gar nicht, dass Wölfe schnurren«, bemerkte ich. Sie lachte. »Wölfe tun vieles, und ich bin sicher, Sie wissen davon.« »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ach, kommen Sie, von Frau zu Frau.« Sie lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand, die Arme verschränkt, die Miene freundlich.. Ich wettete, dass sie mir einen Finger abbeißen und dabei unausgesetzt genau so lächeln würde.
    Sie neigte sich zu mir, als wollten wir Geheimnisse austauschen. »Richard ist so gut, wie er aussieht, nicht wahr?« Ich blickte in ihre belustigten Augen. »Ich rede nie darüber.« »Ich erzähle Ihnen meine pikanten Leckerbissen, wenn Sie mir Ihre erzählen.« »Genug, Raina.« Marcus war an den Bühnenrand gerückt. Er sah nicht glücklich aus. Sie bedachte ihn mit einem trägen Lächeln. Sie reizte mehr ihn als mich und hatte großen Spaß dabei.
    »Irving wird gehen, und Alfred wird Sie nach Waffen durchsuchen. Da gibt es nichts zu verhandeln.« »Ich schlage Ihnen einen Handel vor«, sagte ich. »Irving geht jetzt, aber er geht nach Hause. Ohne Bestrafung.« Marcus

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