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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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waren zum Greifen zäh. Das erinnerte mich an die Dunkelheit, aus der das Schwert hervor geschwungen war. Nur war sie nicht ganz so dicht. Ich konnte immerhin etwas erkennen. Da war nichts außer den Schatten. »Was ist mit dem Schatten los?«, fragte ich.
     
    »Ein Salontrick«, sagte Jean-Claude. »Mehr nicht.« Er schwebte die Stufen hinauf, ohne sich umzusehen. Wenn er beunruhigt war, so sah man es ihm nicht an. Jason glitt hinter ihm auf die Veranda. Larry und ich stiegen einfach hinauf. Mehr konnten wir nicht. An den dunklen Stellen war es kälter, als man erwartet hätte, und Larry neben mir fröstelte. Doch Kräfte waren da nicht zu spüren. Ein Salontrick, wie Jean-Claude gesagt hatte.
     
    Die Drahtgittertür war aus den Angeln gerissen. Sie lag auf dem Boden, geborsten und vergessen. Trotz des Schutzes, den die Veranda bot, war die Innentür verzogen und abgeblättert, weil sie zu viel vom Wetter abbekam. Entlang des Geländers lag haufenweise Laub, wo der Wind es hingeweht hatte.
     
    »Sind Sie sicher, dass es das ist?«, fragte Larry. »Ja«, antwortete Jean-Claude.
     
    Ich verstand die Frage. Wären die Schatten nicht gewesen, ich hätte behauptet, das Haus sei unbewohnt. »Die Schatten schrecken zufällige Spaziergänger ab«, sagte ich.
     
    »Also, ich würde hier an Halloween nicht um Süßes betteln«, meinte Larry. Jean-Claude drehte den Kopf zu uns. »Unsere Gastgeberin kommt.«
     
    Die angefressene Tür öffnete sich. Ich hatte das Gruselquietschen rostiger Angeln erwartet, aber sie öffnete sich geräuschlos. Im Eingang stand eine Frau. Der Raum dahinter war finster, ihre Umrisse zeichneten sich in Nacht und Dunkelheit ab. Trotz allem erkannte ich zwei Dinge: Sie war ein Vampir, und sie war nicht so alt, dass sie Serephina sein konnte.
     
    Sie war nur ein paar Zentimeter größer als ich. Sie hob eine nicht angezündete Kerze in die Höhe. Meine Nackenhaare gingen in Habtachtstellung, als ein Rinnsal Macht durch den Raum zog. Die Kerze flackerte auf und sprenkelte mein Blickfeld mit tanzenden Sternen.
     
    Die Vampirfrau hatte braunes Haar. Es war an den Seiten ganz kurz geschnitten, wie wegrasiert und nachgewachsen. An der Ohrmuschel entlang glitzerten Silberperlen, am linken Ohr baumelte ein langer Ohrring, ein grünes Emailleblatt an einer Silberkette. Sie trug ein rotes Lederkleid, das oben herum sehr eng saß, weshalb ich im Dunkeln gesehen hatte, dass sie eine Frau war. Der Rock war knöchellang und von der Hüfte abwärts geschlitzt. Ein Lederabendkleid, wow.
     
    Sie grinste uns an, mit blinkenden Reißzähnen. »Ich heiße Ivy.« Ihre Stimme hatte einen lachenden Beiklang, aber im Gegensatz zu Jean-Claudes, die immer ein bisschen an Sex denken ließ oder schwere Schokolade, dachte man bei ihrer an zerschellendes Glas: Es sollte schmerzen, Angst machen, nicht erregen.
     
    »Tretet ein und seid willkommen.« Die Worte wirkten arg förmlich, wie eine einstudierte Rede oder eine Beschwörung, die kein Fremder verstand.
     
    »Danke für die höchst großzügige Einladung, Ivy«, sagte Jean-Claude. Plötzlich hielt er ihre Hand. Ich hatte nicht gesehen, wie er danach griff, hatte nicht gesehen, dass er sich bewegte. Es war, als hätte ich ein, zwei Bilder des Films verpasst. Ivy ebenfalls, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Sie sah sauer aus.
     
    Jean-Claude hob ihre Hand sehr langsam an die Lippen. Dabei ließ er sie keine Sekunde aus den Augen. Etwa in der Art wie man sich beim Kampfsport verbeugt, wo sie einen aufs Kreuz schleudern, wenn man wegsieht.
     
    An der weißen Kerze tröpfelte das Wachs herunter. Ivy hielt sie mit der bloßen Hand, ohne Kerzenhalter. Jean-Claude hob langsam ihre Hand und setzte seine Lippen darauf. Das Wachs tropfte schneller, als es sollte.
     
    Er ließ ihre Hand noch rechtzeitig los, sodass Ivy sich wieder fing, aber sie stand da und ließ das heiße Wachs über ihre Haut laufen. Dass es wehtat, sah man nur an einem kurzen Augenzucken. Sie ließ das Wachs hart werden. Eine schwache Rötung kam darunter zum Vorschein. Ivy ignorierte das.
     
    Die Kerze hörte zu tropfen auf. Wenn eine Kerze so früh läuft, hört sie gewöhnlich nicht so bald auf. Das Wachs bildete eine kleine goldene Pfütze am Fuß der Kerze.
     
    Ich blickte vom einen Vampir zum anderen und schüttelte den Kopf. Fällt Ihnen zu dem Wort »kindisch« etwas ein? Ich sagte es trotzdem nicht laut. Angeblich war das ein altes Vampirritual. Obwohl ich das wirklich ernsthaft

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