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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Heute Nacht ist alles nur Spiel, außer Sie machen mehr daraus. Die Einsätze sind nicht so hoch.«
     
    Ich blickte ihn finster an. »Das gefällt mir nicht.« Er lächelte. »Ich weiß, halten Sie mit uns aus, ma petite. Denken Sie an den Menschen, den Sie retten möchten, und halten Sie Ihr wundervolles Temperament im Zaum.«
     
    »Nun, Mensch?«, sagte Ivy. Sie wartete auf mich auf der Treppe. Sie sah aus wie ein ungeduldiges Kind, gereizt.
     
    »Ich komme«, sagte ich. Ich beeilte mich nicht, sie einzuholen. Ich ging mit gewöhnlichem Schritt, obwohl mir ihr lastender Blick auf der Haut juckte. Am Kopf der Treppe blieb ich stehen und sah hinunter. Kalte, feuchte Luft schlug mir ins Gesicht. Der Geruch war dumpf, schal und modrig. Man wusste, es gab da unten keine Fenster, und irgendwo nagte Wasser an den Mauern. Ein Keller. Ich hasste Keller.
     
    In dieser stinkenden Umgebung holte ich tief Luft und stieg die Treppe hinab. Das waren die breitesten Stufen, die ich je in einem Keller gesehen hatte. Das Holz sah frisch und rau aus, als hätten sie sich nicht die Zeit genommen, es zu schmirgeln oder zu beizen. Es war genug Platz, dass wir beide auf derselben Stufe stehen konnten. Ich wollte nicht mit ihr auf derselben Stufe stehen. Vielleicht war sie für Jean-Claude keine Gefahr, aber ich machte mir keine Illusionen, was sie mir antun konnte. Sie steckte als Meister noch in den Kinderschuhen, aber ihre Macht blubberte schon unter der Oberfläche und kroch mir über die Haut. Eine Stufe über ihr blieb ich stehen und wartete, dass sie weiterging.
     
    Ivy lächelte. Sie konnte meine Angst riechen. »Wenn wir beide Damen sind, sollten wir zusammen gehen. Komm, Anita.« Sie bot mir eine Hand. »Lass uns gemeinsam hinuntergehen.«
     
    Ich wollte nicht so dicht bei ihr sein. Wenn sie mich anspränge, bliebe keine Zeit, um viel zu tun. Ich würde vielleicht schnell genug ziehen können, vielleicht auch nicht. FS ärgerte mich, dass ich keine Waffe zeigen durfte. Und es machte mir Angst. Was mich unter anderem am Leben hielt, war, dass ich zuerst schoss und später Fragen stellte. Es andersherum zu machen war keine Methode, um am Leben zu bleiben.
     
    »Hat Jean-Claudes menschlicher Diener Angst vor mir?« Da stand sie von Dunkelheit eingerahmt und lächelte. Der Keller hinter ihr war wie eine große schwarze Grube. Aber sie konnte Vampirzeichen nicht spüren, sonst hätte sie gewusst, dass ich nicht sein Diener war. Sie war nicht so toll, wie sie dachte. Hoffentlich.
     
    Ich ignorierte die ausgestreckte Hand und ging die zwei Stufen hinab. Mit der Schulter streifte ich ihre nackte Haut, was sich anfühlte, als würden mir Würmer den Arm entlang kriechen. Ich stieg weiter die Stufen hinunter in das Dunkel, die linke Hand krampfhaft am Geländer. Ihre hohen Absätze klapperten auf der Treppe, um mich einzuholen. Ich spürte ihren Ärger wie Hitze, die von der Haut ausgeht. Das Mannsvolk kam uns nach, aber ich drehte mich nicht zur Kontrolle um. Heute Nacht spielten wir Mutprobe. Ein Spiel, das ich bestens beherrschte.
     
    Wir gingen die Treppe hinunter wie Pferde, die eine Kutsche ziehen, ich mit der Hand am Geländer, sie mit beiden Händen das Kleid raffend. Ich behielt ein Tempo bei, das ihr ein müheloses Gleiten unmöglich machte, außer wenn sie schweben konnte. Das konnte sie nicht.
     
    Sie packte meinen rechten Arm und zerrte mich zu ihr herum, damit ich sie anblickte. Ich konnte nicht nach der Waffe greifen. Weil ich Armscheiden trug, konnte ich nicht einmal ein Messer nehmen. So stand ich Auge in Auge mit einem wütenden Vampir und kam an keine Waffe heran.
     
    Was mich einzig retten konnte, wäre ihre Entscheidung, mich nicht umzubringen. Mein Leben an Ivys Wohltätigkeit zu hängen schien eine üble Wette zu sein.
     
    Ihre Wut floss mir über die Haut. Ihr Körper verströmte Hitze. Selbst durch die Lederjacke konnte ich ihre heil3e Hand spüren. Ich versuchte nicht, mich loszumachen. Wessen, die einen Kraftwagen stemmen können, lassen nicht so leicht los. Ihr Griff brannte nicht, denn es war nicht diese Art Hitze, trotzdem war es schwer, meinen Körper zu überzeugen, dass nicht doch noch eine Verletzung entstünde. Jahrelange Warnungen, nicht anfassen, heiß. Die Hitze strömte an mir entlang, als stünde ich neben einem Feuer. Hätte sie es nicht unabsichtlich getan, es wäre beeindruckend gewesen. Mann, es war beeindruckend. Ließ man ihr ein paar Jahrhunderte Zeit, dann wäre sie mächtig Angst

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