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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Minute lang sah ich sie an und zögerte. Ich könnte sie bitten, sie zu Jean-Claude hineinzubringen.
     
    »Ma'am?«
     
    Ich nahm die Handtücher, bedankte mich und schloss die Tür. Ich konnte doch eine fremde Frau nicht sehen lassen, dass ich einen nackten Vampir in der Badewanne hatte. Dabei war ich nicht einmal sicher, ob das Peinliche das mit dem Vampir war. Brave Mädchen haben nicht morgens um
     
    vier Uhr soundso viel irgendwelche nackten Sonstwasmänner in der Badewanne. Vielleicht war ich kein braves Mädchen. War es vielleicht noch nie gewesen.
     
    An der Schlafzimmertür zögerte ich. Es war dunkel im Zimmer. Licht war nur im Bad und warf ein Rechteck au f den Teppich.
     
    Ich drückte mir die Handtücher an die Brust, holte tief Luft und ging ins Zimmer. Ich konnte die Wanne schon sehen, aber Gott sei Dank nicht ganz. Ich sah ein bisschen weiße Keramik und einen weißen Schaumberg. Der Anblick des Schaumes genügte, dass sich meine Schultern entkrampften. Seifenschaum kann eine Vielzahl Sünden verbergen.
     
    Ich blieb an der Badezimmertür stehen.
     
    Jean-Claude lehnte sich in der Wanne zurück. Seine schwarzen Haare waren nass und offenbar gewaschen. Ein paar Strähnen klebten an seinen nackten Schultern. Die Arme ruhten auf dem Wannenrand, den Kopf lehnte er gegen die dunklen Wandkacheln. Die eine bleiche Hand war zur Seite ausgestreckt, wie um nach etwas zu greifen, doch die Finger waren schlaff. Er hatte die Augen geschlossen, zwei schwarze Halbmonde über den bleichen Wangen. Auf Gesicht und Oberkörper, soweit ich ihn sehen konnte, standen Wasserperlen. Er sah aus, als wäre er eingeschlafen.
     
    Ein Knie tauchte aus dem Schaumberg auf, überraschte mich mit einem weiteren Stück nackter, nasser Haut. Jean-Claude drehte den Kopf und machte die Augen auf. Das Mitternachtsblau wirkte noch dunkler als sonst. Vielleicht wegen der Art, wie das Wasser seine Haare schwerer, schwärzer machte.
     
    Ich tat einen flachen Atemzug und sagte: »Hier sind die Handtücher.« »Könnten Sie sie bitte hier ablegen?« Er machte eine kleine Geste mit der schlaffen Hand. »Hier« war der Deckel der Toilette, die nahe genug bei der Wanne war, um hinzugreifen. »Ich lege sie auf den Waschbeckenrand.«
     
    »Ich werde den ganzen Boden nass tropfen, wenn ich sie holen muss«, wandte er ein. Seine Stimme klang sachlich, war ohne Vampirzauber, fast ohne Betonung.
     
    Er hatte Recht, und ich benahm mich albern. Er würde mich nicht packen und vergewaltigen. Wenn das seine Abicht wäre, hätte er es schon vor Jahren tun können.
     
    Ich legte die Handtücher auf den Hocker, die Augen geflissentlich überall, nur nicht auf der Wanne.
     
    »Sie müssen Fragen haben wegen heute Nacht«, sagte er.
     
    Ich warf einen Blick zu ihm rüber. Die Nässe seines nackten Oberkörpers sammelte das Licht wie Quecksilber. An einer Brustwarze hielt sich ein bisschen Schaum. Ich verspürte den schrecklichen Drang, die Seifenbläschen wegzuwischen. Ich trat zurück, bis ich mit dem Rücken an die Wand stieß.
     
    »Es sieht Ihnen nicht ähnlich, mich freiwillig aufzuklären«, sagte ich. »Mir ist heute nach Großzügigkeit.« Seine Stimme hatte . den typischen Klang, den man kurz vor dem Einschlafen hat.
     
    »Wäre das auch so, wenn Sie nicht nackt in der Wanne säBen?«
     
    Ein schnelles Lächeln huschte über sein Gesicht, ein vertrauter Anblick. »Vielleicht nicht, aber wenn ich schon Ihre rasende Neugier stillen muss, macht es auf diese Weise nicht mehr Spaß?« »Wem?« »Uns beiden, wenn Sie es nur eingestehen wollten.«
     
    Darauf musste ich lächeln, aber ich wollte nicht lächeln. Ich wollte mich nicht daran freuen, ihn so seifig und nass zu sehen. Ich wollte ihn fürchten, und das tat ich auch, aber genauso sehr begehrte ich ihn. Ich wollte mit den Händen über seine nasse Haut fahren, anfassen, was unter dem Seifenschaum lag. Ich wollte keinen Verkehr. Das konnte ich mir mit ihm nicht vorstellen, aber ihn ein bisschen mit den Fingern erkunden wollte ich. Das brachte mich reichlich durcheinander. Er war eine Leiche. Was ich an diesen Abend gesehen hatte, hätte mich davon überzeugen müssen.
     
    »Sie runzeln die Stirn, ma petite. Warum?«
     
    »Ich habe Sie gefragt, ob die zwei verwesenden Vampire eine Illusion gewesen sind. Sie haben Nein gesagt. Ich habe weiter gefragt, ob Ihr Äußeres Wirklichkeit ist. Sie haben ja gesagt.« »Das ist wahr«, antwortete er. »Sind Sie eine verwesende Leiche?«
     
    Er

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