Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
Jung war, dachten sich die Eltern nichts dabei, bei einem ungehorsamen Kind die Pferdepeitsche zu nehmen oder es blutig zu schlagen. Sogar die Adligen schlugen ihre Kinder. Das war alltäglich. Aber er war der einzige Erbe, das einzige Kind. Also gaben sie meinen Eltern Geld und nahmen mich mit. Die Herrin des Hauses wählte mich, weil ich hüsch von Ansehen war. Als die Frau, die mich zum Vampir machte, damals zu mir kam, sagte sie, meine Schönheit habe sie angezogen.«
     
    »Augenblick mal.«
     
    Er drehte den Kopf, um mich mit der ganzen Wucht seiner dunkelblauen Augen zu bedenken. Ich strengte mich sehr an, um nicht wegzusehen.
     
    »Dieser prachtvolle Körper ist doch restlos Vampirtrick, oder? Ich meine, keiner kann so schön sein.« »Ich habe Ihnen einmal gesagt, dass es nicht das Werk meiner Kräfte ist, weshalb Sie mich so sehen, jedenfalls die meiste Zeit.«
     
    »Serephina sagte, Sie waren der Lustknabe für jeden Vampir, der Sie haben wollte. Was hat sie damit gemeint?« »Vampire töten, um sich zu ernähren, aber wenn sie Menschen zu sich herüberholen, hat das die verschiedensten Gründe. Reichtum, Ansehen, Liebe. Ich zum Beispiel wurde für die Lust herübergeholt. Als ich jung und schwach war, wurde ich unter ihnen weitergereicht. Wenn der eine meiner überdrüssig war, gab es immer einen anderen.«
     
    Ich starrte ihn entsetzt an. »Sie haben Recht. Wenn Sie sich etwas ausdenken würden, dann nicht diese Geschichte.« »Die Wahrheit ist oft enttäuschend oder hässlich, finden Sie nicht, ma petite?« Ich nickte. »Ja. Serephina war alt. Ich dachte, Vampire altern nicht.«
     
    »So alt, wie wir sterben, so alt bleiben wir.« »Haben Sie Serephina gekannt, als Sie noch jung waren?« »Ja.« »Haben Sie mit ihr geschlafen?« »Ja.« »Wie konnten Sie sich von ihr anfassen lassen?«
     
    »Ich wurde ihr von einem Meister geschenkt, gegen den selbst ihre erprobten Kräfte schwach aussahen.« Er sah mir in die Augen. »Sie weiß, was Sie sich wünschen, kennt Ihr größtes Verlangen, Ihren sehnlichsten Wunsch, und sie lässt ihn wahr werden, oder jedenfalls scheinbar. Was hat sie Ihnen angeboten, ma petite? Was konnte sie Ihnen bieten, dass sie Sie heute Abend fast herumgekriegt hat?«
     
    Ich sah weg. Ich wollte seinem Blick jetzt nicht begegnen. »Was hat sie Ihnen damals angeboten?« »Macht.« Darauf sah ich ihn doch an. »Macht?« Er nickte. »Die Macht, ihnen allen zu entkommen.« »Aber dazu mussten Sie von Anfang an das Zeug zum Meistervampir in sich haben. Das kann einem niemand geben«, sagte ich.
     
    Er lächelte, aber es war kein frohes Lächeln. »Heute weiß ich das, aber damals glaubte ich, nur sie könne mich retten aus einer Ewigkeit des ...« Der Satz blieb unvollendet, und er tauchte unter, ließ nur ein paar schwarze Locken auf dem Wasser treiben. Laut prustend kam er wieder hoch, blinzelte sich das Wasser aus den Augen. Die dunklen Wimpern klebten zusammen. Er fuhr sich durch die nassen Haare, die ihm über die Schultern hingen.
     
    »Als wir uns kennen lernten, waren Ihre Haare noch nicht so lang.« »Sie scheinen bei Ihren Männern lange Haare vorzuziehen.« »Wie können sie wachsen, wenn Sie doch tot sind?«
     
    »Die Frage müssen Sie beantworten«, sagte er. Er fuhr sich noch einmal durch die Haare und drückte das Wasser aus. Er langte mit einer Hand nach den Handtüchern.
     
    Ich kam hastig vom Boden hoch. »Ich gehe mich jetzt anziehen.« »Sind Jason und Larry zurück?«, fragte er. »Nein.«
     
    »Dann wird mich niemand ankleiden.« Er stand auf, zog das Handtuch zu sich heran. Kurz sah ich seinen nackten Körper von der Seite, wie das Wasser an ihm herunterrann. Das Handtuch kam gerade noch rechtzeitig ins Blickfeld. Ich flüchtete.
     

30
     
    Ich kauerte mich in den Sessel, der am weitesten vom Schlafzimmer entfernt stand. Aber ich starrte auf die Tür. Mist. Ich wollte aus dem Zimmer rennen, aber warum? Es war nicht Jean-Claude, dem ich nicht traute. Ich war es. Verfluchter Mist.
     
    Ich fasste an die Pistole in der Bademanteltasche. Sie war glatt und hart und beruhigend, aber das half mir diesmal nicht. Mit Gewalt konnte ich umgehen. Sex machte mir mehr Probleme.
     
    Ich wollte ehrlich nicht mit ihm schlafen, aber innerlich hoffte ich, dass ich noch ein Stückchen nackte Haut zu sehen bekam. Vielleicht etwas nackten Oberschenkel. Oder vielleicht ... Ich drückte mir die Hände vor die Augen, als ob ich mir damit das Bild aus dem Kopf zwingen

Weitere Kostenlose Bücher