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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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überrascht hatte, so als hätte ich eigentlich glauben müssen, er sei ein Mensch. Tja.
     
    »Setzen wir uns an einen Tisch«, sagte er. »Von mir aus.« »Dorrie, kannst du mal kurz übernehmen?«
     
    Eine Frau kam hinter die Theke. Sie hatte das gleiche kastanienbraune Haar wie er, aber es war streng aus dem Gesicht gekämmt und zu einem hoch sitzenden Pferdeschwanz gebunden. Der lange glänzende Schweif schwang bei jeder Bewegung aus, als wäre er lebendig. Ihr Gesicht war dreieckig, exotisch, katzenhaft, ohne kaschierende Frisur und Make-up. Ihre Augen hatten dasselbe Ozeangrün wie Magnus Bouviers.
     
    Die Männer, die der Theke am nächsten saßen, musterten sie aus den Augenwinkeln, als hätten sie Angst, sie offen anzustarren. Nur Larry starrte sie mit offenem Mund an.
     
    »Ich passe auf die Theke auf, aber mehr nicht«, sagte sie. Sie richtete diese Augen auf Larry. »Was stierst du mich so an?«, sagte sie mit beißender Verachtung.
     
    Larry riss die Augen auf, klappte den Mund zu und fing an zu stottern. »G-gar nicht.«
     
    Ihr Blick sagte deutlich, dass er log. Ich ahnte dunkel, warum die anderen Männer sich nicht trauten.
     
    »Dorcas, sei nett zu den Gästen.«
     
    Sie sah Magnus wütend an. Der lächelte, gab aber klein bei. Er kam hinter der Theke hervor. Er trug ein hellblaues Oberhemd über seiner Jeans, die so ausgeblichen war, dass man sie für weiß halten konnte. Das Hemd ging bis zur Mitte der Oberschenkel. Er war gezwungen, die Ärmel aufzukrempeln. Schwarz-silberne Cowboystiefel machten den Aufzug komplett. Alles außer den Stiefeln sah geliehen aus. Unter all den freitagabendmäßig aufgebrezelten Leuten hätte er schlampig aussehen müssen, zu salopp, tat es aber nicht. Sein extremes Selbstbewusstsein ließ den Aufzug perfekt wirken. Eine Frau an einem der Tische griff sich seinen Hemdsaum, als er vorbeiging. Mit einem neckischen Lächeln zog er ihr den Stoff aus den Fingern.
     
    Magnus brachte uns zu einem Tisch in der Nähe der Bühne. Er blieb stehen, damit ich mir einen Platz aussuchte. Sehr gentlemanlike. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand, sodass ich beide Türen und den Raum im Auge behielt. Das war zwar irgendwie cowboyhaft, aber es hing Magie in der Luft. Illegale Magie.
     
    Larry setzte sich an meine rechte Seite. Er hatte mich beobachtet und rückte scharrend mit dem Stuhl ein Stück vom Tisch weg, sodass er den Raum überblicken konnte. Fast war es beängstigend, wie ernsthaft Larry verfolgte, was ich tat. Damit würde er am Leben bleiben, aber es war, als würde man von einem Dreijährigen mit Waffenschein verfolgt. Irgendwie bedrohlich.
     
    Magnus lächelte uns beide an, milde, als täten wir etwas Niedliches oder Amüsantes. Ich war nicht in der Stimmung, um amüsant zu sein.
     
    »Liebeszauber sind illegal«, sagte ich.
     
    »Das sagten Sie schon«, meinte Magnus. Er ließ ein Lächeln aufblitzen, das wohl charmant und harmlos wirken sollte. Das tat es nicht. Es gab nichts, was er hätte tun können, um nicht ganz so fremdartig zu wirken. Und ganz bestimmt war er nicht harmlos.
     
    Ich hielt dem Blick stand, bis sein Lächeln an den Rändern schwächelte und er schluckte. Er spreizte die langen Finger auf der Tischplatte und musterte sie. Als er aufsah, war das Lächeln verschwunden. Er sah ernst aus, sogar ein bisschen nervös. Gut.
     
    »Das ist kein Zauber«, sagte er. »Nein, überhaupt nicht«, sagte ich. »Nein, wirklich nicht. Eine Bezauberung, aber kein Zauber.« »Das ist Haarspalterei«, sagte ich. Larry sah uns aufmerksam zu. »War die Nummer an der Bar ein Liebeszauber?«
    »Welche Nummer an der Bar?« Magnus' Miene war unglaublich sanft, so als würde Larry ihm deshalb glauben.
     
    Larry sah mich an. »Macht er Witze? Die Frau ging von dreißig auf dreiundzwanzig runter. Das muss Magie gewesen sein.«
     
    Magnus schenkte Larry zum ersten Mal eine Aufmerksamkeit, die mich ausschloss - und ich fühlte mich ausgeschlossen. Es war, als hätte sich die Sonne von mir zurückgezogen, und ich stünde fröstelnd im Schatten.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Hören Sie auf mit dem Glamourscheiß.«
     
    Magnus sah mich an, und einen Augenblick lang kam die Wärme zu mir zurück. »Lassen Sie das.«
     
    »Was?«
     
    Ich stand auf. »Na schön. Dann sehen wir mal, wie lustig Sie es im Knast finden.«
     
    Magnus umschloss mein Handgelenk mit der Faust. Seine Hand hätte von der Arbeit rau sein sollen, war sie aber nicht. Seine Haut war

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