Anita Blake 05 - Bleich Stille
unnatürlich weich, wie lebendiger Samt. Natürlich konnte auch das eine Illusion sein.
Ich wollte die Hand wegziehen, aber sein Griff wurde fester. Ich zog weiter, und er packte fester zu, mit einer Sicherheit, als wüsste er genau, dass ich nicht wegkonnte. Er irrte sich. Es war nicht nur eine Frage der Kraft, es war eine Sache der Hebelwirkung.
Mit einer schnellen Drehung brachte ich das Handgelenk näher an seine Finger und riss mich gleichzeitig los. Seine Finger glitten schnappend über meine Haut, aber es war vorbei. Mein Handgelenk fühlte sich aufgeschabt an von der Reibung. Da war nichts offen, aber es brannte trotzdem. Es wäre besser geworden, wenn ich mir die Haut ein bisschen gerieben hätte, aber die Befriedigung wollte ich ihm nicht verschaffen. Schließlich war ich der knallharte Vampirtöter. Außerdem hätte es die Wirkung vermasselt, und mir gefiel die Verblüffung in seinem Gesicht. »Die meisten Frauen rücken nicht weg, sobald ich sie einmal berührt habe.« »Setzen Sie noch einmal Magie bei mir ein, und ich zeige Sie an.«
Er blickte zu mir auf, mit nachdenklichem Gesicht. Er nickte. »Sie haben gewonnen. Keine Magie mehr bei Ihnen oder Ihrem Freund.« Oder irgendeinem anderen«, sagte ich. Ich setzte mich
vorsichtig wieder hin und legte ein wenig mehr Distanz zwischen ihn und mich. Ich stellte meinen Stuhl ein klein wenig schräg, damit ich schnell zur Waffe greifen könnte. Ich glaubte nicht, dass ich auf ihn schießen müsste, aber mir tat das Handgelenk noch weh. Ich hatte schon mit Vampiren und Gestaltwandlern Armdrücken gemacht. Ich wusste, wann ich es mit übernatürlicher Kraft zu tun hatte und wann nicht. Er hatte sie. Er hätte zudrücken können, bis mir die Knochen durch die Haut flutschten, aber er hatte nicht schnell genug zugedrückt. Er hatte mich eigentlich nicht verletzen wollen. Sein Fehler.
»Meinen Gästen würde es nicht gefallen, wenn die Magie nicht mehr da wäre«, sagte er. »Sie dürfen sie nicht damit manipulieren. Es ist illegal, und ich werde Sie dafür verhaften lassen.« »Aber jeder weiß, dass freitags im Bloody Bones Liebesnacht ist«, sagte Magnus. »Was heißt Liebesnacht?«, fragte Larry.
Magnus lächelte, setzte schon wieder seinen unbeschwerten Charme auf, aber der Funken Wärme fehlte. Er hielt sein Wort, soweit ich sehen konnte. Selbst Vampire konnten mich nicht benebeln, ohne dass ich es merkte. Dieser Magnus hatte das Zeug, mich nervös zu machen.
»Heute Abend mache ich jeden schön oder gut aussehend oder sexy. Für ein paar Stunden können Sie ein traumhafter Liebhaber sein. Allerdings würde ich nicht die Nacht hier verbringen. Der Zauber hält nicht so lange an.«
»Was sind Sie?«, fragte Larry. »Was sieht aus wie ein Homo sapiens, kann sich mit einem Homo sapiens fortpflanzen, ist aber keiner?«, fragte ich. Larrys Augen weiteten sich. »Homo arcanus. Er ist ein Elf?«
»Bitte sprechen Sie leise«, sagte Magnus. Er sah zu den umstehenden Tischen. Niemand gab sonderlich auf uns Acht. Man war zu sehr beschäftigt, einander in die magisch verschönerten Augen zu starren.
»Man kann Sie doch nicht für einen Menschen halten«, sagte ich. »Seit Jahrhunderten sagen die Bouviers die Zukunft voraus und machen Liebeszauber.« »Sie haben gesagt, es ist kein Liebeszauber«, wandte ich ein.
»Die Leute glauben es, aber Sie wissen, was es ist.« »Glamour, Blendwerk.« »Was ist Glamour?«, fragte Larry. »Elfenmagie. Damit können sie einem den Verstand trüben, Dinge besser oder schlechter erscheinen lassen, als sie sind.«
Magnus nickte lächelnd, als wäre er erfreut, dass ich so gut Bescheid wusste. »Genau. Verglichen mit manch anderer ist unsere Magie gering.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe über Glamour gelesen, und er wirkt nur so gut, wenn man dem hohen Hof angehört und ein Daoine Sidhe ist. Der lichte Teil des EIfenreichs vermischt sich selten mit Sterblichen. Zumindest nicht mit Bürgerlichen. Der dunkle Teil jedoch tut es.«
Er blickte mich mit seinen schönen Augen an und sah dabei selbst ohne Glamour so hinreißend aus, dass man ihn anfassen wollte, sehen, ob sein Haar so voll war, wie es aussah. Er war wie eine wirklich schöne Statue. Man wollte die Hände darüber gleiten lassen und den Linien nachspüren.
Magnus lächelte freundlich. »Die dunklen Elfen sind böse und grausam. Was ich hier tue, ist nicht böse. Für einen Abend können die Leute
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