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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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waren. Diesmal fiel keiner von uns hin. Ein Rekord.
     
    Ich steckte die Waffe weg, als wir im Wagen saßen. Wahrscheinlich hätte ich sie überhaupt nicht gebraucht, aber andererseits ... jemand hatte diese Bäume gefällt.
     
    Ich nahm mir die Säuglingspflegetücher und wischte damit das Baumharz von den Fingern. Das Blut der Bäume ließ sich damit fast so gut wegwischen wie das Blut von Menschen.
     
    Wir fuhren weiter und hielten nach Lichtern Ausschau. Das Restaurant musste ganz in der Nähe sein, es sei denn, die Wegbeschreibung war vollkommen falsch. Hoffentlich nicht.
     
    »Ist das eine Taschenlampe?«, fragte Larry. Ich schaute. Man sah etwas flackern, aber für ein Lagerfeuer war es zu hoch über dem Boden. Links von der Straße wurde ein weiter Kieswendeplatz von zwei Fackeln an langen Stöcken beleuchtet. Auch hier waren am Rand die Bäume gefällt worden, aber schon vor Jahren. Die Lichtung war alt. Die Bäume bildeten den Hintergrund für ein einstöckiges Haus. Ein Holzschild hing von der Dachrinne. Es war beim Fackelschein schwer zu entziffern, aber es konnte durchaus »Bloody Bones« darauf stehen.
     
    Das Dach war mit dunklen Holzschindeln gedeckt, und auch die Wände waren damit verkleidet, sodass das ganze Haus aussah wie ein natürliches Gewächs, das dem roten Lehmboden entsprungen war. An die zwanzig Wagen und Pick-ups standen wahllos auf dem Kies geparkt.
     
    Das Schild schaukelte im Wind, in den tief eingeschnitzten Buchstaben brach sich der Fackelschein. »Bloody Bones« stand da in glatten, geschwungenen Lettern.
     
    Ich ging mit den hohen Absätzen behutsam über den Kies. Larry war mit seinen Anzugschuhen besser dran als ich. »Das ist ein komischer Name für ein Grillrestaurant.« »Vielleicht servieren sie Rippchen«, sagte ich. Er zeigte mir eine Grimasse. »Im Augenblick könnte ich nichts Gegrilltes vertragen.« »Es wäre auch nicht meine erste Wahl.«
     
    Die Tür führte direkt in die Bar. Sie schwang hinter uns zu, und wir waren in düsteres Kerzenlicht getaucht. Die sich meisten Bars sind düstere Stätten, wo man trinken und verstecken kann. Rückzugsorte vor der lärmenden, grellen Welt draußen. Und der hier war zum Trinken und Verstecken richtig gut. Entlang einer Seite des Raumes war eine Theke, und ein Dutzend kleiner Tische standen verstreut auf dem dunkel glänzenden Holzboden. Links befand sich eine kleine Bühne und an der Hinterwand eine Musikbox, wo ein kleiner Gang vermutlich zu den Toiletten und zur Küche führte.
     
    Alles war hier aus dunklem Holz und auf Hochglanz poliert. Von den Wänden leuchteten Kerzen in Glaszylindern, und Kerzen hingen von der niedrigen dunklen Holzdecke. Das Holz war wie ein dunkler Spiegel, der mehr leuchtete, als dass er ein Bild zurückwarf. In die Balken, die die Decke stützten, waren Fruchttragende Reben geschnitzt und vereinzelte Blätter, die nach Eiche aussahen. Alle Augen waren auf uns gerichtet, wie in einem schlechten Western. Viele davon waren männlich.
     
    Die Blicke taxierten mich, sahen Larry und kehrten zumeist zu ihren Gläsern zurück. Ein paar blieben hoffnungsvoll hängen, aber ich ignorierte sie. Es war noch zu früh am Abend, sie konnten noch nicht alle so betrunken sein, dass sie mir Kummer machen würden. Außerdem waren wir bewaffnet.
     
    Die Frauen an der Bar standen in Dreierreihen. Sie waren für einen Freitagabend angezogen, wenn man vorhatte, den Freitagabend an einer Straßenecke zn verbringen und Fremden einen Vorschlag zu machen. Sie starrten Larry an, als überlegten sie, ob er gut zu essen wäre. Mich schienen sie auf den ersten Blick zu verabscheuen. Wenn ich von Frauen nur die geringste Ahnung hatte, hätte ich gesagt, sie waren eifersüchtig, aber ich bin nicht die Art Frau, die beim ersten Anblick Eifersucht weckt. Nicht groß genug, nicht blond genug, weder skandinavischer noch exotischer Typ. Ich bin hübsch, nicht schön. Die Frauen machten den Eindruck, als sähen sie etwas, was ich nicht sah. Deshalb drehte ich mich um, um zu sehen, ob hinter mir jemand hereingekomniei, war, obwohl ich wusste, dass das nicht der Fall war.
     
    »Was geht hier vor?«, flüsterte Larry.
     
    Das war die andere Sache. Es war still. Ich war noch nie am Freitagabend in einer Bar gewesen, wo man flüstern konnte und trotzdem verstanden wurde.
     
    »Ich weiß nicht«, sagte ich leise.
     
    Die Frauen an der Theke teilten sich, als hätte sie jemand gebeten, uns den vollen Blick auf die Bar freizugeben.

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