Anita Blake 05 - Bleich Stille
sah nicht entsetzt aus, er bot mir vielmehr an, mit mir ins Bett zu gehen. Andere Völker, andere Sitten.
»Ich bringe Ihre Bestellung persönlich in die Küche, wenn Sie nur entscheiden, was Sie möchten«, sagte er.
Larry starrte auf die Karte. »Einen Salat, schätze ich. Ohne Dressing.« Er dachte noch einmal darüber nach. »Ohne Tomaten.«
Magnus wollte sich erheben.
»Warum wollen Sie nicht an Stirling verkaufen?«, fragte ich. Magnus legte lächelnd den Kopf schräg. »Das Land ist seit Jahrhunderten im Besitz unserer Familie. Es gehört uns.«
Ich sah ihn an und wurde aus dem Gesicht nicht schlau. Es konnte die lautere Wahrheit sein oder eine freche Lüge.
»Der einzige Grund, weshalb Sie kein Millionär werden wollen, ist also ... was, die Familientradition?«
Sein Lächeln vertiefte sich. Er neigte sich heran, das lange Haar floss nach vorn. Er flüsterte, und es war still genug, dass er flüstern musste. »Geld ist nicht alles, Anita. Auch wenn Stirling das zu glauben scheint.«
Sein Gesicht war ganz nah, gerade noch so weit weg, dass ich mich nicht beschweren konnte. Ich konnte sein Rasierwasser riechen, ganz schwach, und es schien sich unbedingt zu lohnen, noch viel dichter an ihn heranzugehen.
»Was wollen Sie, Magnus, wenn es Ihnen nicht auf Geld ankommt?« Ich starrte ihn aus viel zu großer Nähe an. Seine langen Haare strichen mir über die Hand. »Ich habe Ihnen gesagt, was ich will.«
Auch ohne Glamour versuchte er mit mir Süßholz zu raspeln, mich abzulenken. »Was ist mit den Bäumen an Ihrer Straße passiert?« So leicht war das Ablenken bei mir nicht.
Er blinzelte mit den langen Wimpern. Da huschte etwas durch seine Augen. »Das war ich.« »Sie haben die Bäume da gefällt?«, fragte Larry.
Magnus wandte sich ihm zu, und ich war froh, ihn nicht mehr aus ein paar Zentimetern Abstand anzustarren. »Traurigerweise, ja.« »Warum?«, fragte ich.
Er richtete sich auf, plötzlich ganz sachlich. »Ich war betrunken und habe ein bisschen randaliert.« Er zuckte die Achseln. »Peinlich, nicht wahr?« »So kann man es auch sehen«, sagte ich.
»Ich gehe Ihnen Ihr Essen holen. Der nackte Salat ist gleich fertig.«
»Wissen Sie noch, was ich hatte?«, fragte ich. »Ja, tot gebratenes Fleisch.« »Sie hören sich an wie ein Vegetarier.«
»Oh nein«, widersprach er. »Ich esse alles Mögliche.« Bevor ich mich entschieden hatte, ob das eine Beleidigung gewesen war oder nicht, war er zwischen den Gästen verschwunden. Auch gut. Mir wollte beim besten Willen keine gute Erwiderung einfallen.
10
Dorcas brachte uns wortlos das Essen. Sie wirkte zornig, vielleicht nicht wegen uns, aber auf uns. Oder auf jeden. Ich fühlte mit ihr. Magnus ging hinter die Theke, wo er wieder seine besondere Marke von Magie an seine Gäste versprühte. Er sah zu uns rüber und lächelte, kam aber nicht mehr, um die Unterhaltung zu beenden. Klar, sie war längst zu Ende. Mir waren die Fragen ausgegangen.
Ich biss in meinen Cheeseburger. Er war am Rand beinahe knusprig, kein bisschen rosa in der Mitte. Klasse.
»Was haben Sie?«, fragte Larry. Er knabberte an einem Salatblatt. Ich schluckte. »Warum sollte ich etwas haben?« »Sie ziehen die Stirn kraus«, sagte er. »Magnus ist nicht wieder an unseren Tisch gekommen.« »Und? Er hat alle Ihre Fragen beantwortet.«
»Vielleicht ist uns nur noch nicht die richtige Frage eingefallen.« »Sie haben ihn wegen irgendwas im Verdacht?« Larry schüttelte den Kopf. »Sie sind zu viel mit Polizisten zusammen, Anita. Sie glauben, dass jeder was im Schilde führt.« »So ist es auch meistens.« Ich nahm den nächsten Bissen von meinem Hamburger.
Larry kniff die Augen fest zu. »Was haben Sie denn?«, fragte ich. »Da kommt Saft aus Ihrem Burger. Wie können Sie das essen, nach allem, was Sie gerade gesehen haben?« »Dann wollen Sie wohl auch nicht, dass ich mir Ketchup auf die Kartoffeln gieße.«
Er sah mich an und hatte so was wie echten Schmerz im Blick. »Wie können Sie darüber nur Witze machen?«
Mein Piepser meldete sich. Hatten sie den Vampir gefunden? Ich drückte den Knopf, und Dolphs Nummer leuchtete auf. Was jetzt?
»Es ist Dolph. Langen Sie zu. Ich gehe vom Jeep aus anrufen und bin gleich zurück.« , Larry stand mit mir zusammen auf, legte ein Trinkgeld auf den Tisch und ließ seinen Salat fast unberührt stehen. »Ich bin fertig.« »Tja, ich nicht.
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