Anita Blake 06 - Tanz der Toten
arbeitete gefangen in einem Traum, einem sehr schlechten Traum wahrscheinlich nach der Nacht, die sie gehabt hatte. Es war fast zwei, und die Aussage auf dem Revier bei Detective Greeley stand mir erst noch bevor. Catherine war unterwegs, um meinen Platz an Monicas Bett einzunehmen. Ich sah ihr mit Erleichterung entgegen.
Ich hatte kleine halbmondförmige Abdrücke von Monicas Fingernägeln an der rechten Hand. Sie hatte sich daran festgeklammert, als wäre das alles, was sie noch zusammenhielt. Auf dem Höhepunkt der Wehen, als es aussah, als würde sie auch noch ihr Kind verlieren, drückte sie mir ihre langen lackierten Nägel in die Haut, und erst als mir das Blut in feinen roten Linien über die Hand lief, sagte eine Schwester ein paar Worte. Nachdem Monica sich beruhigt hatte, bestanden sie darauf, sich um die Verletzungen zu kümmern. Sie nahmen die gleichen Pflaster wie für die Säuglinge, sodass ich lauter Mickeys und Goofys auf der Hand hatte.
Auf einem Brett an der Wand stand ein Fernseher, aber ich hatte ihn nicht eingeschaltet. Die einzigen Laute waren das Rauschen der Klimaanlage und die Herztöne des Kindes.
Draußen vor der Tür stand ein Polizist. Wenn Robert von einer Hassgruppe umgebracht worden war, dann waren Monica und das Baby wahrscheinlich die nächsten Opfer. Wenn er aus persönlichen Gründen umgebracht worden war, wusste Monica vielleicht etwas. So oder so war sie in Gefahr. Also hatten sie einen Wächter vor die Tür gestellt. Sollte mir recht sein, denn ich hatte nur noch das Messer. Die Pistolen fehlten mir wirklich.
Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte, und ich schoss auf meinem Stuhl nach vorn, um abzuheben, aus Angst. Monica könnte davon wach werden. Ich hielt die Hand vor die Sprechmuschel und redete leise, während mein Puls hämmerte. »Ja?«
»Anita?« Es war Edward. »Woher weißt du, wo ich bin?« »Wichtig ist nur, dass, wenn ich dich finden kann, jemand anderer das auch schafft.« »Der Auftrag steht noch?« »Ja.«
»Verdammter Mist. Was ist mit dem Zeitlimit?« »Auf achtundvierzig Stunden ausgedehnt.« »Ach Scheiße, die sind aber wild entschlossen.« »Ich meine, du solltest eine Weile untertauchen, Anita.« »Du meinst, mich verstecken?«
»Ja.« »Ich dachte, du willst, dass ich den Köder spiele.«
»Wenn du sichtbar bleibst, brauchen wir mehr Leibwächter. Die Werwölfe und Vampire sind zwar Monster, aber trotzdem Amateure. Wir sind Profis, das verschafft uns unsere Vorteile. Ich bin gut, aber ich kann nicht überall sein.«
»Wie zum Beispiel in der Damentoilette«, sagte ich. Ich hörte ihn seufzen. »Ich habe dich im Stich gelassen.« »Ich war auch unvorsichtig, Edward.« »Du bist also einverstanden?« »Mit dem Verstecken? Ja. Schwebt dir ein bestimmter Platz vor?«
»Im Grunde ja.« »Mir gefällt nicht, wie du das sagst, Edward.« »Es ist der sicherste Ort in der Stadt und hat eingebaute Leibwächter.« »Wo?« Selbst ich hörte das Misstrauen in dem einen Wort.
»Im Zirkus der Verdammten«, antwortete er. »Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf.« »Es ist der Schlafplatz des Meisters, Anita. Das ist eine Festung. Den Gang, durch den wir damals wegen Nikolaos gekommen sind, hat Jean-Claude schließen lassen. Dort ist es sicher.«
»Du willst, dass ich am Tag zwischen schlafenden Vampiren kampiere? Nein, danke.«
»Willst du lieber wieder zu Richard?«, fragte er. »Wie sicher wirst du da sein? Wie sicher ist es für dich überhaupt über der Erde?« »Verdammt, Edward.« »Ich habe recht, und das weißt du.«
Ich wollte widersprechen, aber er hatte recht. Der Zirkus war der sicherste Ort, den ich kannte. Mann, da gab es sogar Verliese. Aber die Vorstellung, dort freiwillig zu übernachten, machte mir Gänsehaut.
»Wie soll ich umringt von Vampiren schlafen, selbst wenn sie freundlich gesinnt sind?« »Jean-Claude hat dir sein Bett angeboten. Und bevor du wütend wirst: Er wird im Sarg schlafen.« »Das behauptet er jetzt«, gab ich zu bedenken.
»Ich fürchte nicht um deine Tugend, Anita. Ich fürchte um dein Leben. Und ich gebe zu, dass ich dich nicht schützen kann. Ich bin gut. Ich bin der Beste, den man für Geld kaufen kann, aber ich bin nur eine einzelne Person. Einer reicht nicht, egal wie gut er ist.«
Das machte mir Angst. Edward, der zugab, dass ihm etwas über den Kopf wuchs. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das noch erleben würde. Hätte ich auch fast
Weitere Kostenlose Bücher