Anita Blake 06 - Tanz der Toten
nicht, wie mir einfiel.
»Na gut, ich mach's. Aber für wie lange?«
»Du hältst dich versteckt, und ich werde ein paar Hinweisen nachgehen. Wenn ich nicht auf dich aufpassen muss, kann ich mehr tun.« »Wie lange?« »Einen Tag oder zwei.« »Was ist, wenn derjenige rauskriegt, dass ich im Zirkus bin?«
»Dann könnte er einen Versuch unternehmen«, sagte Edward. Er klang sehr nüchtern. »Und wenn er das wirklich tut?« »Wenn du, ein halbes Dutzend Vampire und genauso viele Werwölfe mit der Situation nicht fertig werden, dann ist es sowieso egal.«
»Sehr beruhigend.« »Ich kenne dich, Anita. Wäre ich nur ein bisschen beruhigend, würdest du dich weigern, unterzutauchen.« »Vierundzwanzig Stunden, Edward, dann will ich einen anderen Plan. Ich werde mich nicht in einem Loch verstecken und auf Leute warten, die mich umbringen wollen.«
»Einverstanden. Ich hole dich ab, nachdem du bei der Polizei deine Aussage gemacht hast.«
»Woher hast du die Information?«
Er lachte, aber es klang schroff. »Wenn ich weiß, wo du sein wirst, dann auch jemand anderer. Vielleicht solltest du deine Freunde bei der Polizei fragen, ob sie noch eine Weste übrig haben.«
»Du meinst eine kugelsichere?« »Könnte nicht schaden.« »Willst du mir Angst machen?« »Ja,« »Das kriegst du prima hin.«
»Danke. Verlasse die Polizeistation erst, wenn ich reinkomme und dich mitnehme. Halte dich möglichst nicht im Freien auf.«
»Du glaubst wirklich, jemand will mich heute Nacht noch umlegen?« »Wir richten uns ab sofort auf das Schlimmste ein, Anita. Kein weiteres Risiko. Bis nachher.« Er hängte ein, ehe ich noch etwas sagen konnte.
Ich stand da mit dem Hörer in der Hand und hatte Angst. Dass ein Killer hinter mir her war, hatte ich bei der ganzen Panik um Monica und ihr Kind fast vergessen. wahrscheinlich nicht so gut war.
Ich wollte schon auflegen, doch dann wählte ich Richards Nummer. Er nahm beim zweiten Klingeln ab, was bedeutete, dass er darauf gewartet hatte. Verdammt. »Richard, ich bin's.«
»Anita, wo bist du?« Er klang erleichtert, dann vorsichtig. »Ich meine, kommst du heute Nacht noch hierher?« Die Antwort war Nein, aber nicht aus den Gründen, die er befürchtete. Ich erzählte ihm, was passiert war, die kürzest mögliche Version.
»Wessen Idee war es, dass du bei Jean-Claude übernachtest?« Da schwang eine Spur Ärger mit. »Ich übernachte nicht bei Jean-Claude. Ich übernachte im Zirkus. « »Und der Unterschied wäre welcher?« »Schau, Richard, ich bin zu müde, um mit dir darüber zu streiten. Edward hat es vorgeschlagen, und du weißt, er kann Jean-Claude noch weniger leiden als du.«
»Das bezweifle ich«, sagte er. »Richard, ich habe dich nicht angerufen, damit wir uns zanken. Ich wollte dir erzählen, was los ist.« »Ich bin dir sehr dankbar.« Noch nie hatte ich ihn so sarkastisch gehört. »Willst du deine Sachen?«
»Mist, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.« »Ich werde sie dir bringen.« »Das ist nicht nötig, Richard.« »Du willst nicht, dass ich komme?« »Doch, liebend gern, und nicht nur wegen meiner Sachen, wenn du verstehst.«
»Ich werde alles mitbringen.« »Danke.« ,Ich packe auch eine Tasche für mich.« »Hältst du das für eine gute Idee?« »Ich habe schon früher im Zirkus übernachtet. Erinnere dich, ich war einer von Jean-Claudes Wölfen.«
»Ich erinnere mich. Solltest du Jean-Claude um Erlaubnis bitten, ehe du dich selbst einlädst?« »Ich rufe vorher an. Es sei denn, du willst mich heute Nacht nicht da haben.« Er war plötzlich sehr leise.
»Wenn Jean-Claude nichts dagegen hat, mir ist es recht. Ich könnte etwas moralische Unterstützung gebrauchen.« Er atmete hörbar aus, als hätte er die Luft angehalten. »Wunderbar. Dann bis nachher.«
»Ich muss bei der Polizei eine Aussage machen über den Vorfall im Danse Macabre. Das könnte ein, zwei Stunden dauern, also beeile dich nicht.« »Angst, dass Jean-Claude mir was tut?« Er schwieg einen Augenblick. »Oder fürchtest du, dass ich ihm was tue?«
Ich dachte darüber nach. »Ich sorge mich um dich.« »Schön zu hören«, sagte er, und ich konnte ihn lächeln hören.
Der Grund, weshalb ich mir um Jean-Claude keine Sorgen machte, war der, dass Richard nicht tötete. Jean-Claude tat es. Richard würde wohl einen Kampf anfangen, aber Jean-Claude würde ihn bis zu Ende führen. Doch ich sagte nichts
Weitere Kostenlose Bücher