Anita Blake 06 - Tanz der Toten
müssen? Musste er nicht, oder zumindest glaubte ich das nicht. Dominic war derselben Meinung, doch er war nicht hundertprozentig sicher. Also Zombies zuerst. Das wäre zugleich die Probe. Wenn das Messer nicht ausreichte, würden wir zu Reißzähnen übergehen, aber ich würde so weit wie möglich am Normalen festhalten, und wäre es noch so wenig.
Ich hatte Stephen nach einer Schüssel geschickt, die das Blut aufnehmen sollte. Er war mit einer kleinen goldenen Schale zurückgekehrt. Ich fragte mich, ob die Größe Absicht war, um mich zu ermutigen, nicht zu viel Blut zu vergießen. Für einen Werwolf schien er Blut nicht sehr zu mögen. Die Schale war auf Hochglanz poliert, dass sie fast glühte. Die Innenseite war gehämmert und hatte die entsprechenden Vertiefungen. Gehämmertes Gold, und ich wusste, sowie ich es anfasste, dass es alt war. Wieso denkt jeder, dass man zum Blutauffangen etwas Besonderes nehmen muss? Eine Tupperschüssel tat es auch.
Wir standen in dem großen Raum zwischen den verstreuten Mauersteinen, wo die Zombies mit Totengeduld warteten. Manche, die mich beobachteten, hatten eingefallene Augen wie tote Fische, andere einen leeren Schädel, aber selbst ohne Augen schienen sie mich anzusehen.
Ich stand mit dem Messer am linken Handgelenk vor ihnen, Richard links von mir, Jean-Claude rechts und auf meine Bitte hin, ohne mich zu berühren.
Dominic hatte so viele Einzelheiten über das erste Triumvirat wissen wollen, dass es mir peinlich geworden war. Er stimmte mir zu, dass die Macht wahrscheinlich auch da war, ohne dass wir übereinander kriechen mussten. Das allein brachte ihm bei mir Extrapunkte ein. Schließlich hatten wir vor, heute Abend die Magie vor dem gesamten Rudel aufzubauen. Ich wollte wirklich keinen Sex vor so vielen Leuten haben. Gut, es war kein echter Sex, aber doch so nah dran, dass ich kein Publikum wollte.
Die Leidenschaft ließ nach. Beim Anblick der halb verrotteten Zombies war es schwer, wieder in Stimmung zu kommen. »Normalerweise halten sich meine Zombies besser als die hier«, sagte ich.
»Wenn Sie so viel Macht mit zwei anderen Nekromanten aufgebaut hätten, wären sie in einem besseren Zustand«, meinte Dominic.
»Vielleicht lag es an der fehlenden Kontrolle«, überlegte Jean-Claude.
Ich drehte mich zu ihm hin. »Ich glaube, Dominic meint, dass ein Teil der Macht von einem Toten stammte.« »Glaubst du, dass ich ein Toter bin, ma petite?«
Ich blickte in dieses schöne Gesicht und nickte. »Die Vampire, die ich gerufen habe, sind Leichen. Was immer du bist, beruht auf einer Art Nekromantie.«
Er neigte den Kopf zur Seite. »Ich höre deine Worte, Ma petite, glaube aber nicht, dass du das für wahr hältst, nicht restlos.«
Ich schüttelte den Kopf »Ich weiß nicht mehr, was ich noch glaube.«
»Eigentlich halte ich es für unwichtig, dass Jean-Claude ein Vampir ist«, sagte Dominic. »Ich glaube, es liegt wohl eher daran, dass weder er noch Richard etwas von Totenerweckungen verstehen. Das ist allein Ihr Talent. Ich meine, mit etwas Übung kann man seine Kräfte in perfekte Zombies kanalisieren, aber in gewisser Weise hat Jean-Claude auch recht. Das Ungezügelte, der Mangel an Beherrschung, macht die Zombies unvollkommen.«
In meinem Gesicht muss sich etwas angedeutet haben, denn er fügte hinzu: »Sie mussten zu viele Dinge in der Gewalt haben, um auf jede Kleinigkeit Acht zu geben. Ich glaube, Sie haben die Zombies instinktiv vernachlässigt, weil das der Teil ist, wo Sie am sichersten sind. Sie haben exzellente Instinkte.«
»Wahrscheinlich, danke«, sagte ich.
Er lächelte. »Ich weiß, die Zeit ist knapp. Wie wir an Jean-Claudes Anwesenheit sehen können, schlafen nicht alle Vampire bis zur vollen Dunkelheit. Ich fürchte, wenn einer unserer Vampire seine Aufwachzeit überschreitet. wird er verloren sein. Doch ich möchte Anita bitten, eine Sache für mich zu tun, die nichts mit ihrer Aufgabe hier zu tun hat, sondern allein mein Problem ist.«
» Was für ein Problem?«, fragte ich. »Sabin«, sagte Jean-Claude. Dominic nickte. »Sabins Zeit läuft ab.« »Sabin, der Vampir, der im Club war?«, fragte Cassandra. „Ja«, sagte ich. »Was brauchen Sie, Dominic? Beeilen Sie sich hier, dann gehöre ich Ihnen.«
Er lächelte. »Ich danke Ihnen, Anita. Sie konzentrieren sich auf einen Ihrer Zombies, versuchen, ihn perfekter zu machen.« Ich sah ihn stirnrunzelnd an.
»Du sollst
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