Anita Blake 06 - Tanz der Toten
Bitte, dann nickte er. »Einen kleinen Schnitt.« »Natürlich« Dominic verbeugte sich.
Der Vampir würde den kleinen Schnitt irgendwann selbst heilen können. Wenn es mir nicht gelang, schadete es ihm nicht. Obwohl ich nicht sicher war, ob der Vampir das auch so sehen würde.
»Anita«, sagte Dominic. Ich rief: »Damian, komm zu mir.«
Jean-Claude zog die Augenbrauen hoch, wahrscheinlich wegen meiner Wahl. Wenn er erwartet hatte, dass ich Willie rief, so hatte er nichts verstanden. Willie war mein Freund. Ich wollte nicht, dass ihm jemand eine Schnittwunde beibrachte, nicht einmal im toten Zustand.
Aber Damian hatte im Club eine Frau willenlos gemacht und belästigt. Sollte er sich ein bisschen zerschneiden lassen.
Damian kam herein, stierte umher, bis er mich gefunden hatte. Sein Gesicht war ausdruckslos, leerer als im Schlaf, so leer wie es nur die Toten hinkriegen. »Damian, halt an.«
Der Vampir blieb stehen. Seine Augen waren die grünsten, die ich je gesehen hatte. Grüner als Catherines, mehr Katzen- als Menschenaugen.
Dominic trat an ihn heran. Er musterte den Vampir. dann setzte er die Klinge an die bleiche Wange und zog die Spitze scharf nach unten. Über die makellose Blässe floss dünn das Blut. Der Vampir reagierte überhaupt nicht, blinzelte nicht einmal. »Anita«, sagte Dominic.
Ich heftete den Blick auf Damian, nein auf Damians sterbliche Hülle. Ich schleuderte Macht auf ihn, in ihn hinein, wünschte ihn ins Leben. Das war das Wort, das ich ihm einflüsterte.
Das Blut floss langsamer, dann hörte es auf. Der Schnitt schloss sich nahtlos. Es war ... leicht.
Dominic wischte das Blut mit einem Taschentuch weg, das er aus seiner Jacke gezogen hatte. Damians bleiche Wange war wieder makellos. Es war Cassandra, die es aussprach. »Sie könnte Sabin heilen.«
Dominic nickte. »In der Tat.« Er drehte sich triumphierend, mit freudiger Erregung zu mir um. »Sie würden die Kräfte Ihres Triumvirats brauchen, um Sabin aus seinem Tagschlaf zu rufen, aber einmal geschehen, könnten Sie ihn heilen, meine ich.«
»Eine kleine Schnittwunde ist eine Sache«, sagte ich. »Aber Sabins Zustand ist ... katastrophal.« »Werden Sie es versuchen?« »Wenn wir diese drei Vampire unversehrt zurückbetten können, ja, dann werde ich es versuchen.« »Morgen.« Ich nickte. »Warum nicht.«
»Ich kann es kaum erwarten, Sabin zu berichten, was ich heute gesehen habe. Er hatte die Hoffnung längst aufgegeben. Aber vorher müssen wir uns um Ihre Freunde kümmern. Ich werde Sie mit aller Kraft unterstützen.«
Ich lächelte. »Ich verstehe genug von Magie, um zu wissen, dass Sie nur Ratschläge geben können.«
»Aber die werden sehr gut sein«, erwiderte er lächelnd.
Ich glaubte ihm. Er wollte den Erfolg um Sabins willen. »Gut, fangen wir an.« Ich streckte Richard und Jean-Claude die Hand entgegen. Sie nahmen sie einigermaßen gehorsam, und es war angenehm, ihre Hand zu halten. Sie waren beide warm und schön, aber da war keine Spur von Magie. Kein Funken. Ich erkannte, dass das sexuelle Zusammenspiel in gewisser Weise ein Ritual ersetzte. Rituale waren bei den meisten magischen Vorgängen nicht absolut erforderlich, aber sie dienten gewissermaßen der Konzentration, damit man sich auf den Akt innerlich vorbereitet. Ich hatte keinen Blutkreis abzuschreiten, kein Opfertier zu töten. Ich hatte keine Utensilien einzusetzen. Ich hatte nur die beiden Männer vor mir, meinen eigenen Körper und das Messer am Handgelenk. Ich wandte mich ab.
»Es passiert nichts«, sagte ich. »Was sollte denn passieren?«, fragte Dominic. Ich zuckte die Achseln. »Irgendwas. Ich weiß es nicht.« »Du versuchst es zu angestrengt, Anita. Entspann dich, lass die Macht zu dir kommen.«
Ich ließ die Schultern kreisen, versuchte, meine Anspannung loszuwerden. Es klappte nicht. »Ich wünschte wirklich, Sie hätten mich nicht daran erinnert, dass manche Vampire schon vor Einbruch der Dunkelheit aufstehen. Es ist später Nachmittag, und wir sind unter der Erde. Es könnte schon zu spät sein.«
»So zu denken ist nicht hilfreich«, sagte Dominic.
Jean-Claude kam zu mir, und noch bevor er mich berührte, kam ein Schwall Macht wie ein warmer Schauer über mich. »Fass mich nicht an«, bat ich. Ich spürte, wie er hinter mir zögerte. »Was ist los, ma petite?«
»Nichts.« Ich drehte mich zu ihm um. Ich hielt die Hand dicht an seine nackte
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