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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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anschließen oder gehen.«
     
    Ich wich langsam zurück. »Ich werde gehen.«
     
    Das Rudel kroch näher, riesige Wölfe und einige Wolfsmenschen, die mich mit fremden Augen ansahen. Ich konnte die Browning nirgends entdecken. Ich zog die Firestar und trat den Rückzug an.
     
    »Keiner wird dir etwas tun, Anita. Du bist die Lupa. Meine Gefährtin.« Ich blickte in die kalten Augen des nächsten Wolfes. »Im Augenblick bin ich nur Fressen, Richard.« »Du hast die Macht abgewehrt«, sagte er.
     
    Das stimmte. Am Ende war ich in Panik geraten und hatte nicht die volle Dosis gekriegt. »Wie auch immer.« Ich schob mich langsam zwischen den Wölfen hindurch, aber sie rührten sich nicht. Ich verließ den Platz und streifte durch Felle wie in einer Pelzmantelfabrik. Jede Berührung von Atem, von lebendigem Fell machte mir Angst. Panik stieg in mir auf, und ich hatte noch genug Glut übrig, um zu wissen, dass meine Angst sie erregte. Je mehr ich mich fürchtete, desto mehr roch ich wie Futter.
     
    Ich behielt die Waffe in der Hand, aber mir war klar, dass ich tot wäre, wenn sie über mich herfielen. Sie waren zu viele. Sie beobachteten meine Schritte. Sie weigerten sich stur, mir Platz zu machen, zwangen mich, ihre pelzigen Körper zu streifen. Ich begriff, dass sie mich als Appetitanreger benutzten, meine Angst würzte ihr Fressen, die Berührung meiner menschlichen Haut würde ihre Jagd anheizen.
     
    Als ich den letzten Pelzträger hinter mir hatte, ließ mich das Geräusch reißenden Fleisches herumfahren. Ich konnte mich nicht mehr rechtzeitig davon abhalten. Richard reckte die Schnauze zum Himmel, nass von Blut, und warf ein Stück Fleisch auf den Boden, das ich nicht näher bestimmen wollte.
     
    Ich rannte. Der Wald, durch den ich mit Richards Hilfe geglitten war, wurde zu einem Hindernisparcours. Ich rannte und stolperte und fiel und rannte weiter. Endlich kam ich auf dem Parkplatz an. Ich war gefahren, weil außer mir heute niemand mehr nach Hause wollte. Alle würden hier bleiben und eine Mondscheinparty feiern.
     
    Edward und Harley hatten mit ihren Geräten vom Hügel aus alles beobachtet. Ich fragte mich, was sie von der Show hielten.
     
     
     

38
     
    Edward nahm mir das Versprechen ab, noch eine Nacht im Zirkus zu verbringen. Marcus war tot, also der Auftraggeber meines Mörders. Doch wenn ein Neuer den Auftrag angenommen hatte, konnte der das noch nicht wissen. Es wäre eine Schande, wenn es mich noch erwischte, nachdem wir solche Anstrengungen unternommen hatten, um mich zu schützen. Ich stieg die ganze verdammte Treppe bis zu der Tür mit den Eisenbändern hinunter, bevor mir klar wurde, dass ich keinen Schlüssel hatte und keiner mit mir rechnete.
     
    Richards Körpersekret, das mich während seiner Verwandlung bespritzt hatte, war zu einer klebrig-zähen Substanz getrocknet, die zwischen Blut und Leim rangierte. Ich brauchte ein Bad. Ich brauchte etwas Frisches anzuziehen. Ich brauchte ein anderes Bild im Kopf als Richards Mund, der Teile von Marcus kaute. Je mehr ich mich anstrengte, nicht daran zu denken, desto deutlicher wurde das Bild.
     
    Ich hämmerte gegen die Tür, bis meine Hände brannten, dann begann ich dagegenzutreten. Niemand kam. »Scheiße!« Ich schrie niemanden und jeden an. »Scheiße!«
     
    Das Gefühl, wie er auf mir lag. Seine Knochen und Muskeln, die auf mir hin und her glitten, wie ein Sack voll Schlangen. Der warme Ansturm von Macht und der Moment, wo ich mich hinknien und fressen wollte. Was wäre gewesen, wenn ich die Macht vollständig geschluckt hätte? Wenn ich nicht gekniffen hätte? Hätte ich von Marcus gefressen? Hätte ich es getan und genossen?
     
    Ich stieß wortlose Schreie aus, schlug mit flachen Händen gegen die Tür, trat, hämmerte mit den Fäusten. Ich ließ mich auf die Knie sinken, presste die brennenden Handflächen auf das Holz. Ich lehnte den Kopf gegen die Tür und weinte.
     
    »Ma petite, was ist passiert?« Jean-Claude stand hinter mir auf der Treppe. »Richard ist nicht tot. Das würde ich spüren.«
     
    Ich drehte mich um und drückte mich rückwärts an die Tür. Ich wischte mir die Tränen ab. »Er ist nicht tot, ganz im Gegenteil.«
     
    »Was ist dann passiert?« Er kam die Treppe herab wie ein Tänzer, unsagbar anmutig, selbst nach einem Abend mit Gestaltwandlern. Sein Hemd war kräftig blau, nicht ganz so dunkel wie marineblau, die Ärmel weit, die Manschetten lang, der Kragen hoch, aber weich, fast wie ein Schal. Ich hatte

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