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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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recht habe?«
     
    Lillian setzte ein kleines silbernes Messer an die untere Hälfte eines Kratzers und zog die Klinge darin entlang, um die Wunde zu öffnen. Richard sog hörbar die Luft ein.
     
    »Was tun Sie da?«, fragte ich.
     
    »Bei Lykanthropen verheilt alles, aber ohne ärztliche Hilfe gibt es manchmal Narben und manche Wunden sind so tief, dass ein paar Stiche nötig sind, bevor sich die Haut zu schließen beginnt. Darum muss ich ein paar wieder öffnen und nähen.«
     
    Sylvie reichte der Ärztin die Handtücher. »Danke, Sylvie.« »Worüber streiten die beiden Turteltauben?«, fragte Sylvie. »Das kann dir Richard erzählen, wenn er will.« »Anita ist deiner Meinung«, sagte Richard. »Sie findet, ich sollte anfangen, Leute umzubringen.«
     
    Ich ging an eine Stelle, wo er mich ansehen konnte, ohne sich den Hals zu verrenken. Ich lehnte mich gegen den Arbeitsblock und versuchte, ihn anzusehen, statt auf Lillians Messer zu achten. »Ich will nicht, dass du anfängst wahllos Leute zu töten, Richard. Du sollst nur deine Drohung untermauern. Töte einen, dann ziehen sich die anderen zurück.«
     
    Er blickte mich aufgebracht an. »Du meinst, einer soll als Beispiel herhalten?« So ausgedrückt hörte es sich kaltblütig an, aber wahr war es trotzdem. »Ja, genau so meine ich es.« »Oh, die gefällt mir«, sagte Sylvie.
     
    »Das dachte ich mir«, warf Jason ein. Sie wechselten einen Blick, aus dem ich nicht ganz schlau wurde, aber sie schienen sich dabei köstlich zu amüsieren.
     
    »Ist mir eine Pointe entgangen?« Sie schüttelten die Köpfe.
     
    Ich ließ es dabei bewenden. Richard und ich waren noch immer über Kreuz, und allmählich schien es mir, als nähme der Streit kein Ende mehr. Er zuckte zusammen, als die Ärztin die nächste Wunde öffnete. Sie brachte überall nur ein oder zwei Stiche an, aber das war immer noch mehr, als ich hätte haben wollen. Ich mochte es nicht besonders, genäht zu werden.
     
    »Keine Betäubungsmittel?«, fragte ich.
     
    »Bei uns wirken sie nicht besonders gut. Wir setzen die Wirkstoffe zu schnell um«, erklärte Lillian. Sie wischte das Messer an einem sauberen Handtuch ab und sagte: »Eine Wunde reicht bis in die Hose. Zieh sie aus, damit ich sie mir ansehen kann.«
     
    Ich sah zu Sylvie. Sie schmunzelte mich an. »Mach dir meinetwegen keine Gedanken. Ich stehe auf Frauen.« »Deswegen habt ihr beide eben gelacht«, sagte ich zu Jason.
     
    Er nickte und grinste gut gelaunt. Ich schüttelte den Kopf.
     
    »Die anderen werden bald hier sein. Ich will nicht mit nacktem Hintern dastehen, wenn sie zur Tür hereinkommen.« Richard stand auf. »Machen wir den Rest im Schlafzimmer.« Um das Schlüsselbein sah man den Kranz einer Bisswunde, und mir fiel der Wolfsmann ein, der ihn mit den Klauen hochgehoben hatte.
     
    »Du könntest jetzt tot sein«, sagt e ich. Er sah zu mir her. »Bin ich aber nicht. Das sagst du doch auch immer, oder?«
     
    Ich hasse es, wenn man mir mit meinen eigenen Worten kommt. »Du hättest Sebastian oder Jamil töten können, dann wären die anderen nicht über dich hergefallen.« »Du hast also schon entschieden, wen ich umbringen soll.« Seine Stimme war belegt vor Zorn. »Genau.«
     
    »Sie trifft tatsächlich eine ziemlich gute Auswahl«, meinte Sylvie.
     
    Richard wandte ihr seine dunklen, dunklen Augen zu. »Du hältst dich raus.«
     
    »Das täte ich, wenn es nur ein Streit unter Liebenden wäre, Richard«, erwiderte sie und baute sich vor ihm auf. »Aber Anita sagt nichts, was ich nicht auch schon gesagt habe. Und worum die meisten von uns dich schon gebeten haben. Ein paar Monate lang war ich gewillt, es auf deine Weise zu versuchen. Ich hatte gehofft, du würdest recht haben, aber es funktioniert nicht, Richard. Entweder bist du ein Alpha oder du bist keiner.«
     
    »Ist das eine Herausforderung?«, fragte er und wurde dabei sehr ruhig. Seine Macht wehte durch den Raum wie warmer Wind. Sylvie wich einen Schritt zurück. »Du weißt, dass es keine ist.«
     
    »Ich weiß das?« Die Macht im Raum schwoll an, wurde brenzlig. Auf meinen Armen richteten sich die Härchen auf.
     
    Sylvie hörte auf, zurückzuweichen, und ballte die Fäuste. »Wenn ich glaubte, Marcus besiegen zu können, würde ich es tun. Wenn ich uns alle schützen könnte, würde ich es tun. Aber ich kann es nicht, Richard. Du bist unsere einzige Chance.«
     
    Richard ragte drohend über ihr auf. Es war nicht nur die bloße Körpergröße. Seine Kräfte

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