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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Haltung.
     
    Jean-Claude hatte nichts dagegen, Leute zu töten. Früher einmal hatte ich geglaubt, das mache ihn zum Monster. Inzwischen war ich seiner Meinung. Echte Monster bitte mal aufstehen.
     
     
     

11
     
    Schließlich war ich angezogen: rotes Polohemd, schwarze Jeans, schwarze Nikes, die Firestar im Hosenbund. Vor dem roten Hemd hob sie sich reichlich ab, aber Mann, wozu sie verbergen? Außerdem spürte ich vor der Schlafzimmertür all die aufgewühlten Kräfte. Gestaltwandler, die nicht alle heiterer Stimmung waren. Bei starken Gefühlen können sie ihre Kräfte nicht so gut verbergen. Richard konnte es von allen, die ich kannte, am besten. Er hatte mich eine Zeit lang getäuscht, sodass ich ihn für einen Menschen hielt. Das war noch keinem anderen gelungen.
     
    Ich sah mich im Spiegel an und erkannte, dass es nicht der Haufen Lykanthropen nebenan war, der mich beunruhigte, sondern der Haufen Lykanthropen, der wusste, dass Richard und ich herumgemacht hatten. Gefahren waren mir jederzeit lieber als Peinlichkeiten. An Gefahr war ich gewöhnt.
     
    Das Bad lag gleich neben dem Wohnzimmer. Als ich also die Tür öffnete, waren sie alle da, saßen dicht beisammen auf der Couch und ringsherum. Alle drehten die Köpfe, als ich herauskam, und ich nickte. »Hallo.«
     
    »Hallo, Anita«, sagte Rafael. Er war der Rattenkönig, der Anführer der Werratten. Er war groß, dunkel und gut aussehend, hatte energische mexikanische Züge, die sein Gesicht streng machten. Nur seine Lippen deuteten an, dass er vielleicht öfter lächelte, als die Stirn zu runzeln. Er trug ein kurzärmliges Oberhemd, bei dem sein Brandmal zu sehen war. Es hatte die Form einer Krone und war das Zeichen seines Königsamts. Bei den Wölfen gab es so etwas nicht. Die Lebensweise der Lykanthropen war verschieden, abhängig von der Tierart, und hatte ihre eigenen kulturellen Ausprägungen.
     
    »Ich wusste gar nicht, dass die Werratten an den internen Querelen des Rudels Anteil nehmen«, wunderte ich mich. »Marcus versucht die Gestaltwandler unter einer Führerschaft zu vereinigen.«
     
    »Lasst mich raten«, sagte ich, »er will der Anführer sein.« Rafael bedachte mich mit einem kleinen Lächeln. »Ja.« »Darum hast du dich mit dem geringeren Übel, das heißt, mit Richard, zusammengetan?« Ich ließ es wie eine Frage klingen.
     
    »Ich habe mich auf Richards Seite gestellt, weil er ein Mann ist, der sein Wort hält. Marcus hat keine Ehre. Dafür hat seine Hündin Raina gesorgt.«
     
    »Ich meine noch immer, dass wenn wir Raina töten würden, Marcus bereit wäre, mit uns zu reden.« Das von einer Frau, die mir bekannt vorkam, die ich aber nicht unterbringen konnte. Sie saß auf dem Boden und trank Kaffee aus einem Henkelbecher. Sie hatte kurze blonde Haare und trug einen pinkfarbenen Jogginganzug aus Nylon, unter der offenen Jacke ein rosa T-Shirt. Das war ein Aufzug zum Hingucken, nicht zum Trainieren, und da erinnerte ich mich. Ich hatte sie im Lunatic Cafe gesehen, Rainas Restaurant. Sie hieß Christine. Sie war kein Wolf, sie war ein Tiger. Sie war gekommen, um für die unabhängigen Gestaltwandler zu sprechen. Die zu wenige waren, um einen Anführer zu haben. Nicht alle Lykanthropenarten waren gleich ansteckend. Man konnte von einem Wertiger zerrissen werden, ohne die Krankheit zu bekommen. Ein Werwolf brauchte einen nur zu ritzen, und man bekam ein Fell. Von den Großkatzenarten war keine so ansteckend wie Wölfe und Ratten. Warum, wusste niemand. Es war einfach so.
     
    Richard stellte mir an die fünfzehn Leute vor, alle nur mit Vornamen.
     
    Ich sagte »Tag« und lehnte mich an die Wand neben der Tür. Die Couch war voll und der Fußboden auch. Außerdem war ich bei Gestaltwandlern, die ich nicht kannte, gern außer Reichweite. Nur zur Sicherheit.
     
    »Christine kenne ich schon«, sagte ich. »Ja«, erwiderte sie, »von dem Abend, wo du Alfred umgebracht hast.« Ich zuckte die Achseln. »Stimmt.« »Warum hast du Raina gestern nicht getötet, als du die Gelegenheit hattest?«, fragte sie.
     
    Bevor ich antworten konnte, sagte Richard: »Wenn wir Raina töten, wird Marcus uns alle hetzen und stellen.« »Ich glaube nicht, dass er der Aufgabe gewachsen wäre«, meinte Sylvie.
     
    Richard schüttelte den Kopf. »Nein, ich will Marcus trotz allem noch nicht aufgeben.«
     
    Niemand sagte etwas, aber ihre Gesichter sprachen Bände. Sie waren ganz meiner Meinung. Richard würde sich umbringen lassen und seine Anhänger damit

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