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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aber nie bei ihm übernachtet«, antwortete ich. »Ich wollte eigentlich, dass du der erste Mann bist, in dessen Armen ich morgens aufwache.« »Das tut mir leid, Anita, ich hätte nicht gedacht, dass ...«
     
    »Du hättest nicht gedacht. Na großartig. Aber was ist das mit deiner Nacktheit? Was ist los, Richard?« »Du hast den Kampf gestern Nacht gesehen. Du hast gesehen, was ich getan habe, was ich tun kann.« »Zum Teil, ja.«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Du willst wissen, warum ich nicht töte? Warum ich immer kurz vorher aufhöre?« Er wirkte verstört, beinahe verzweifelt. »Sag es mir«, bat ich leise.
     
    »Ich genieße es, Anita. Ich liebe das Gefühl an den Händen, wenn meine Krallen sich ins Fleisch bohren.« Er schlang die Arme um sich. »Der Geschmack von frischem, warmem Blut ist erregend.« Er schüttelte heftig den Kopf, als könnte er die Empfindungen damit vertreiben. »Ich wollte Sebastian auseinanderreißen. Der Wunsch schmerzte mir in den Schultern, in den Armen. Mein Körper wollte ihn genauso leidenschaftlich töten, wie ich dich begehre.« Er starrte mich an und schwieg, doch sein Körper sprach deutlich. Der Gedanke, Sebastian zu töten, erregte ihn, erregte ihn sichtlich.
     
    Ich schluckte mühsam. »Du hast Angst, dass es dir gefällt, wenn du dich gehen lässt und tötest?«
     
    Das bedeutete also das Entsetzen in seinem Blick: die Furcht, selbst ein Monster zu sein, die Furcht, dass ich recht hatte, ihn nicht anzufassen, mich nicht von ihm anfassen zu lassen. Man fickt nicht mit den Monstern, man bringt sie um.
     
    »Macht es dir Spaß zu töten?«, fragte er. Darüber musste ich ein, zwei Sekunden lang nachdenken. Schließlich schüttelte ich den Kopf. »Nein, es macht mir keinen Spaß.« »Was fühlst du dabei?«, fragte er.
     
    »Gar nichts. Ich fühle nichts.« »Aber du musst doch etwas fühlen.« Ich zuckte die Achseln. »Erleichterung, dass es nicht mich trifft. Triumph, dass ich schneller, heimtückischer war.« Ich zuckte wieder die Achseln. »Es macht mir nichts aus, Leute zu töten, Richard. So ist es nun einmal.« »War das einmal anders?«
     
    »Ja.« »Wann hat es aufgehört, dir etwas auszumachen?«
     
    »Ich weiß nicht mehr. Nicht nach dem ersten Toten oder nach dem zweiten, aber als es so weit war, dass ich nicht mehr mitzählte ... Entweder hört man auf, sich Gedanken zu machen, oder man sucht sich eine andere Branche.«
     
    »Ich will, dass es mir etwas ausmacht, Anita. Töten sollte etwas anderes bedeuten als Blut und Erregung und selbst als Überleben. Wenn nicht, dann habe ich mich geirrt, und wir sind nur Tiere.« Sein Körper reagierte auch auf diesen Gedanken. Und er fand es nicht erregend. Er sah verletzlich aus und ängstlich. Ich wollte ihm sagen, er solle sich anziehen, aber ich tat es nicht. Er hatte sich ganz bewusst entschieden, nackt zu bleiben, wie um sich ein für alle Mal zu beweisen, dass ich ihn nicht wollte oder ihn doch wollte.
     
    Ich mochte solche Tests nicht besonders, aber angesichts der Furcht in seinen Augen fiel es mir schwer, zickig zu werden. Er hatte sich von mir entfernt und stand am Bett. Er rieb sich die Oberarme, als wäre ihm kalt. Es war Mai in St. Louis. Er fror nicht, zumindest nicht vor Kälte.
     
    »Ihr seid keine Tiere, Richard.« »Woher willst du wissen, was ich bin?« Und ich begriff, dass die Frage mehr ihm selbst als mir galt.
     
    Ich trat zu ihm. Ich nahm die Firestar aus dem Hosenbund und legte sie auf den Nachttisch neben seine Kristalllampe. Er sah mir argwöhnisch dabei zu. Fast als erwartete er, dass ich ihm wehtun würde. Dabei wollte ich mir alle Mühe geben, das nicht zu tun.
     
    Ich berührte ihn sanft an der Stelle, wo er sich den Arm rieb. Er hielt in der Bewegung inne. »Ich kenne niemanden, der so hohe moralische Grundsätze hat wie du. Dukannst Marcus töten, ohne zur reißenden Bestie zu werden. Ich weiß das, weil ich dich kenne.«
     
    »Gabriel und Raina töten, und sieh, was aus ihnen geworden ist.« »Du bist nicht wie sie, Richard. Vertrau mir.« »Wenn ich nun Sebastian oder Marcus töte und Spaß daran habe?« In seinem gut aussehenden Gesicht stand das nackte Entsetzen.
     
    »Vielleicht fühlt es sich gut an.« Ich fasste fester seinen Arm. »Aber das ist keine Schande. Du bist, was du bist. Du hast es dir nicht ausgesucht. Es ist dir zugestoßen.«
     
    »Wie kannst du behaupten, dass es keine Schande ist, beim Töten Genuss zu empfinden? Ich habe Rehe gejagt und es genossen.

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