Anita Blake 06 - Tanz der Toten
sagte: »Ich bin nicht den ganzen Weg gekommen, um zuzuhören, wie du sie befummelst, Richard. Ich möchte dich erinnern, dass wir alle ein ausgezeichnetes Gehör haben.«
»Vorn Geruchssinn ganz zu schweigen.« Das war Jason. »Mist«, sagte er leise und drückte seinen Kopf an mich.
Ich beugte mich über ihn und vergrub das Gesicht in seinen Haaren. »Ich glaube, ich werde einfach aus dem Fenster klettern.«
Er fasste mich um die Taille und stand auf, strich ein letztes Mal über meine Brüste. »Ich kann dir nicht sagen, wie lange ich das schon tun wollte.«
Er griff nach seinen Jeans und Unterhosen, die noch auf dem Bett lagen. Ich fasste seinen Arm, damit er sich mir noch einmal zuwandte. »Ich begehre dich, Richard. Ich liebe dich. Ich will, dass du mir das glaubst.«
Er sah mir in die Augen, seine Miene wurde fremd und feierlich. »Du hast es noch nicht erlebt, wenn ich mich in einen Wolf verwandle. Du musst es einmal sehen, bevor wir einen Schritt weiter gehen.«
Dieser Gedanke machte meiner Erregung ein Ende, und ich war froh, dass ich die Frau war und er es mir nicht ansehen konnte. »Du hast recht, aber wenn du deine Karten richtig ausgespielt hättest, hätten wir vorher Sex haben können.«
»Das wäre dir gegenüber nicht fair.« »Du sagst also, selbst wenn wir allein gewesen wären, hättest du aufgehört und dich verwandelt.« Er nickte.
»Weil es nicht fair wäre, mit mir zu schlafen, bevor ich das ganze Programm gesehen habe?«
»Genau.« »Du bist ein echter Pfadfinder, Richard.« »Eins meiner Ehrenabzeichen habe ich, glaube ich, gerade verloren«, erwiderte er, und bei seinem Gesichtsausdruck wurde mir plötzlich ganz heiß.
Er grinste und streifte sich die Unterhose über. Er trug Slips. Er stieg in seine Jeans und zog behutsam den Reil3verschluss zu. Ich sah ihm mit Besitzerstolz zu. Voller Vorfreude.
Ich hob mein T-Shirt vom Boden auf und zog es an. Richard trat hinter mich, schob die Hände darunter, umfasste meine Brüste und knetete sie. Ich lehnte mich gegen ihn. Er war es, der aufhörte, nahm mich in die Arme und hob mich ein Stückchen vom Boden hoch. Er drehte mich herum und gab mir einen raschen Kuss. »Wenn du dich entschließt, etwas zu tun, dann wohl richtig, hm?«
»Immer«, sagte ich. Er seufzte einmal tief. »Ich würde ja versuchen, das Treffen kurz zu machen, aber ...« »Edward wird gleich hier sein, es ist also egal.«
Er nickte und ließ den Kopf hängen. »Fast hätte ich vergessen, dass jemand hinter dir her ist.« Er nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich, wobei er mich eindringlich ansah. »Sei vorsichtig.«
Ich berührte den Verband an seiner Schulter. »Du auch.«
Er nahm ein schwarzes T-Shirt aus der Kommode und zog es über. Er steckte es in die Hose, und ich zwang mich, von ihm fernzubleiben, während er am Reißverschluss herumfummelte. »Komm nach, sobald du angezogen bist.«
Ich nickte. »Klar.« Er ging und schloss die Tür hinter sich. Ich seufzte und setzte mich auf die Bettkante. Mist. Ich wollte Richard nicht verlieren. Wirklich nicht. Ich wollte mit ihm schlafen. Ich war nicht sicher, wie es mir gehen würde, wenn er sich vor mir in seine Tiergestalt verwandelte. Die Nummer mit seiner Hand hatte mir schon genug ausgemacht. Wenn ich es nicht ertragen konnte? Wenn es mir zu derb war? Lieber Gott, ich hoffte, nicht. Ich hoffte, mehr Charakter zu haben. Einen starken.
Richard fürchtete, dass er nicht mehr aufhören würde, wenn er einmal mit dem Töten angefangen hatte. Die Angst war nicht ganz unvernünftig. Ich schlang die Arme um mich. Das Gefühl seines Körpers haftete noch an mir. Das Gefühl seiner Lippen ... Ich schauderte, und nicht vor Angst. Es war dumm, Richard zu lieben. Mit ihm Sex zu haben würde es noch schlimmer machen. Er würde bald sterben, wenn er Marcus nicht tötete. Ganz einfach. Jean-Claude würde sich niemals so sehr in Gefahr bringen. Niemals. Bei ihm konnte man darauf vertrauen, dass er überlebte. Das war eine seiner Begabungen. Ich war fast sicher, dass Richard dieses Talent nicht hatte. Die vergangene Nacht hätte mir zweifelsfrei klar machen müssen, dass ich ihn fallen lassen sollte. Oder dass er mich fallen lassen sollte. Man konnte damit leben, in politischen oder sogar in religiösen Dingen verschiedener Meinung zu sein, aber mit dem Töten war das anders. Man tat es oder man tat es nicht. Da gab es keine neutrale
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