Anita Blake 07 - Dunkle Glut
Schweigen war ziemlich dick, und Ronnie war schwer damit beschäftigt nicht in meine Richtung zu sehen. Louie sah mich ein bisschen zu angestrengt an. Tja, Jamil hatte geplaudert.
Ich wollte es gar nicht wissen, ehe ich meinen Kaffee hatte. Ich nahm mir eine Tasse, auf der stand: »Der Gesundheitsminister warnt: Anquatschen vor der ersten Tasse Kaffee schädigt Ihre Gesundheit.« Die Tasse hatte ich im Büro gehabt, bis mir mein Boss vorwarf, ich würde den Klienten drohen. Ich hatte noch keinen Ersatz. Die neue sollte mindestens genauso fies sein.
Neben der Kaffeemaschine stand eine nagelneue Espressomaschine - mit einer Karte. Ich trank einen Schluck und öffnete den Umschlag.
»Um dich zu wärmen und diese leere cuisine zu füllen.« Beim Schreiben streute er häufig französische Ausdrücke ein, so als hätte er trotz der hundert Jahre, die er in diesem Land war, das englische Wort vergessen. Sein Englisch war ansonsten fehlerlos, aber viele Leute können eine Fremdsprache besser sprechen als schreiben. Natürlich konnte das auch seine indirekte Art sein, mir Französisch beizubringen. Es funktionierte. Er schrieb mir einen Zettel, und ich rannte zu ihm und fragte, was das hieß. Es war großartig, wenn man auf Französisch Zärtlichkeiten ins Ohr geflüstert bekam, aber nach einiger Zeit wollte ich dann doch wissen, was das alles hieß. Er brachte mir noch andere Sachen bei, aber die sind fürs Weitererzählen nicht so sehr geeignet.
»Schöne Blumen«, sagte Ronnie. Sie klang neutral, aber sie hatte, was Jean-Claude betraf, ihren Standpunkt klargemacht. Sie hielt ihn für einen penetranten Mistkerl. Sie hatte recht. Sie hielt ihn für schlecht. Dieser Meinung war ich nicht.
Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand und mit dem Kopf unterhalb der Fensteröffnung. »Ronnie, ich brauche heute keine weiteren Ratschläge. In Ordnung?« Sie zuckte die Achseln und trank von ihrem Kaffee. »Du bist schon ein großes Mädchen.«
»Genau.« Ich fand selbst, dass ich gereizt klang. Ich legte die Maschinenpistole und den Mantel neben mich auf den Boden. Ich pustete über den Kaffee, der schwarz und dick war. Manchmal trank ich ihn mit Sahne und Zucker, aber bei der ersten Tasse morgens reichte er mir schwarz.
»Jamil hat uns auf den neusten Stand gebracht«, sagte Louie. »Hast du wirklich mit Richard in der Manege gesessen und Macht beschworen?« Ich trank einen Schluck, ehe ich antwortete. »Sieht ganz so aus.« »Bei den Werratten gibt es zur Lupa der Wölfe keine Entsprechung, aber ist es normal, dass man auf diese Weise Macht beschwören kann?«
Ronnie blickte zwischen uns hin und her. Ihre Augen waren ein bisschen größer als sonst. Ich hatte ihr immer alles erzählt, und sie hatte schon so viel mit mir zusammen unternommen, dass sie genug Monster kannte, um sich schließlich mit Louie einzulassen. Trotzdem war das alles eine fremde Welt für sie. Manchmal dachte ich, es wäre besser für sie, wenn sie mehr Abstand hielt, aber wie sie gesagt hatte: wir waren beide große Mädchen. Sie trug ab und zu eine Waffe. Sie konnte ihre Entscheidungen allein fällen.
Jamil antwortete: »Ich bin seit über zehn Jahren ein Werwolf. Das ist mein drittes Rudel. Ich habe noch nie gehört, dass eine Lupa mit ihrem Ulfric außer auf dem Lupanar Macht beschwören kann. Die wenigstens können das überhaupt. Raina war die einzige, die ich kannte, die auf dem Lupanar Macht beschwören konnte. Sie konnte es sogar ein bisschen, ohne dass der Vollmond ihre Kräfte stärkt aber das war mit dem, was ich heute gesehen habe, nicht vergleichbar.«
»Jamil sagt, du hast Richard so viel Macht zufließen lassen, dass er Jamils Wunde heilen konnte«, sagte Louie.
Ich zuckte die Achseln, aber vorsichtig, um meinen Kaffee nicht zu verschütten. »Ich habe Richard geholfen, sein Tier zu beherrschen. Das hat irgendwas bewirkt. Ich weiß nicht, was. Irgendetwas jedenfalls.«
»Richard hat einen seiner Wutanfälle bekommen, und du hast ihn daraus zurückgeholt?«, fragte Louie ungläubig. Darauf sah ich ihn an. »Du hast ihn dabei schon mal erlebt?« Er nickte. »Ein Mal.«
Ich schauderte bei der Erinnerung. »Einmal reicht.« »Aber du hast ihm geholfen, sich zu beherrschen.« »Das hat sie«, bestätigte Jamil. Er hörte sich sehr zufrieden an. Louie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Was ist los?«, fragte ich.
»Ich habe Richard immer wieder gesagt, dass es mit ihm nicht besser
Weitere Kostenlose Bücher