Anita Blake 07 - Dunkle Glut
ich hole mein Portemonnaie.«
Der Mann warf ein paar schnelle Blicke ins Zimmer und sah Jamil und Louie langsam näher kommen, den einen links, den anderen rechts. Ich hielt mich seitlich und vermied es, genau vor ihm zu gehen. Er folgte mir mit der Schachtel, seine rechte Hand war darunter verborgen.
Jamil hatte den besten Blickwinkel. »Jamil?«, sagte ich. »Ja«, war alles, was er antwortete, aber es genügte. »Ich brauche kein Trinkgeld«, sagte der Mann, »ich bin spät dran. Könnten Sie einfach unterschreiben, damit ich weiterkomme?«
»Sicher«, sagte ich. Jamil hatte begriffen, was los war, aber Zane machte ein ratloses Gesicht. Ronnie war irgendwo hinter mir. Ich wagte nicht, mich nach ihr umzudrehen, aber ich ging ein klein wenig zur Seite, und der Mann folgte mir mit der Hand, die ich nicht sehen konnte und von der mir Jamil bestätigt hatte, dass sie eine Waffe hielt.
Ich war fast auf einer Höhe mit Louie. Er war stehen geblieben und wartete, dass ich bei ihm anlangte. Er hatte ebenfalls begriffen. Klasse, und jetzt?
Es war Ronnie, die die Entscheidung traf. »Waffe fallen lassen, sonst puste ich Sie um.« Sie klang selbstsicher. Ich wagte einen Blick. Sie stand breitbeinig, die Browning in beiden Händen und zielte auf den Fremden.
Jamil schrie: »Anita!«
Ich drehte mich mit schussbereiter Waffe. Der Mann hob bereits die Hand mit der Schachtel. Ich bekam einen Blick auf seine Pistole. Er ignorierte Ronnie vollkommen und richtete den Lauf auf mich. Hätte er aus der Hüfte geschossen, hätte er einen Schuss abfeuern können, aber er zog eine bessere Schusshaltung vor und das war's dann.
Zane reagierte endlich, obwohl er besser aus der Schusslinie geblieben wäre, und damit zeigte, dass Superkräfte und Superschnelligkeit nicht alles sind. Man muss sie einzusetzen wissen. Er schlug dem Mann Schachtel und Klemmbrett aus der Hand, so dass seine erste Kugel in den Boden ging.
Ronnies erste Kugel ging in den Türrahmen. Zane stand mir in der Schusslinie. Ich sah die fremde Waffe hochkommen und auf Ronnie zielen.
Zane griff nach dem Lauf. Es fielen zwei Schüsse. Zane zuckte zusammen, dann sackte er langsam auf den Boden. Ich zielte. Ronnies zweiter Schuss traf den Mann in die
Schulter, so dass er rückwärts taumelte. Er schoss auf mich und sank in der Tür zusammen. Seine Kugel ging weit daneben. Meine nicht.
Blut quoll aus seiner Brust. Er starrte mich an, fast sah er verwundert aus, als würde er nicht begreifen, was mit ihm geschah. Obwohl der Tod ihn schon im Griff hatte, versuchte der Mann noch die Waffe zu heben.
Zwei Schüsse knallten. Meiner erwischte ihn in der Brust. Ronnies riss ihm die Schädeldecke weg. Sie hatte Glazer-Munition.
Ich trat auf den Mann zu, und zielte dabei weiter auf ihn, aber es war vorbei. Seine Brust war eine blutige Masse, sein Kopf sah aus wie skalpiert, nur ein bisschen zu eifrig. Die ganze Bescherung floss mir über die Verandastufen.
Ronnie kam neben mich. Sie sah auf den Toten und taumelte nach draußen, fiel fast über seine Beine, sank ins Gras und weinte.
Zane lag nur blutend da. Louie tastete nach seinem Puls. »Er stirbt.« Er wischte sich das Blut am T-Shirt ab und ging nach draußen, um sich um Ronnie zu kümmern.
Ich starrte auf Zanes bleiche Brust. Er hatte eine Kugel in der Lungenspitze. In der Wunde waren lauter Luftbläschen und machten dieses schreckliche Geräusch, das jedem sagte, auch wenn er kein Arzt oder Sanitäter war, dass der Verletzte sterben würde. Es war nur eine Frage der Zeit.
33
Wir hatten einen Krankenwagen gerufen und stellten fest, dass er nicht kam. Zu viele andere Notfälle vor uns. Es war Louie, der mir den Hörer aus den Fingern wand und sich bei dem netten Telefonisten entschuldigte.
Cherry rannte in die Küche. Ich hörte sie die Schranktüren aufreißen und zuknallen, Schubladen rasselten. Ich ging hinein.
Sie stand mit einer herausgezogenen Schublade in der Hand da und sah mich gehetzt an. Ehe ich etwas sagen konnte, verlangte sie einen Plastikbeutel mit Zipperverschluss, Abdeckband und eine Schere.
Ich stellte keine dummen Fragen. Ich zog die kleine Schublade neben dem Herd auf und gab ihr Abdeckband und Schere. Die Plastikbeutel gehörten zu den wenigen Dingen, die in meinem geräumigen Vorratsschrank lagen.
Cherry riss sie mir aus der Hand und schoss ins Wohnzimmer. Ich hatte keine Ahnung, was sie damit
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