Anita Blake 07 - Dunkle Glut
aufwarf.
Stephen sagte, Gabriel habe die Werleoparden zum Sex angeboten. Ich verstand, warum Leute die Exotik eines Werleoparden haben wollten. Ich wusste, dass es Sadomasochisten gab. Gestaltwandler können enorme Verletzungen überstehen. Darum war die Kombination sogar einleuchtend. Aber das hier ging über Sexspiele weit hinaus. Ich hatte noch nie von etwas so Brutalem gehört, außer vielleicht bei Taten von Serienmördern.
Ich durfte sie nicht allein, nicht ohne Schutz lassen. Abgesehen von der Bedrohung durch einen Sexualmörder waren da noch die anderen Werleoparden. Zane hatte vielleicht geweint und mir die Füße geküsst, aber es gab noch mehr von ihnen. Wenn sie keine Rudelstrukturen hatten, kein Alphatier, dann gab es niemanden, der ihnen befehlen konnte, Nathaniel in Ruhe zu lassen. Das hieß für mich entweder heraushalten oder jeden einzelnen umbringen. Keine erfreuliche Vorstellung. Echte Leoparden kümmert es nicht viel, wer das Sagen hat. Sie haben keine Rudelstrukturen, aber Gestaltwandler waren keine Tiere, sondern Leute. Das hieß, egal wie einzelgängerisch und unkompliziert das Tier war, die Leute fanden irgendwie einen Weg, um die Dinge schwierig zu machen. Wenn Gabriels Leute handverlesen waren, durfte ich nicht darauf bauen, dass sie Nathaniel in Ruhe lassen würden. Gabriel war ein krankes Kätzchen gewesen, und Zane hatte bei mir auch keinen guten Eindruck hinterlassen. Wen sollte man zur Verstärkung holen? Natürlich das örtliche Werwolfrudel. Stephen gehörte zu ihnen. Sie schuldeten ihm Schutz.
Es klopfte an der Tür. Ich zog die Browning und hielt sie im Schoß unter der Illustrierten, die ich gerade las. Ich hatte ein drei Monate altes Heft der National Wildlife mit einem Artikel über Kodiakbären gefunden.
»Wer ist da?« »Irving.«
»Kommen Sie rein.« Ich ließ die Pistole, wo sie war, falls sich hinter ihm noch jemand hereindrängeln wollte. Irving Griswold war ein Werwolf und Reporter. Er war ein guter Kerl für einen von der Presse, aber er verhielt sich nicht so vorsichtig wie ich. Erst wenn sich herausstellte, dass er allein war, würde ich die Waffe wegstecken.
Irving drückte lächelnd die Tür auf. Die krausen braunen Haare umgaben seinen Kopf wie ein Heiligenschein, und in der Mitte glänzte eine kahle Stelle. Auf der schmalen Nase saß eine Brille. Er war klein und wirkte rundlich, ohne dick zu sein. Er sah nicht im Geringsten nach einem großen bösen Wolf aus. Man sah ihm nicht mal den Reporter an, was einerseits dazu beitrug, dass er großartige Interviews hervorbrachte, andererseits war er eben nicht der Typ, den man vor die Kamera stellte. Er arbeitete für die St. Louis Post Dispatch und hatte mich schon oft interviewt.
Er schloss die Tür hinter sich. Ich steckte die Browning weg.
Er riss ein wenig die Augen auf, dann fragte er gedämpft, aber nicht im Flüsterton: »Wie geht es Stephen?« »Wie sind Sie hier hereingekommen? Es sollte eigentlich ein Polizist vor der Tür stehen.« »Mann, Blake, ich freue mich, Sie mal wieder zu sehen.« »Lassen Sie den Quatsch, Irving. Da draußen sollte ein Wachmann stehen.« »Er unterhält sich mit einer sehr hübschen Schwester am Tresen.«
»Verdammt.« Ich war keiner von ihnen, darum konnte ich nicht herumlaufen und sie anschreien, aber die Versuchung war groß. In Washington wurde ein Gesetz vorbereitet, durch das Vampirjäger bald Dienstmarken erhalten könnten. Was ich eigentlich für eine schlechte Idee hielt. Manchmal aber auch nicht.
»Erzählen Sie schnell, bevor mich einer mit einem Tritt nach draußen befördert. Wie geht es Stephen?« Ich sagte es ihm. »Nach Nathaniel fragen Sie nicht?«
Er machte ein verlegenes Gesicht. »Sie wissen, dass Sylvie de facto das Rudel führt, solange Richard weg ist, um seinen Master zu machen?« Ich seufzte. »Nein, das wusste ich nicht.« »Ich weiß, dass Sie mit Richard nicht mehr reden, seit Sie miteinander Schluss gemacht haben, aber ich dachte, ein anderer hätte es mal erwähnt.«
»Die anderen Wölfe schleichen um mich herum, als sei jemand gestorben. Keiner redet mit mir über Richard, Irving. Ich nehme an, dass er es ihnen verboten hat.« »Soweit ich weiß, nicht.« »Ich bin überrascht, dass Sie nicht wegen eines Artikels gekommen sind.« »Ich kann darüber keinen Artikel schreiben, Anita. Das ist mir zu nah.« »Weil Sie Stephen kennen?«
»Weil jeder, der damit zu tun hat, ein Gestaltwandler ist,
Weitere Kostenlose Bücher