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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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senkte die Waffe nur ein bisschen, da verzog sie das Gesicht, aber nicht vor Schmerzen. »Schießen Sie mir nicht meinen Behandlungsraum zusammen.« »Ich werde es versuchen«, versicherte ich und schob mich an ihr vorbei.
     
    Zane trat auf den Gang. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber wer hätte es sonst sein können? Er trug jemanden. Zuerst glaubte ich, es sei eine Frau wegen der langen, glänzend braunen Haare, doch der Rücken und die Schultern waren zu muskulös, zu männlich. Das musste Nathaniel sein. Er passte bequem in Zanes Arme.
     
    Zane war gute einsachtzig groß und schlank. Er trug nur eine schwarze Lederweste am blassen Oberkörper. Seine Haare waren weiß wie Baumwolle, an den Seiten kurz geschnitten, auf dem Kopf stachelig zurecht gegelt.
     
    Er riss den Mund auf und fauchte mich an. Er hatte Reißzähne, oben und unten, wie eine Großkatze. Du lieber Himmel. Ich richtete die Pistole auf ihn und atmete langsam aus, bis ich ganz ruhig war. Ich zielte über den reglosen Nathaniel hinweg auf die Schulter. Auf diese Entfernung würde ich sie treffen.
     
    »Ich werde nur einmal darum bitten, Zane. Legen Sie ihn ab.« »Er gehört mir! Mir!« Er ging mit großen Schritten den Gang hinunter, und ich schoss.
     
    Die Kugel schleuderte ihn halb herum, dass er taumelnd in die Knie ging. Die getroffene Schulter versagte, und Nathaniel rutschte ihm aus den Armen. Zane klemmte sich den Bewusstlosen wie eine Puppe unter den anderen Arm. Die Schulterwunde schloss sich bereits, es sah aus wie der Schnelldurchlauf einer Filmaufnahme.
     
    Zane hätte seine Schnelligkeit nutzen und an mir vorbeirennen können, aber er tat es nicht. Er kam auf mich zugeschlendert, als glaubte er nicht, dass ich es tun würde. Das war ein Fehler.
     
    Die zweite Bleikugel traf die Brust. Blut spritzte aus der blassen Haut. Er kippte um, bog den Rücken durch und musste um Luft ringen, denn er hatte ein faustgroßes Loch. Ich lief zu ihm, nicht hastig, aber ich beeilte mich.
     
    Ich schlug einen weiten Bogen, um außer Reichweite zu bleiben, und näherte mich von schräg hinten. Seine angeschossene Schulter war noch lahm, sein gesunder Arm unter Nathaniel eingeklemmt. Zane sah mit großen Augen keuchend zu mir auf.
     
    »Silber, Zane, die nächsten Kugeln sind aus Silber. Ich werde sie für einen Kopfschuss verwenden und Ihr bescheuertes Gehirn über den schönen sauberen Fußboden verteilen.«
     
    Endlich brachte er ein Wort heraus: »Nicht.« Sein Mund füllte sich mit Blut, es lief ihm übers Kinn.
     
    Ich richtete die Mündung auf sein Gesicht, etwa in Augenbrauenhöhe. Wenn ich abdrückte, wäre er tot. Ich blickte auf diesen Mann nieder, dem ich noch nie begegnet war. Er sah jung aus, weit unter dreißig. In mir bildete sich eine große Leere, so als wäre um mich nur weißes Rauschen. Ich empfand nichts. Ich wollte ihn nicht töten, aber es würde mir auch nichts ausmachen. Es war mir nicht wichtig. Nur ihm. Ich setzte einen Blick auf, der genau das zum Ausdruck brachte: dass mir das eine wie das andere egal war. Ich tat das, weil er ein Gestaltwandler war und den Blick verstehen würde. Andere Leute würden es nicht verstehen, die meisten jedenfalls.
     
    Ich sagte: »Sie werden Nathaniel in Ruhe lassen. Und wenn die Polizei kommt, werden Sie tun, was sie sagen. Ohne Widerrede, ohne Gegenwehr, sonst erschieße ich Sie. Haben Sie mich verstanden, Zane?«
     
    »Ja«, sagte er, und das Blut floss ihm schwer aus dem Mund. Er fing an zu weinen. Die Tränen vermischten sich mit den Blutspuren. Tränen? Die Bösen sollten eigentlich keine Tränen haben.
     
    »Ich bin so froh, dass du gekommen bist«, sagte er. »Ich habe versucht, auf sie aufzupassen, aber ich kann es nicht. Ich wollte wie Gabriel sein, aber das geht nicht.« Seine Schulter war soweit verheilt, dass er den Arm heben und die Augen bedecken konnte, damit man ihn nicht weinen sah, doch seine Stimme war ziemlich belegt. »Ich bin so froh, dass du uns holen kommst, Anita. Ich bin so froh, dass wir jetzt nicht mehr allein sind.«
     
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Anführerschaft abzulehnen schien mir eine schlechte Idee zu sein, wo überall Bewusstlose verstreut lagen. Er würde vielleicht wieder gefährlich werden, und dann müsste ich ihn töten. Plötzlich merkte ich mit einem inneren Ruck, dass ich das nicht wollte. Lag es an den Tränen? Vielleicht. Aber es gab noch einen anderen Grund. Da war noch die Tatsache, dass ich ihren Alpha, ihren

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