Anita Blake 07 - Dunkle Glut
furchtbare, eine tödliche Wunde.
Er hatte weiter nichts an. Krankenhäuser ziehen uns immer komplett aus, machen uns so verletzlich wie nur möglich. Der Anblick seiner Nacktheit hätte mich normalerweise abrupt unterbrochen. Einen Augenblick lang war ich ein wenig bestürzt, aber es war zu spät. Die Macht kümmerte es nicht. Ich schob die Finger sacht über die Naht.
Nathaniel schrie auf, teils vor Schmerz. Er war halb erigiert, als ich mein Gesicht zu den Stichen herabsenkte. Ich leckte darüber wie ein Hund, mit langen, hingebungsvollen Zungenschlägen. Die Erektion wuchs weiter, als ich den Kopf hob und sah, dass er zu mir nach unten schaute. In dem Moment wusste ich, dass ich ihn haben konnte, dass er sich wünschte, ich würde diesen letzten Schritt tun.
Ich konnte die anderen hinter mir spüren wie eine Vibration, wie ein Kraftfeld. Ich hatte noch nie Interesse an beiläufigem Sex gehabt, aber der Geruch und das Gefühl von Nathaniels Körper war überwältigend. Noch nie hatte mich ein Fremder so verlockt. Aber Verlockung ist nur verlockend. Man braucht ihr nicht nachzugeben. Ich richtete mich auf, legte die Hände an seine glatten Hüften, schob sie bis zur Mitte der vernähten Wunde. Dort legte ich die Hände aufeinander und drückte. Nicht mit Muskelkraft, sondern mit Magie. Ich trieb diese warme, anschwellende Kraft in seinen Leib.
Er keuchte, bog den Rücken durch, griff nach meinen Armen, bohrte die Finger in meine Haut.
Es war, wie die Unvollständigkeit eines Zombies auszugleichen, nur dass Nathaniel vollständig und lebendig war, und ich konnte nicht sehen, was ich bei ihm wiederherstellte, aber ich fühlte es. Ich konnte spüren, wie sein Körper glatt und fest wurde, und liebkoste Stellen, wo keine Hand hinkam, walkte sie mit den Fingern, füllte ihn mit der Hitze, die in mir wuchs und brauste. Sie strömte durch meine Arme, meine Hände in ihn hinein, breitete sich nach allen Seiten aus, bis wir wie im Fieber waren, nahm unsere Körper ein und machte sie zu einem. Und noch immer wuchs die Macht. Sie schwoll an, bis ich die Auge„ schloss, und in das Dunkel schossen gleißende Lichtfleck(, wie weiße aufspringende Blüten.
Mein Atem ging stoßweise, zu schnell und zu flach. Ich öffnete die Augen und betrachtete Nathaniels Gesicht. Er atmete genau wie ich. Ich zwang ihn und mich zur Langsamkeit. Ich spürte sein Herz in den Händen, als würde ich es wirklich liebkosen. Ich konnte jede Stelle seines Körpers berühren, jeden Teil von ihm haben. Ich roch das Blut unter der Haut und wollte eine Kostprobe.
Als ich mich auf ihn niedersinken ließ und meinen Mund auf seinen drückte, war sein Körper verheilt. Ich drehte seinen Kopf zur Seite und biss sachte den Hals entlang, bis ich den Puls schlagen fühlte. Ich leckte seine Haut, aber das genügte mir nicht. Ich schloss den Mund über der pochenden Stelle, hob sie sacht mit den Zähnen an, bis sich das Pochen im Mund hielt. Ich wollte gern fester zubeißen und Blut fließen lassen. Ich hatte das Verlangen. Entfernt spürte ich, dass Jean-Claude erwacht war. Es war sein Hunger, den ich empfand, sein Bedürfnis. Doch es war nicht sein Bedürfnis gewesen, als ich mich rittlings auf Nathaniel gesetzt hatte. Es war nicht einmal meins gewesen.
Ich hatte Erinnerungen an Nathaniels Körper und hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Ich wusste, wie er schmeckte, wie er sich anfühlte, als wäre ich seine langjährige Geliebte. Das waren nicht meine Erinnerungen. Das waren nicht meine Kräfte.
Ich ließ mich von Nathaniel heruntergleiten, versuchte, aus dem Bett zu kriechen und fiel auf die Knie. Ich konnte noch nicht wieder stehen. Richard hatte gesagt, solange das Rudel existierte, sei Raina nicht fort. Ich hatte damals nicht verstanden, was er meinte. Aber jetzt. Ich hatte der Hündin einen Weg aus der Hölle gebahnt und dabei meinen Spaß gehabt.
Aber ich hatte noch etwas anderes erfahren, etwas, das sie nicht getan hatte. Ausnahmsweise konnte ich ihr darin keinen Vorwurf machen. Ich hatte erlebt, wie Nathaniels Körper zu heilen war, aber gleichzeitig, wie er zu vernichten war. Was man reparieren kann, kann man auch zerstören. Als ich sein Herz in meinen übersinnlichen Händen hielt, hatte ich einen finsteren Moment gehabt, einen dunklen Drang, die Hand zu schließen, diesen pulsierenden Muskel zu zerquetschen und sein Leben zu beenden. Der Drang eines kurzen Augenblicks, der so böse
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