Anita Blake 07 - Dunkle Glut
nicht meine Antworten interessant, sondern Carolines. »Hatte er eine Ahnung, wer?«
»Wissen Sie von unseren illustren Gästen?«, fragte sie und senkte noch einmal die Stimme. »Wenn Sie den Rat meinen, dem bin ich begegnet.« Sie wich entgeistert vor mir zurück. »Begegnet?«, sagte sie. »Aber Malcolm hat sie noch gar nicht gesehen.«
Ich zuckte die Achseln. »Sie haben ... zuerst dem Meister der Stadt ihre Aufwartung gemacht.«
»Malcolm meinte, dass sie zu uns kommen, wenn sie dazu bereit sind. Er sah ihren Besuch als Zeichen, dass jetzt auch die übrigen Vampire bereit sind, den wahren Glauben anzunehmen.«
Ich hatte nicht vor, ihr zu verraten, warum der Rat wirklich in die Stadt gekommen war. Wenn die Kirche das nicht wusste, sollte es so bleiben. »Ich glaube nicht, dass sich der Rat über Religion Gedanken macht, Caroline.«
»Warum sollten sie sonst gekommen sein?«
Ich zuckte die Achseln. »Sie haben ihre Gründe.« Sehen Sie, das war nicht gelogen, nur völlig nichtssagend.
Sie schien das zu akzeptieren. Vielleicht war sie an nichtssagendes Geschwätz gewöhnt. »Warum sollte uns der Rat etwas antun wollen?« »Vielleicht sehen sie es gar nicht so.«
»Wenn die Feuerwehrleute in den Keller gehen, um die jungen Vampire zu bergen und die erwachen dabei, ohne ihren Wächter ...« Sie zog die Knie an die Brust und schlang die Arme um die Beine. »Sie werden sich erheben wie Geister und sind dann wie vernunftlose Bestien, bis sie
sich gesättigt haben. Die Männer könnten tot sein, ehe sie wissen, wie ihnen geschieht.«
Ich fasste sie an der Schulter. »Sie haben Angst vor Ihnen, nicht wahr?« Mir war noch nie ein menschliches Mitglied dieser Kirche begegnet, das Angst vor Vampiren hatte, schon gar nicht, wenn es als Verbindungsmann sein Blut spendete.
Sie zog den Halsausschnitt ihres T-Shirts so weit herab, dass ich ihren Brustansatz sehen konnte. An einer Brust hatte sie eine Bisswunde, die mehr nach einem Hund als nach einem Vampir aussah. Ringsherum war ein übler Bluterguss, als hätte man den Vampir von ihr weggezerrt, nachdem er angefangen hatte zu saugen.
»Giles musste ihn von mir wegzerren. Er musste ihn einsperren. Als ich in sein Gesicht sah, wusste ich, dass er mich getötet hätte, wenn Giles nicht gewesen wäre. Nicht um mich herüberzuholen oder in die Arme zu schließen, sondern weil ich Futter war.« Sie ließ den Ausschnitt wieder hochrutschen und schlang fest die Arme um sich. Sie saß zitternd in der heißen Julisonne.
»Wie lange sind Sie schon Mitglied, Caroline?« »Zwei Jahre.« »Und das war das erste Mal, dass Sie Angst hatten?« Sie nickte. »Dann sind sie mit Ihnen sehr behutsam umgegangen.« »Wie meinen Sie das?«
Ich zeigte ihr die Narben in meiner linken Ellbogenbeuge. »Da hat ein Vampir an mir genagt. Er hat mir den Arm gebrochen. Ich hatte Glück, dass der Arm nicht steif geblieben ist.« »Woher stammen die?« Sie berührte die langen Narben am Unterarm.
»Von einer Hexe, die sich in ein Raubtier verwandelt hatte.« »Wie wurde Ihnen das Kreuz in den Arm gebrannt?« »Menschen mit ein paar Bissen wie Sie fanden es lustig, mir dieses Brandzeichen zu machen. Sie haben sich damit amüsiert, bis ihre Meister zur Nacht erwacht sind.«
Sie riss die Augen auf. »Aber die Vampire in der Kirche sind nicht so. Wir sind nicht so.«
»Alle Vampire sind so, Caroline. Manche können sich besser beherrschen als andere, aber alle müssen sich von Menschenblut ernähren. Jemanden, den man als Futter betrachtet, kann man eigentlich nicht respektieren.«
»Aber Sie sind mit dem Meister der Stadt zusammen. Glauben Sie das auch von ihm?« Ich überlegte und antwortete ehrlich. »Manchmal.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, ich wüsste, was ich will. Was ich bis in alle Ewigkeit tun wollte. Jetzt weiß ich gar nichts mehr. Ich fühle mich so ... verloren.« Aus ihren großen Augen rollten Tränen.
Ich legte ihr einen Arm um die Schultern, und sie lehnte sich an mich und klammerte sich mit ihren kleinen, sorgfältig lackierten Händen an mir fest. Sie weinte lautlos. Nur ihr bebender Atem verriet sie.
Ich hielt sie fest und ließ sie weinen. Wenn ich die netten Feuerwehrmänner in den dunklen Keller mitnehmen und sechs frisch gebackene Vampire als Wiedergänger aufstehen würden, würden entweder die Feuerwehrmänner sterben oder ich wäre gezwungen, die Vampire zu töten. Ich konnte
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