Anita Blake 07 - Dunkle Glut
»Entschuldigung«, sagte er und klang verlegen, sogar durch das Mikro.
Ich hatte keine Zeit, sein Ego zu besänftigen. Ich musste zu sehr auf die Vampire aufpassen. Hauptsächlich achtete ich auf den in dem offenen Sarg, ansonsten war mein Blickfeld reichlich klein. Ich hörte nur halb so gut wie sonst. Ich fühlte mich überhaupt nicht gut gerüstet.
»Warum glühen die Kreuze nicht?«, fragte Reynolds hinter mir. « Bei Leichen tun sie das nicht«, antwortete ich.
Wren und Tucker hatten Mühe, den Vampir in den Sack zu bekommen. Wren legte sich den Körper schließlich über die Schulter und Tucker fing an, die Beine in den Sack zu schieben. Die Vampirfrau hing schlaff auf Wrens Rücken. Ihre langen Haare trieben im Wasser. Als sie sie ganz in den Sack gleiten ließen, sah ich noch einmal das bleiche Gesicht. Mit den nassen Haaren sah sie wie eine Ertrunkene aus.
Tucker zog den Reißverschluss zu und sagte: »Es ist etwas Wasser reingelaufen. Ich wusste nicht, wie ich das vermeiden sollte.«
Wren bekam den Sack ins Gleichgewicht und bewegte sich auf die Treppe zu. »Die Sache wird lange dauern, wenn nur zwei von uns tragen helfen können«, meinte er.
Fultons Stimme kam über den Funk. »Wir haben noch zwei weitere Schutzanzüge, Ms Blake. Ist es sicher genug, dass ich noch zwei Leute runterschicken kann?« »Als eines der Opferlämmer sage ich glatt ja. Warum sollten wir den ganzen Spaß allein haben?«
Wren erreichte die Treppe und begann mit einer Hand am Geländer hinaufzusteigen. Er wollte die routinemäßige Stampfmethode einsetzen und fiel beinahe zurück ins Wasser. »Ich gehe einfach rauf. Wenn sie einbricht, versucht mich rauszuholen, bevor mir die Luft ausgeht.«
»Wir tun unser Bestes«, sagte ich. « Danke.« Ein leiser Sarkasmus drang durchs Mikro.
Tucker hatte einen der anderen Särge herangezogen. Reynolds schob sich hinüber, um ihn festzuhalten, während Tucker den Deckel öffnete. Sie war nicht groß genug, um ihn so bequem abzuheben wie Wren. Sie stieß ihn einfach herunter. Der Deckel fiel krachend auf den anderen Sarg. Es hallte, dass es mir bis in die Fingerspitzen kribbelte.
»Mist«, hauchte Reynolds. »Alles in Ordnung?«, fragte Fulton. »Ja«, sagte ich, »nur ein kleiner Schreck.« »Tucker, alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er. »Das war ich«, bekannte Reynolds. »Entschuldigung.« Der zweite Vampir war ein Mann mit kurzen braunen Haaren und Sommersprossen auf der weißen Haut. Erwar über einsachtzig groß. Ihn einzupacken würde noch schwieriger werden.
Tucker schlug vor, den Sarg bis an die Treppe zu ziehen und den Toten auf den Stufen in den Sack zu stecken. Klang vernünftig. Da unten schien die Sonne nicht hin, der Vampir sollte das also nicht übel nehmen.
Bis Wren wieder herunterkam, hatten Reynolds und Tucker den Sarg zur Treppe geschoben. Er legte einen geöffneten Sack über die Leiche. »Wenn Sie beide den Sarg festhalten, kann ich ihn wahrscheinlich hineinrollen.«
»Hört sich nach einem guten Plan an«, sagte Tucker. Sie trat tiefer ins Wasser.
Reynolds sah zu mir und ich sagte: »Klar.« Sie ging auf die andere Seite des Sarges, ihre Waffe war auf nichts bestimmtes gerichtet, die Taschenlampe strahlte ins Wasser, wo der Lichtkegel leuchtete wie eine goldene Kugel im tiefen Teich.
Wren beugte sich über den Toten, um ihn auf die Seite zu drehen. »Sie sind wieder in der Schusslinie, Wren«, warnte ich. »Entschuldigung«, sagte er, hatte aber die Arme halb unter dem Vampir. Er ging nicht zur Seite. »Gehen Sie zur Seite, verdammt.« »Ich habe ihn fast im Sack.«
Der Vampir zog ruckartig den Kopf ein. Das taten sie manchmal »im Schlaf«, aber bei dem gefiel es mir nicht. »Loslassen und wegtreten, Wren, sofort.« Reynolds und mein Kreuz flammten auf wie zwei kleine Sonnen.
Wren befolgte meinen Befehl, aber zu spät. Der Vampir fiel ihn mit aufgerissenem Rachen an. Er biss in den Anzug, aus dem zischend die Luft entwich. Für meine Schrotflinte waren sie zu dicht beieinander. »Reynolds, er gehört Ihnen«, sagte ich.
Wren schrie.
Reynolds Waffe machte Funken. Der Vampir prallte zurück, mit einem Loch in der Stirn. Aber er war nicht tot, nicht einmal annähernd. So leicht starben sie nicht. Ich feuerte in das blasse Gesicht. Es regnete blutige Fetzen ins Wasser. Der Vampir fiel in den Sarg zurück, ohne Kopf, während die Hände sich noch um das weiße Satinfutter
Weitere Kostenlose Bücher