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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Wrens Stimme schreckte ich zusammen. »Sie können jetzt vorgehen, Anita.«
     
    Ich sah nach unten. Wren stand mehrere Stufen unter mir, fast auf halber Höhe. Mit den Füßen in der Dunkelheit wie im Wassersaum eines Teiches. Ein sehr motivierter Vampir hätte mühelos sein Bein packen und ihn nach unten reißen können. Ich hatte nicht aufgepasst. Meine Schuld.
     
    »Kommen Sie zurück, Wren«, sagte ich.
     
    Er tat es und schien sich der drohenden Gefahr nicht bewusst zu sein. Verdammt. »Die Stufen sind aus Beton, was sie einigermaßen sicher macht. Es sollte eigentlich nichts passieren.«
     
    »Muss ich trotzdem bei jeder Stufe aufstampfen?« »Das wäre besser«, sagte er. »Und wenn sie nachgibt, schreie ich?« »Ja«, sagte er. Er strich an mir vorbei. Ich starrte in die finstere Tiefe. »Ich brauche eine Hand fürs Geländer. Eine Hand für die Pistole. Dann fehlt mir noch eine für die Taschenlampe«, sagte ich.
     
    »Ich kann versuchen, Ihnen zu leuchten, aber das Licht wäre nicht immer, wo Sie es bräuchten.«
     
    »Keine Sorge, das sage ich dann.« Ich brauchte über eine Minute, vielleicht auch zwei, um die Browning aus der Tasche zu fummeln. Ich konnte sie mit einer Hand halten, aber mit den dicken Handschuhen brauchte ich beide Hände, um sie zu entsichern. Ich schob den Finger an den Abzugbügel. So hielt ich normalerweise keine Waffe. Aber meine dick eingemummten Finger passten nicht richtig in den Bügel. Jetzt war ich endlich bereit, nach unten zu gehen. Ich würde keinen Schuss rechtzeitig abfeuern können, wenn ich vorher noch entsichern musste. Ich hatte mit Winterhandschuhen geübt, aber ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich Vampire mal in einem Chemikalienschutzanzug jagen müsste. Mensch, bis heute hatte ich nicht einmal gewusst, wie die Dinger überhaupt aussahen.
     
    »Wozu die Verzögerung?« Fultons Stimme. Ich hatte vergessen, dass er alles mithörte, was wir redeten. Ich kam mir überwacht vor. »Diese verdammten Handschuhe eignen sich nicht fürs schießen.« »Was heißt das?«, fragte er.
     
    »Das heißt, dass ich jetzt runtergehe«, sagte ich. Ich hielt die Browning vor mich und nach oben gerichtet. Falls ich in dem Anzug hinfiel und versehentlich abdrückte, würde ich alles versuchen, um niemanden hinter mir zu treffen. Ich fragte mich, ob Detective Reynolds ihre Waffe in der Hand hielt. Und ob sie ein guter Schütze war. Wie war sie, wenn's drauf ankam? Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass wir das nicht herausfinden würden, fasste beherzt ans Geländer und stampfte auf die nächste Stufe. Sie brach nicht ein. Ich starrte in das finstere Loch vor mir. Ein Sonnenstrahl stach hinein wie ein Messer.
     
    »Es geht los, Leute«, sagte ich, und wir stiegen nach unten.
     

46
     
    Auf den letzten paar Stufen stand Wasser. Der Keller hatte sich in einen See verwandelt. Wrens Taschenlampe leuchtete über die dunkle Wasserfläche wie ein kleiner Suchscheinwerfer. Das Wasser war eine feste schwarze Masse, die alle ihre Geheimnisse diskret in sich einschloss.
     
    Drei Meter von der Treppe entfernt schwamm ein Sarg. Er schaukelte sacht hin und her.
     
    Durch meinen schnaufenden Atem hindurch konnte ich das Wasser schwappen hören. Und man hörte Holz knirschen, das aneinander rieb wie Boote am Kai. Ich zeigte mit dem ausgestreckten Arm, und Wrens Lichtkegel folgte der Richtung. An der fernen Wand stießen zwei Särge beständig gegeneinander.
     
    »Drei Särge sind zu sehen, es sollten aber noch weitere vier sein. Darunter zwei leere, einer von dem Wächter, einer von dem Vampir auf der Treppe.«
     
    Ich machte den ersten Schritt ins Wasser. Durch den Anzug spürte ich die Flüssigkeit und ihre Kälte wie ein ziehendes Gewicht an den Füßen. Das Gefühl des Wassers allein beschleunigte meinen Atem und drückte mir das Herz bis in die Kehle.
     
    »Sie stehen kurz vor dem Hyperventilieren«, warnte Wren. »Atmen Sie langsamer.«
     
    Ich holte tief Luft und blies sie langsam aus. Dabei zählte ich bis fünfzehn, dann holte ich wieder Luft. »Alles klar?«, fragte er. »Was ist los?«, wollte Fulton wissen. »Nichts«, antwortete Wren. »Alles in Ordnung«, sagte ich. »Was passiert?«, fragte Fulton.
     
    »Es fehlen vier Särge. Zwei könnten versunken sein, aber dann fehlen immer noch zwei. Ich frage mich bloß, wo sie sein könnten«, sagte ich. »Seien Sie vorsichtig da unten«, mahnte Fulton.
     
    »Wie eine Jungfrau in der Hochzeitsnacht«, flüsterte

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