Anita Blake 07 - Dunkle Glut
ich gut.«
Er nickte, klappte das Notizbuch zu und steckte es in die Innentasche seiner Jacke. »Ja, so ist es.« Er ging ohne ein weiteres Wort. Er schickte die drei Werwölfe herein und schloss die Tür.
Kevin war groß, dunkel, schmuddelig und stank nach Zigaretten. Lorraine war adrett und steif wie eine Lehrerin in der zweiten Klasse. Sie roch nach »White Linen« und blinzelte mich nervös an. Teddy - der Name war seine Entscheidung, nicht meine - wog um die dreihundert Pfund, das meiste waren Muskeln. Er hatte sich die Haare bis auf die feinen dunklen Stoppeln abrasiert, so dass sein Kopf für den massigen Körper viel zu klein wirkte. Die Männer sahen beängstigend aus, aber es war Lorraines Händedruck, bei dem mir eine vibrierende Kraft über die Haut lief. Sie sah aus wie ein verängstigtes Kaninchen und hatte alle Kraft eines großen bösen Wolfs.
Nach zwanzig Minuten konnte ich endlich gehen. Das bunte Werwolftrio hatte sich in Schichten aufgeteilt, so dass immer einer bei den Jungs war. Traute ich den neuen Wölfen zu, sie zu beschützen? Ja. Denn wenn sie ihren Posten verließen und Stephen umkäme, würde ich sie töten. Wenn sie ihr Bestes gäben und nur einfach nicht stark genug wären, gut, aber wenn sie einfach aufgeben würden ... ich hatte Stephen und jetzt auch Nathaniel meinen Schutz versprochen. Ich meinte es ernst, und ich sorgte dafür, dass das jeder begriff.
Kevin drückte es so aus: »Wenn Sylvie aufkreuzt, schicken wir sie zu dir.« »Tut das.« Er schüttelte den Kopf und spielte mit einer unangezündeten Zigarette. Ich hatte ihm gesagt, er dürfe sie nicht rauchen, aber die Berührung schien ihn zu beruhigen. »Du hast in ihren Gartenteich gepisst. Ich hoffe, du kannst das wieder ins Reine bringen.«
Ich lächelte. »Sehr anschaulich, Kevin, wirklich.«
»Ob anschaulich oder nicht, Sylvie wird dir den Hintern polieren, wenn sie kann.«
Mein Lächeln wurde breiter. Ich konnte nicht anders. »Meinen Hintern lass meine Sorge sein. Erst mal sehe ich zu, dass ich euren Hintern aus der Schusslinie heraushalte.«
Die drei Werwölfe sahen mich an. Sie hatten einen seltsamen Gesichtsausdruck, fast den gleichen, aber ich konnte ihn nicht deuten. »Lupa sein heißt mehr, als um Dominanz kämpfen«, sagte Lorraine mit schmächtiger Stimme.
»Ich weiß«, antwortete ich. »Wirklich?«, fragte sie, und es hatte etwas Kindliches. »Ich meine ja.« »Du wirst uns töten, wenn wir versagen«, sagte Kevin, »aber wirst du auch für uns sterben? Wirst du denselben Preis bezahlen, den du von uns verlangst?«
Kevin gefiel mir besser, wenn er nicht so bildhaft daherredete. Ich betrachtete die drei Fremden. Leute, die ich zum ersten Mal sah. Würde ich mein Leben für sie riskieren? Durfte ich sie bitten, ihres für mich aufs Spiel zu setzen, wenn ich meinerseits nicht dazu bereit war?
Ich musterte sie, eingehend. Lorraines kleine Hände umschlangen die Handtasche so fest, dass sie zitterten. Teddy sah mich ruhig an, aber in seinem Blick lag eine Herausforderung, eine Intelligenz, die man bei ihm leicht übersehen konnte. Kevin sah aus, als stünde er jeden Tag in einer Gasse, um auf seinen Schuss zu warten, oder in einer Kneipe, um sein Quantum Whiskey zu trinken. Unter dem Zynismus steckte etwas anderes. Angst. Die Angst, ich könnte so sein, wie alle anderen. Jemand, der sie nur benutzte und sich einen Dreck um sie scherte. Raina war so gewesen, und jetzt Sylvie. Das Rudel sollte eigentlich ihre Zuflucht sein, ihr Schutz, nicht das, was sie am meisten fürchteten.
Ihre warme elektrisierende Macht entströmte ihnen, tanzte über meinen Körper, füllte den Raum. Sie waren nervös, ängstlich. Gestaltwandler verströmen unwillkürlich Macht, wenn sie starke Gefühle durchleben. Wer solche Kräfte spüren kann, merkt es sofort. Ich hatte im Laufe des Jahres eine Menge davon zu spüren bekommen. Diesmal war es irgendwie anders. Ich spürte nicht nur ihre Kräfte, mein Körper reagierte darauf. Nicht bloß mit einem Schaudern, mit ein bisschen Gänsehaut, sondern tiefer drinnen. Fast war es wie sexuelle Erregung, aber nur fast. Es war, als hätte ihre Macht in mir etwas gefunden, von dem ich bisher nichts gewusst hatte und das sie nun umschmeichelte.
Die Macht strömte in mich hinein, berührte etwas, und ich spürte dieses Etwas sich öffnen wie auf Knopfdruck. Ein Schwall warmer Energie sprudelte in mir auf und breitete sich bis in die Haut
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