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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gesehen hatte, nicht nachtblau, sondern kobaltblau, wie ein guter Saphir. Doch ein Juwel hatte nicht diese schwere Ausstrahlung von Intelligenz, von dunklem Wissen. Der Ausdruck seiner Augen, während er mich beim Näherkommen ansah, machte mir eine Gänsehaut. Nicht vor Kälte, nicht vor Angst, sondern vor Erwartung.
     
    Auf diesen Absätzen und mit den Seitenschlitzen im Kleid war das Gehen eine Kunst. Man musste sich quasi in jeden Schritt hineinwerfen, sich einen schwebenden, hüftschwingenden Gang zulegen, sonst wickelte sich das Kleid um die Schenkel und man knickte an den Knöcheln ein. Man musste mit der Sicherheit gehen, so etwas tragen zu können und wundervoll auszusehen. Wenn man an sich zweifelte und zögerte, fiel man hin und verwandelte sich in einen Kürbis. Nachdem ich jahrelang nicht fähig gewesen war, Absätze und Abendkleider zu tragen, hatte Jean-Claude mir innerhalb eines Monats beigebracht, was meiner Stiefmutter in zwanzig Jahren nicht gelungen war.
     
    Er stand auf und ich hatte nichts dagegen, obwohl ich früher von einem College-Ball abgehauen war, weil mein Begleiter für jedes Mädchen am Tisch aufgestanden war. Erstens war ich seitdem reifer geworden. Zweitens bekam ich jetzt Jean-Claude im Ganzen zu sehen.
     
    Die Hosen waren aus schwarzem Leinen und saßen hauteng. Ich wusste sofort, dass unter dem Stoff nichts war außer ihm. Die schwarzen Stiefel waren aus einem griffig weichen, gekreppten Leder und reichten bis zu den Knien.
     
    Er glitt auf mich zu, und ich blieb stehen. Ich hatte ein bisschen Angst. Angst vor meinem Verlangen. Ich war wie das Kaninchen im Scheinwerferkegel, das erstarrt und den Tod kommen sieht. Aber schlug das Kaninchenherz dabei immer schneller? Saß ihm der Atem wie ein Knoten im Hals fest? Hatte die Angst etwas Begieriges an sich oder galt sie nur dem Tod?
     
    Er schlang die Arme um mich und zog mich an sich. Seine blassen Hände waren warm, als sie über meine nackten Arme glitten. Er hatte schon an jemandem gesaugt, seine Wärme geborgt. Aber dieser jemand war sicher willens oder sogar eifrig gewesen. Der Meister der Stadt brauchte um Blutspenden nicht zu betteln. Blut war die einzige Körperflüssigkeit, die ich mit ihm nicht austauschte. Ich schob die Hände unter das kurze Jackett und über das seidene Hemd.
     
    Ich wollte mich in seine gestohlene Wärme drängen. Ich wollte über das raue Leinen streichen, den Kontrast zu der glatten Seide auskosten. Jean-Claude war immer ein Fest für die Sinne, bis hinunter zu den Kleidungsstücken.
     
    Er küsste mich sacht auf die Lippen. Wir hatten gelernt, dass sonst der Lippenstift abgeht. Dann neigte er meinen Kopf etwas zur Seite und atmete mir über Wange und Hals. Der Atem war wie ein Feuerstrom auf der Haut. Er bewegte die Lippen dicht über meiner Halsschlagader, als er sagte: »Du bist hübsch, ma petite.« Dann drückte er die Lippen auf meine Haut, ganz sanft. Ich seufzte schaudernd und löste mich von ihm.
     
    Unter Vampiren begrüßt man sich unter anderem mit einem leichten Kuss auf die Halsschlagader. Eine Geste, die für die engsten Freunde reserviert ist. Sie zeigt großes Vertrauen und Zuneigung. Wenn man sie verweigert, zeigt man damit, dass man verärgert oder misstrauisch ist. Ich fand sie noch immer zu intim für die Öffentlichkeit, aber ich hatte ihn das bei anderen tun sehen und schon erlebt, dass eine Verweigerung Kämpfe auslöste. Es war eine alte Geste, die gerade wieder in Mode kam. Unter Künstlern und ähnlichen Leuten galt sie sogar als schick. War wahrscheinlich besser, als neben dem Ohr in die Luft zu schmatzen.
     
    Der Oberkellner hielt meinen Stuhl bereit. Ich winkte ihn weg. Das war kein Feminismus, sondern ein Mangel an Grazie. Es war mir noch nie gelungen, mich an einen Tisch schieben zu lassen, ohne dass ich mir die Beine stieß oder zu weit von der Tischkante entfernt landete, so dass ich mich doch noch selbst zurechtrücken musste. Also zum Teufel damit.
     
    Jean-Claude sah zu, wie ich mit meinem Stuhl kämpfte, und lächelte, aber er bot mir keine Hilfe an. Wenigstens das hatte ich ihm abgewöhnt. Er setzte sich seinerseits mit einem eleganten Schwung. Es war eine beinahe geckenhafte Bewegung, aber er war wie eine Katze. Selbst in Ruhelage war da ein Rest Muskelbewegung, eine physische Spannkraft, die äußerst maskulin wirkte. Ich hatte das immer für einen dieser Vampirtricks gehalten, aber das war er, nur er.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Was ist, ma

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