Anita Blake 07 - Dunkle Glut
es war peinlich, aber ich durchsuchte ihn von oben bis unten. Es war nichts zu finden. Aber ich fühlte mich besser. Ich trat zurück, bis ich außer Reichweite war und steckte die Waffe weg.
Er beobachtete das über die Schulter. »Passt der Slip zum BH?« Ich schüttelte den Kopf. »Sie können sich jetzt aufrichten.« Er blieb so. »Brauche ich mich denn gar nicht auszuziehen?« »Träumen Sie weiter«, sagte ich.
Er richtete sich auf, glättete seinen Mantel. »Du ahnst nicht, was ich alles träume, Anita.« Sein Gesichtsausdruck war undurchsichtig, aber ein Blick in seine Augen reichte mir. Ich wollte nicht wissen, was Asher alles sah, wenn er am Ende des Tages die Augen schloss.
»Wollen wir gehen?«, sagte Jean-Claude. »Bist du so erpicht darauf, dein Leben wegzuwerfen?« fragte Asher. Sein Zorn kehrte mit einem Schlag zurück und fegte den amüsiert neckenden Kavalier hinweg.
»Der Rat wird mich heute Nacht nicht töten«, sagte Jean-Claude. »Bist du da so sicher?«
»Sie selbst haben verboten, dass wir in den Vereinigten Staaten untereinander kämpfen, bis über das Gesetz in Washington entschieden ist. Der Rat will, dass wir legal bleiben. Wenn sie gegen ihr eigenes Verbot handeln, wird ihnen niemand mehr gehorchen.«
Asher drehte das Gesicht ins Licht. »Es gibt schlimmeres als den Tod, Jean-Claude.«
Jean-Claude seufzte. »Ich habe dich nicht im Stich gelassen, Asher. Was kann ich anführen, um dich von der Wahrheit zu überzeugen? Du kannst die Wahrheit meiner Worte spüren. Ich kam zu dir, sowie ich davon erfuhr.«
»Du hattest Jahrhunderte lang Zeit, um dir das einzureden. Davon wird die Sache aber nicht wahr.« »Dann soll es so sein, Asher. Aber ich würde alles, was du mir vorwirfst, ungeschehen machen, wenn ich könnte. Ich würde sie zurückholen, wenn ich könnte.«
Asher hob die Hände, als könnte er den Gedanken wegschieben. »Nein, nein, nein! Du hast sie getötet. Du hast sie sterben lassen. Du hast sie im Feuer umkommen lassen. Ich habe gefühlt, wie sie starb, Jean-Claude. Ich war ihr Meister. Sie hatte solche Angst. Bis zuletzt hat sie gedacht, du würdest kommen und sie retten. Ich war ihr Meister und ihre letzten Worte waren dein Name.«
Jean-Claude drehte sich weg. Asher machte zwei ausgreifende Schritte zu ihm hin. Er packte Jean-Claudes Arm und riss ihn herum. Die Straßenlampe schien Jean-Claude ins Gesicht. Er weinte um eine Frau, die seit zweihundert Jahren tot war. Eine lange Zeit für Tränen.
»Das hast du mir nie erzählt«, sagte Jean-Claude leise.
Asher stieß ihn so heftig weg, dass er taumelte. »Spar dir die Tränen, Jean-Claude. Du wirst sie für dich selbst brauchen, und für sie. Der Rat hat mir meine Rache versprochen.« Jean-Claude legte den Handrücken an die Tränen. »Du kannst sie nicht töten. Das werden sie nicht erlauben.«
Asher lächelte und zwar höchst unfreundlich. »Ich will nicht ihr Leben, Jean-Claude. Ich will ihre Qual.« Er kam zu mir und umkreiste mich wie ein Hai. Ich drehte mich mit ihm, obwohl mir klar war, dass das nichts nützte. Wenn er mich anfiele, käme ich keinesfalls rechtzeitig an die Pistole.
»Du hast mir endlich verschafft, was ich brauche, um dich zu verletzen, Jean-Claude. Endlich liebst du jemanden. Die Liebe ist nie umsonst, Jean-Claude. Sie ist das kostbarste Gefühl, das wir haben, und ich werde dafür sorgen, dass du restlos bezahlst.« Er stand vor ihm mit herabhängenden Armen und geballten Fäusten. Er zitterte von der Anstrengung, sich zu beherrschen. Jean-Claude hatte aufgehört zu weinen, aber ich war nicht sicher, ob er sich wehren würde. In dem Moment erkannte ich, dass er Asher nicht verletzen wollte. Schuldbewusstsein ist eine großartige Sache. Nur leider wollte Asher ihn verletzen.
Ich trat zwischen sie und machte einen Schritt auf Asher zu. Er würde entweder zurückweichen müssen oder wir würden zusammenstoßen. Er wich zurück und starrte mich an, als wäre ich aus dem Boden gewachsen. Für einen Moment hatte er mich vergessen.
»Liebe ist nicht das kostbarste Gefühl, Asher«, behauptete ich. Ich ging noch einen Schritt vorwärts und er zog sich um einen zurück. »Sondern Hass. Denn der Hass frisst dich von innen auf und zerstört dich, lange bevor er dich umbringt.«
»Sehr philosophisch«, sagte er.
»Philosophie ist klasse«, erwiderte ich. »Und merken Sie sich eins: Drohen Sie uns nie wieder. Andernfalls werde
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