Anita Blake 07 - Dunkle Glut
»Gut«, sagte er. Yvette zog noch mehr an der Leine, so dass er nicht mehr sprechen konnte. Ich entdeckte die Metallstifte an der Innenseite des Halsbands. Ein Würgeband, großartig.
»Er ist mein Wolf, Yvette. Er steht unter meinem Schutz. Du kannst ihn nicht haben«, warnte Jean-Claude.
»Ich habe ihn doch schon gehabt«, erwiderte sie. »Und ich werde ihn wieder haben. Ich habe ihm noch nicht wehgetan. Die Blutergüsse sind nicht mein Werk. Er hat sie sich zugezogen, als er dieses Haus verteidigte. Als er dich verteidigte. Frag ihn selbst.« Sie ließ die Leine locker.
Jason atmete tief durch und sah uns an. »Hat sie dich verletzt?«, fragte Jean-Claude. »Nein.«
»Du hast große Zurückhaltung gezeigt«, sagte Jean-Claude zu Yvette. »Oder hat sich dein Geschmack gewandelt, seit wir uns zuletzt in den Armen lagen?«
Sie lachte. »Oh nein, mein Geschmack ist noch ganz derselbe. Ich werde ihn jetzt vor euren Augen quälen, und ihr werdet machtlos sein. Auf diese Weise quäle ich gleich mehrere Leute, ohne dass es mehr Mühe macht.« Sie lächelte. Sie sah besser aus als im Restaurant. Nicht ganz so blass.
»Wen haben Sie ausgesaugt?«, fragte ich.
Ihr Blick schoss zu mir. »Das wirst du bald sehen.« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Warrick. Er wand sich nicht gerade unter ihrem Blick, aber er wirkte plötzlich kleiner, nicht mehr so strahlend. »Warrick, du enttäuschst mich.«
Warrick stand an der Wand, Damians Schwert in der Hand. »Ich wollte ihn nicht verletzen, Meisterin.« »Oh, das meine ich nicht. Du hast Wache gestanden, während sie ihn zurückgeholt haben.«
»Du hast gesagt, ich werde bestraft, wenn er stirbt.« »Das habe ich, aber hättest du wirklich das große Schwert gegen mich gebraucht?« Er sank auf die Knie. »Nein, Meisterin.« »Wie wolltest du sie dann beschützen?«
Warrick schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe nicht gedacht ...«
»Das tust du nie.« Sie zerrte Jason bis an ihre Beine und drückte sein Gesicht an ihre Oberschenkel. »Pass auf, Jason, pass genau auf, was ich mit bösen kleinen Jungen mache.« -
Warrick kam vom Boden hoch und drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er ließ das Schwert fallen. Es landete klirrend auf den Steinplatten. »Bitte, Meisterin, bitte, tu das nicht.«
Yvette warf den Kopf zurück, schloss die Augen und streichelte Jasons Gesicht. Sie atmete tief ein und aus. Sie freute sich wohl schon.
»Was wird sie tun?«, fragte ich. »Schau hin.« Mehr wollte Jean-Claude nicht sagen.
Warrick stand so nah bei mir, dass ich ihn mit ausgestrecktem Arm hätte berühren können. Was immer gleich passieren würde, wir würden es aus nächster Nähe verfolgen können. Was vermutlich der Sinn der Sache war.
Warrick starrte an uns vorbei an die gegenüberliegend, Wand, uns ignorierte er so gut er konnte. Auf seinen hellblauen Augen breitete sich ein weißer Film aus, bis sie blind waren. Hätte ich nicht so dicht bei ihm gestanden, ich hätte die Veränderung nicht bemerkt.
Seine Augen fielen in sich zusammen, verwesten zusehends. Sein Gesicht war noch makellos, stark, heldenhaft, wie ein Holzschnitt des Heiligen Georg, nur die Augenhöhlen waren leere, faulige Löcher. Dicker grünlicher Eiter tropfte über die Wangen wie große Tränen.
»Tut sie das?«, fragte ich. »Ja«, antwortete Jean-Claude fast unhörbar.
Warrick gab einen kleinen Laut von sich. Dann quoll ein schwarzer Schwall aus seinem Mund. Er wollte schreien, brachte aber nur ein tiefes, ersticktes Gurgeln heraus. Er stürzte auf Hände und Knie. Die eitrige Flüssigkeit strömte ihm aus Mund, Augenhöhlen und Ohren. Sie sammelte sich zu schleimigen Pfützen.
Es hätte stinken müssen, aber wie so oft bei verwesenden Vampiren gab es keinerlei Geruch. Warrick erbrach seine verwesten Organe auf den Boden.
Wir wichen vor der wachsenden Lache zurück. Ich wollte da nicht reintreten. Nicht dass es mir hätte schaden können, aber sogar die anderen Vampire wichen davor zurück.
Warrick brach zusammen. Sein weißer Anzug war schwarz von Blut. Aber unter der Sauerei war er unversehrt. Der äußere Körper war unberührt geblieben.
Er streckte tastend die Hand aus. Es war eine Geste der Hilflosigkeit. Eine Geste, die deutlicher von seiner Verletzung sprach als Worte, und er war voll bei Bewusstsein, fühlte und dachte.
»Großer Gott«, sagte ich.
»Du solltest sehen, was ich
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