Anita Blake 07 - Dunkle Glut
nun zu mir, Damian. Erhebe dich. Komm an meine Hand.« Er fasste das Schwert fester. Ich fühlte Damians Körper sich regen, auf die geschmeidige Art der Toten.
Ich liebkoste sein Herz, und es war kalt und tot. »Ich bin der Meister deines Herzens, Damian«, sagte Jean-Claude. »Ich will, dass es schlägt.«
»Wir werden es zum Schlagen bringen«, sagte ich. Meine Stimme klang fern, fremd, überhaupt nicht wie ich. Die Macht blies ihren Atem durch mich, durch Damian in Jean-Claude. Ich spürte, wie sie sich ausbreitete, und wusste, dass jeder Tote in unserer Nähe den Ansturm spüren würde.
»Jetzt«, flüsterte ich.
Jean-Claude sah mich noch einmal an, dann richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf Damian. Mit energischer Kraft zog er die Klinge langsam heraus.
Damians Wesen wollte ihr folgen, durch die Wunde entschlüpfen. Ich merkte, wie es fortzugleiten drohte. Ich rief es an, drängte es in das tote Fleisch, und es war nicht genug. Ich bewegte die Hand auf dem Herzen. Die Schneide ritzte mich. Blut, frisches, warmes, menschliches Blut floss über die Wunde. Damians Wesen zögerte. Es verweilte, um mein Blut zu kosten. Das reichte. Ich hielt mich nicht mit Liebkosen auf, ich versetzte seinem Herzen einen Schlag, füllte es mit der Macht, die da über uns kroch.
Es schlug gegen die Brust, dass ich es bis in die Knochen spürte. Sein Rückgrat wölbte sich, hob ihn von meinem Schoß, warf den Kopf nach vorn. Sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Er riss die Augen auf und sank zurück in meinen Schoß.
Aus großen Augen starrte er mich ängstlich an. Er fasste meinen Arm, wollte etwas sagen, doch seine Stimme kam an dem hämmernden Puls in der Kehle nicht vorbei. Ich fühlte das Blut in seinem Körper rauschen, spürte sein Herz schlagen.
Er streckte den Arm nach Jean-Claude aus, angelte seinen Jackenärmel. Schließlich flüsterte er: »Was hast du mit mir gemacht?« »Dich gerettet, mon ami, dich gerettet.«
Plötzlich sackte Damian ein. Sein Körper wurde still. Ich verlor seinen Pulsschlag, das Gefühl für sein Herz. Es entglitt mir langsam und ich ließ es geschehen. Aber ich war fast sicher, ich hätte es halten können, hätte den Kontakt zu dem Leben in seinem Körper behalten können, es lenken können. Da war ich fast sicher.
Ich strich ihm durch die dicken roten Haare und spürte die Versuchung. Sie hatte eine leise Ähnlichkeit mit sexueller Erregung. Ich sah mir meine blutende Hand an. Ich hatte nur einen kleinen Schnitt. Ein, zwei Stiche, und alles wäre wieder in Ordnung. Es tat weh, aber nicht weh genug. Ich schob die blutende Hand in seine Haare, dass sie über die offene Wunde rieben. Der Schmerz war plötzlich brennend, Übelkeit erregend. Schlimm genug, um mich zur Vernunft zu bringen.
Damian starrte mich an, er hatte Angst. Angst vor mir.
18
»Schrecklich beeindruckend.« Ich drehte mich um. Damian lag noch in meinem Schoß. Yvette stelzte den Gang entlang. Sie hatte die Nerzstola abgelegt, und das weiße Kleid war sehr schlicht, sehr elegant, sehr Chanel. Der Rest der Szene war der reinster Marquis de Sade.
Bei ihr war Jason, Werwolf und Mädchen für alles, manchmal bereitwilliger Aperitif der Untoten. Er trug eine hautenge schwarze Lederhose, die gewisse Gemeinsamkeiten mit Beinschützern hatte. An den Oberschenkeln war nackte Haut zu sehen, und eine Art Lendenschurz bedeckte die Leistengegend. Um den Hals trug er ein Hundehalsband mit Metallstiften und eine Leine. Die Leine hielt Yvette. Frische Blutergüsse waren über Gesicht, Hals und Arme verteilt. An Brust und Bauch hatte er Wunden, die vielleicht von Krallen stammten. Seine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, die Arme so eng an den Körper gedrückt, dass ihm allein das wehtun musste.
Yvette blieb zweieinhalb Meter vor uns stehen und warf sich in Pose. Sie stieß Jason hart genug in den Rücken, dass er einen kleinen Laut von sich gab, und zwang ihn auf die Knie. Sie zog die Leine stramm, bis sie ihn würgte.
Dann strich sie ihm über die blonden Haare, zupfte sie zurecht, als wollte sie ein Foto von ihm machen lassen. »I, ;,ist mein Geschenk, solange ich hier bin. Gefällt euch die Verpackung?«
»Kannst du dich aufrichten?«, fragte ich Damian. »Ich glaube, ja.« Er rollte sich von meinem Schoß und setzte sich vorsichtig auf, als ob noch nicht alles so ganz funktionierte.
Ich stand auf. »Wie geht es dir, Jason?«
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